Herne. Der Ex-Chef der Familien- und Krankenpflege Herne (FuK) steht vor Gericht. Er soll 150.000 Euro veruntreut und sich schamlos bereichert haben.

Jetzt wird es ernst: Rund eineinhalb Jahre nach seiner vorläufigen Festnahme muss sich der ehemalige Geschäftsführer der Familien- und Krankenpflege e.V. Herne (FuK) ab Mittwoch, 12. August, vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Die Anklage skizziert einen „Untreue-Skandal“ mit dreisten Selbstbedienungen – von der luxuriösen Urlaubsreise, Sauna und Massagebehandlungen bis hin zur Gehaltserhöhung per fingiertem Vorstandsbeschluss.

Die Bochumer Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 51-jährige Angeklagte in der Zeit vom 10. Januar 2014 bis zum 9. September 2018 regelmäßig private Anschaffungen und Vergnügungen aus dem Vereinsvermögen finanziert hat. Der angerichtete Gesamtschaden soll sich auf einen Betrag in Höhe von annähernd 150.000 Euro belaufen.

Nachdem es 2018 seitens der Staatsanwaltschaft zu Durchsuchungen bei der FuK gekommen war, war am 7. Dezember 2018 ein Haftbefehl erlassen und der nun angeklagte Ex-Geschäftsführer schließlich am 10. Dezember 2018 vorläufig festgenommen worden. Mitte Januar 2019 dann war die Untersuchungshaft des 51-Jährigen außer Vollzug gesetzt worden.

Geschäftsführer hat Bargeld aus der Vereinskasse genommen

Die Untreue-Vorwürfe der Staatsanwaltschaft betreffen zahlreiche verschiedene Ebenen. Über die vereinseigene Mastercard Gold soll der 51-Jährige beispielsweise bei mindestens 100 Geldautomatenabhebungen insgesamt rund 35.000 Euro Bargeld eingesteckt und privat verbraucht haben. Ebenso sollen von ihm mit der FuK-Kreditkarte Flüge und Urlaubsreisen (10.000 Euro), Saunabesuche (1700 Euro), Modeeinkäufe (15.000 Euro) und Streaming-Abonnements (750 Euro) bezahlt worden sein.

Besonders schwerer Fall der Untreue

Die Anklage wirft dem Ex-FuK-Geschäftsführer insgesamt 337 Fälle der gewerbsmäßigen Untreue (§§ 266 und 263 Strafgesetzbuch) vor. Das Strafmaß beträgt sechs Monate bis zehn Jahre Haft.

Für den am 12. August um 13.30 Uhr startenden Prozess vor der 13. Wirtschaftsstrafkammer sind vorerst noch 15 weitere Verhandlungstage bis zum 9. Oktober 2020 anberaumt.

Ferner soll sich der Ex-Geschäftsführer auch regelmäßig Bargeld aus der Vereinskasse aushändigen lassen, jedoch in nur ganz wenigen Fällen später einen dazu passenden Beleg eingereicht haben. Schaden laut Anklage hier: weitere rund 17.000 Euro. Über ein Amazon-Konto ließ sich der 51-Jährige nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf FuK-Kosten unter anderem einen Gartentisch, eine Gefrierbox, eine Hantelbank, eine Hundeschermaschine sowie zwei Taschenfederkernmatratzen (80x200cm) an seine Privatanschrift liefern.

Eigenes Gehalt um 1500 Euro hochgeschraubt

Über den Zahlungsdienst Paypal sollen vom Konto der FuK unter anderem Kosten für einen Geschirrspüler (950 Euro) und ein E-Bike (1599 Euro) abgebucht worden sein. Hinzukommen laut Anklage auch Dauerkarten-Rechnungen des Fußballbundesligisten FC Schalke 04 für insgesamt 2200 Euro und eine Rechnung für den Einbau einer Standheizung in den Firmen-Wagen für 2400 Euro.

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Nach dem Ausscheiden dreier Vorstandsmitglieder im Mai und August 2017 soll der Ex-Geschäftsführer zudem eine Vorstandssitzung samt Protokoll fingiert, dabei unter anderem sein eigenes Gehalt um 1500 Euro monatlich hochgeschraubt und so weitere 21.000 Euro Schaden angerichtet haben. Außerdem sollen auf seine Veranlassung hin vom FuK-Vereinskonto insgesamt 7500 Euro auf das eigene Wirecard-Konto überwiesen worden sein.

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