Herne. . Das Thema Städte-Ehe mit Luzhou steht auf der Tagesordnung des Rates. Eine Delegation aus Herne unterzeichnete in China eine Absichtserklärung.

Mit einem so genannten „Memorandum of Unterstanding“ unterzeichneten eine Delegation aus Herne und Vertreter der chinesischen Stadt Luzhou in der Provinz Sichuan am Samstag eine Absichtserklärung, die Beziehungen zwischen beiden Städten weiter auszubauen. Dabei geht es um die Bereiche Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Bildung, Gesundheitswesen und Tourismus. Der Rat der Stadt Herne soll am 17. April darüber diskutieren, ob er eine Städte-Ehe mit Luzhou eingehen will.

Partnerschaft mit Einschränkungen

„Das wird aber keine Städtepartnerschaft im klassischen Sinne sein“, erklärte Oberbürgermeister Frank Dudda in einem Telefongespräch aus China mit der WAZ. Dafür sei die Entfernung zu groß, ein Austausch mit der Bevölkerung sei über eine derart weite Distanz schwierig. Dominierend bei einer möglichen Partnerschaft könnten die Bereiche Bildung, Medizin und Wohlfahrt sein. Von Dezember bis Februar habe bereits ein Arzt aus Luzhou am Evangelischen Krankenhaus gearbeitet, das habe gut funktioniert. Die Chinesen hätten ein großes Interesse am deutschen Gesundheitssystem. „Umgekehrt könnten wir in Herne angesichts des Mangels an Pflegekräften von den Chinesen profitieren“, sagte Dudda weiter.

Die Herner Delegation aus Repräsentanten der Stadt, der Kommunalpolitik und aus Wirtschaft und Wissenschaft weilte für vier Tage im Reich der Mitte. Das Resümee der anstrengenden Reise klingt durchweg positiv: „Wir sind in Chengdu so wie auch in unserem eigentlichen Reiseziel Luzhou äußerst freundlich und zuvorkommend empfangen und behandelt worden. Wir hatten in beiden Städten gute Gelegenheit zum Austausch mit den politischen Vertretern, der oft sogar freundschaftlich verlief. Insofern ist mein persönlicher Eindruck sehr positiv“, schreibt die CDU-Fraktionsvorsitzende Bettina Szelag.

Herzlicher Empfang in China

„Unsere Delegation wurde sowohl in Chengdu als auch Luzhou sehr herzlich empfangen“, grüßt Veronika Buszewski Fraktionsvorsitzende der Linkspartei. Sie habe grundsätzlich nichts gegen einen internationalen Austausch mit dem Schwerpunkt wirtschaftliche Kooperation mit einer Stadt beziehungsweise Region in China. „Die Eindrücke vor Ort lassen hoffen, dass daraus erfolgsversprechende Projekte entstehen können.“

Algenforscherin Dr. Christina Marx berichtet: „Wir hatten sehr interessante Gespräche. Da der Umweltgedanke auch auf chinesischer Seite verankert ist, möchte SolarBioproducts Ruhr an die Gespräche der Delegationsreise auch gerne zukünftig anknüpfen. Der Dialog hat mich davon überzeugt, dass es Synergien für gemeinschaftliche Projektentwicklungen gibt.“ Bedauert wurde von allen Seiten, dass WAZ-Lokalredaktionsleiter Michael Muscheid nicht an der Reise teilnehmen konnte, weil er kein Visum bekam. „Das ist aber wohl eher aus technischen Gründen gescheitert, das könnte am Visa-Dienst gelegen haben“, sagte Dudda. Die Chinesen hätten zwar eingeräumt, dass es dort keine Pressefreiheit gebe, bei der Begleitung deutscher Delegationen gebe es aber in der Regel keine Einschränkungen.

„Bundeskanzlerin Angela Merkel reist im Mai nach China, und da wird auch ein großer Presse-Tross dabei sein“, so Dudda.

Über eine „von Beginn an äußerst freundliche, ausgewählt höfliche und beeindruckend gastfreundliche Aufnahme“, freut sich Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel.

Trotz des beschränkten Zeitrahmens seien beeindruckende Einblicke in Stadtentwicklung, industrielle Standards im Maschinenbau, Logistik und Stadtentwicklung präsentiert worden. „Für das Handwerk steht der 3000 Jahre alten Tradition chinesischer Handwerkskunst das weltweit anerkannte duale Ausbildungssystem im deutschen Handwerk gegenüber. Hier gilt es, Anknüpfungen und Synergien zu finden. Das Interesse ist groß“, so Klinger weiter.

Reger Austausch mit Universität

Einen regen Austausch mit dem Direktor der medizinischen Fakultät der Universität in Luzhou hatte Prof. Ulrich Eickhoff, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Evangelischen Krankenhaus. In China müssten bislang alle Patienten im Erkrankungsfall ins Krankenhaus, niedergelassene Ärzte gebe es nicht. Die Chinesen seien sehr am deutschen System interessiert. „Luzhou ist von der chinesischen Regierung auserwählt worden, diese Umstrukturierung vorzunehmen, um sie anschließend in ganz China zu etablieren.“