Herne. Die BI Dicke Luft fordert erneut Bodenuntersuchungen an der Herner Suez-Anlage. Sie beruft sich auch auf Hinweise aus der früheren Belegschaft.

Auch nach der angekündigten Schließung der thermischen Bodenaufbereitung von Suez an der Südstraße zum Jahresende bleibt das Unternehmen im Fokus: Die Bürgerinitiative Dicke Luft (BI) und die BUND-Kreisgruppe Herne berichtet von Hinweisen, dass die Zahl der Krebserkrankungen unter einigen ehemaligen Mitarbeitern der Anlage „deutlich erhöht“ sei. BI und BUND erneuern vor diesem Hintergrund ihre Forderung nach Bodenuntersuchungen rund um das Firmengelände.

Forderung nach Bodenuntersuchungen

Gerd Kalus und Ingrid Reckmeier fordern erneut Bodenuntersuchungen an der Suez-Anlage.
Gerd Kalus und Ingrid Reckmeier fordern erneut Bodenuntersuchungen an der Suez-Anlage. © LOC

Die BI-Sprecher Gerd Klaus und Ingrid Reckmeier (auch BUND) berufen sich bezüglich der Krebshäufigkeit auf „neue Informationen“ aus dem Suez-Umfeld, sprich: aus der vor Jahren am Standort Herne beschäftigten Belegschaft. „Wenn von 35 Mitarbeitern, die gleichzeitig im Betrieb gearbeitet haben, sieben an Krebs erkranken, dann ist das kaum noch durch eine zufällige Häufung zu erklären“, so Kalus und Reckmeier. Auch aus diesem Grund beharrten sie weiter auf ihrer Forderung nach Bodenuntersuchungen, die sie im Juni auch an Umweltministerin Ursula Heinen-Esser gerichtet hatten.

Die Initiative verweist auf Messungen bei der Herner Firma Silex, in deren Umfeld erhöhte PCB-Werte festgestellt wurden. Auch die Bodenreinigungs- und Abfallbehandlungsanlage von Suez könnten je nach Belastung der dort angelieferten Böden das giftige und krebserregende PCB oder andere Chlorkohlenwasserstoffe entstehen, so Kalus. Bei Silex habe sich gezeigt, dass offenbar selbst geringe Emissionen zu bedenklichen Schadstoffniederschlägen führen könnten.

ZDF-Beitrag über Suez

Die Sorgen von Suez-Anwohnern und der BI waren jüngst auch Thema eines vom ZDF in Herne gedrehten und in mehreren Sendungen ausgestrahlten Beitrags. Das Unternehmen wies darin die Ängste als unbegründet zurück: Schadstoffe, die in der geschlossenen Anlage aus den Böden freigesetzt würden, würden in einer Brennkammer vollständig zerstört. Eine aufwändige Abluftreinigung der Verbrennungsgase schließe den Prozess ab. Das kann die Initiative auch aufgrund bisheriger Erfahrungen mit Missständen in der Anlage nicht beruhigen: Sie hält an ihrer Forderung nach Messungen durch das Landesumweltamt fest.

Und auch sonst geht das Vertrauen gegenüber Suez gen Null. Die Aussagen des Unternehmens nach Verkündung der Schließung seien sehr widersprüchlich, so Reckmeier und Kalus. Es stehe deshalb außer Frage, dass die Klage des BUND NRW gegen die von der Bezirksregierung genehmigten Erweiterung der Anlage so lange aufrecht erhalten bleibe, bis eine endgültige Klärung im Sinne einer Komplettstilllegung entschieden sei. Sollte für die thermische Aufbereitung ein neuer Betreiber gefunden werden, müsse dieser sich mit der Klage auseinandersetzen.

Ermittlungen eingestellt

Die Initiative zweifelt zudem daran, dass sich der Betrieb als rein mechanische Aufbereitung mit der bestehenden Genehmigung betreiben lasse. Sie ließen dies derzeit anwaltlich prüfen, so Kalus und Reckmeier.

Inzwischen eingestellt worden sind Ermittlungen zu Überschreitungen der Stickoxid-Werte (NOx) durch Suez. Zur Erinnerung: Bei einer (angemeldeten) Kontrolle hatte die Bezirksvertretung Arnsberg im vergangenen Jahr zum Teil erhebliche Mängel in der Anlage festgestellt worden - darunter auch die zu hohen NOx-Werte. Die Strafanzeige der Bezirksregierung Arnsberg sei von der Staatsanwaltschaft inzwischen eingestellt worden, so einen Sprecherin der Bezirksregierung zur WAZ.

Von Suez war am Dienstag keine Stellungnahme zu dem Hinweis auf Krebserkrankungen zu bekommen. loc

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