Das Projektbüro von Solar Bioproducts Ruhr ist seit fünf Jahren in Herne. Seitdem hat es sich bundesweit und international einen Namen gemacht.

Das Projektbüro von Solar Bioproducts Ruhr ist seit fünf Jahren in Herne. Seitdem hat es sich bundesweit und international einen Namen gemacht. Nun sollen die nächsten Entwicklungsschritte in Angriff genommen werden.

Wenn jemand als „Weltretterin“ bezeichnet wird, lässt das aufhorchen. Christina Marx, promovierte Leiterin des Herner Projektbüros von Solar Bioproducts, gehört zu diesem Kreis. Hinter dem Titel „Die Weltretterin“ steckt eine Podcast-Reihe, bei der unterschiedliche Frauen von ihren Projekten und ihrem Engagement für die Erde erzählen. Dass Marx von ihrer Forschung erzählt, offenbart, dass Solar Bioproducts Ruhr zu den „verborgenen Champions“ in Herne zählen.

Algenforscher Prof. Thomas Happe gab vor fünf Jahren den Impuls zum Aufbau des Projektbüros in Herne.
Algenforscher Prof. Thomas Happe gab vor fünf Jahren den Impuls zum Aufbau des Projektbüros in Herne. © Fischer | Walter Fischer

Um diese Bedeutung zu verstehen, muss man zurückblenden: 2015 ging das Projektbüro an den Start, den Impuls hatte die Wirtschaftsförderung gegeben - und Professor Thomas Happe. Er ist Leiter der AG Photobiotechnologie an der Ruhr-Universität Bochum mit Wurzeln in Herne. Er gehört bei der Erforschung von Mikroalgen und ihren Möglichkeiten weltweit zu den führenden Köpfen.

Kooperation mit den Universität Oxford

In den vergangenen Jahren hat sich das Projektbüro gerade in einem Bereich einen Namen gemacht, für den die Bundesregierung vor wenigen Monaten eine nationale Strategie verabschiedet hat: Wasserstoff. Christina Marx und Oliver Lampret beschäftigen sich seit einiger Zeit mit der Frage, ob es möglich ist, eine Biobrennstoffzelle zu entwickeln. Der Hintergrund: Zur herkömmlichen Produktion von Brennstoffzellen wird Platin benötigt. Doch wenn Brennstoffzellen in größerer Zahl hergestellt werden - und seit einiger Zeit sind sie wieder in den Fokus gerückt - sind die Vorkommen schnell erschöpft. Möglicherweise können in Zukunft Algen das Platin ersetzen.

Bei der Erforschung kooperierten die Herner Wissenschaftler mit der traditionsreichen Universität in Oxford. Eine andere internationale Kooperation wird erneut von der Bundesregierung gefördert. Bis zum Jahresende finanziert der Bund die Kooperation mit dem Single-Cell-Zentrum im chinesischen Qingdao. Sobald die Beschränkungen wegen Corona aufgehoben werden, soll das neue Projekt starten. Das Renommee in der Forschungswelt erregt Aufmerksamkeit. Marx und Happe berichten, dass sich auch die Industrie für das Potenzial der Algen interessiert.

Zusammenarbeit mit dem Netzwerk von Ruhrvalley

Für Oberbürgermeister Frank Dudda bedeutet die Ansiedlung des Projektbüros im Nachhinein, dass Herne als Stadt ohne Hochschule gleich mehrere Etagen übersprungen habe und nun in der internationalen Spitzenforschung unterwegs sei.

Die promovierten Wissenschaftler Oliver Lampret und Christina Marx forschen zu den Möglichkeiten, „grünen Wasserstoff“ herzustellen. 
Die promovierten Wissenschaftler Oliver Lampret und Christina Marx forschen zu den Möglichkeiten, „grünen Wasserstoff“ herzustellen.  © SBP

Nach der Grundlagenforschung will Solar Bioproducts Ruhr das Augenmerk verstärkt darauf richten, wie das Wissen in Produkten Anwendung finden kann. Da trifft es sich, dass in Herne auch der Forschungsverbund Ruhrvalley ansässig ist. Zu deren Themen gehören neue Energie und neue Mobilität. Zusammen könne man das Thema „grüner Wasserstoff“ intensivieren, so Happe.

Wasserstoff - Steag als idealer Standort

Oberbürgermeister Frank Dudda sieht auch den Steag-Standort in Baukau als ideal, um die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung umzusetzen. Mit dem Bau des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks wäre er ein Knotenpunkt, in dem sich Gas-, Strom- und Fernwärmleitungen treffen.

Im Rahmen der Projekte der Ruhrkonferenz soll dort eine offene Versuchsplattform zur Entwicklung von Power-2-X-Technologien (Speicherung oder Nutzung von Stromüberschüssen in Zeiten des Überangebots) aufgebaut werden.

„Von den Ergebnissen des Projektbüros erhoffen wir uns neue Impulse für die Wirtschaft in Herne“, so WFG-Chef Holger Stoye. Die Bündelung der Kräfte in Wissenschaft und Wirtschaft sei der richtige Ansatz und biete die Chance, auch international attraktiv zu sein.

Ziel: Ansiedlung auf der Internationalen Technologiewelt

Bleibt eine Frage: Wird Solar Bioproducts Ruhr in Zukunft über den Status eines Projektbüros hinaus kommen und im Stadtbild sichtbar werden? In der Tat sei es das Ziel, dass in Herne ein echtes Forschungsinstitut entsteht. Mittelfristig werde angestrebt, dass sich Solar Bioproducts mit weiteren Partnern auf der Internationalen Technologiewelt auf der Zechenbrache General Blumenthal ansiedelt.

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