herne. . Die Familien- und Krankenpflege Herne ist in finanzieller Schieflage und hat ein Sanierungsverfahren beantragt. Fast alle Dienste laufen weiter.
Die Familien und Krankenpflege Herner (FuK) ist in schwere Turbulenzen geraten. Der Verein, der in Herne mehrere hundert Patienten pflegerisch betreut und einen Menüservice betreibt, hat bereits am 26. November einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung gestellt. Das bestätigte Rechtsanwalt Philipp Künne, der als Sanierungsexperte und neues Vorstandsmitglied dieses Verfahren vor Ort begleiten wird.
„Hintergrund der Schieflage ist, dass der Verein nicht genügend auf die künftigen Veränderungen und gesetzlichen Rahmenbedingungen reagiert hat. Mit der Eigenverwaltung wollen wir die Familien- und Krankenpflege nachhaltig sanieren und zukunftsfähig aufstellen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Dirk Brieskorn, der den Pflegeverein nun leitet. Seine wichtigste Botschaft: Die Einrichtungen - mit Ausnahme des Demenzcafés - bleiben weiterhin geöffnet, ebenso laufen alle Projekte weiter wie bisher. Und Künne ergänzt im Gespräch mit der WAZ: „Das Unternehmen läuft sehr stabil, es wird weiter gepflegt, die Menüs werden weiter ausgefahren.“
Geschäftsführer sitzt in Untersuchungshaft
Künne bestätigte auch WAZ-Informationen, dass der bisherige Geschäftsführer seit gut einer Woche in Untersuchungshaft sitzt. Bereits vor einiger Zeit hatte die Bochumer Staatsanwaltschaft Hausdurchsuchungen bei der Familien- und Krankenpflege durchgeführt. Aus dem Umfeld des Vereins ist zu hören, dass es schon in der Vergangenheit Probleme mit dem Geschäftsführer gegeben habe. Dieser habe sich der Einrichtung von Kontrollmechanismen widersetzt. Daraufhin zog sich ein Vorstandsmitglied zurück.
Die aktuellen Probleme hatten sich bereits Anfang des Jahres angedeutet. Nach dem Rücktritt eines Vorstandsmitglieds habe der Verein nicht mehr über einen satzungsgemäßen Vorstand verfügt, so Künne. Bei einer Mitgliederversammlung sei Dirk Brieskorn, Geschäftsführer der Familien- und Krankenpflege, als Notvorstand gewählt worden. Künne selbst ist nun auch Vorstandsmitglied.
Löhne und Gehälter für 180 Mitarbeiter gesichert
Die rund 180 Mitarbeiter seien in einer Mitarbeiterversammlung über das Verfahren informiert worden. Die Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld bis auf Weiteres gesichert. Die Familien- und Krankenpflege Herne verfügt über sieben Standorte im Herner Stadtgebiet sowie einen Standort in Dorsten. Der Verein bündelt vielfältige Aufgaben der Gesundheitsdienste sowie der Sozialen Dienste. Hierzu gehören ambulante Grund- und Behandlungspflegen, Menüservice, Hausnotruf, Hauswirtschaftsdienste, Seniorenberatung, Sozialpädagogische Familienhilfen, Individuelle Schwerstbehindertenbetreuung sowie Schulbegleitung.
Das Demenzcafé werde jedoch zum Jahresende eingestellt, so Künne, die befristeten Verträge mit den Mitarbeiterinnen seien nicht verlängert worden. Grund sei, dass man sich im Rahmen des Sanierungsverfahrens die Strukturen und die Kosten anschauen wolle. Es stelle sich etwa die Frage, ob die vielen Betriebsstätten Sinn machten und ob man zentralisieren könne.