Herne. 70 Absagen hat eine Hernerin erhalten, bis sie endlich einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Die Arbeitsagentur hat ihr dabei geholfen.

Fast hätte sie die Hoffnung aufgegeben: Nach 70 Absagen hatte Berit Jeworutzki nicht mehr daran geglaubt, in diesem Jahr noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Doch am 2. Juli wendete sich das Blatt für die Hernerin. Durch eine Telefonaktion der Arbeitsagentur lernte sie die Firma Knust kennen, schrieb eine Bewerbung und wurde prompt genommen.

„Meine Mutter hatte mir zufällig an dem 2. Juli einen Infozettel über die Telefonaktion in die Hand gedrückt“, sagt die 20-Jährige. „Ich hatte mittlerweile ehrlich gesagt schon keine Motivation mehr.“ Das Telefonat habe sie als letzte Chance gesehen.

Dass man nicht zu früh aufgeben soll, weiß auch Sebastian Brimberg von der Agentur für Arbeit. „Mit der Aktion wollten wir Jugendlichen nochmal ganz gezielt die Chance geben, sich vorzustellen und ihre Wünsche zu äußern“, sagt er. Häufig würden sich durch solche Gespräche noch andere Alternativen ergeben, an die die Jugendlichen bisher nicht gedacht hätten. Nach dem Gespräch suche die Agentur den passenden Arbeitgeber und bringe so potenzielle Arbeitnehmer und -geber zusammen.

Seit November 2019 ist die 20-jährige Hernerin auf der Suche

Berit sei schon lange klar gewesen, dass sie etwas im kaufmännischen Bereich machen will. „Ob in der Industrie oder im Handel war erst einmal zweitrangig.“ Bei der Firma Knust habe dann alles gepasst, nach einem Bewerbungsgespräch stand fest, dass sie eine Ausbildung zur Kauffrau für Groß- und Außenhandel starten darf. Berit habe direkt überzeugen können, sagt Ausbildungsleiterin Valentina Weinrich. „Sie weiß, was sie will und scheint sehr ehrgeizig zu sein“, sagt Weinrich.

Beratung bei Youtube

Neben der Telefonaktion geht die Arbeitsagentur Herne noch einen weiteren neuen Weg, um Schulabgängern die Chance zu geben, einen passenden Ausbildungsbetrieb zu finden. Berufsberater der Agentur stellen sich für Live-Chats auf Youtube zur Verfügung.

Dabei beantworten sie Fragen rund um den Bewerbungsprozess, geben Tipps zur allgemeinen Berufsorientierung und stellen „Check-U“ vor, ein Online-Tool zum Erkunden eigener Stärken. Alle interessierten Jugendlichen sind dazu herzlich eingeladen. Der nächste Termin „Check-U – meine Stärken finden“ findet am 6. August, um 16 Uhr statt unter https://www.youtube.com/watch?v=7EyUC9AHhg4&feature=youtu.be.

Warum dieser Ehrgeiz bisher bei anderen Firmen nicht gereicht habe, weiß Berit selbst nicht so genau. Nur von einigen Unternehmen habe sie auf ihre Bewerbung eine Rückmeldung bekommen. „Die meisten sagten mir, dass sie sich bereits für einen anderen Bewerber entschieden hätten.“ Nachdem sie ihr Fachabitur am Otto-Hahn-Gymnasium im vergangenen Jahr absolviert hatte, habe sie seit November nach einer passenden Ausbildung gesucht. Hätte sie keine Stelle gefunden, hätte sie weiter gekellnert, um wenigstens ein wenig Geld zu verdienen, erzählt sie.

Viele Bewerber auf wenige offene Stellen

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Am 1. August hat sie nun die Ausbildung begonnen, die ersten Tage hätten ihr bereits gut gefallen. Ihr Wunsch sei es gewesen, ein Unternehmen zu finden, in dem sie auch nach der Ausbildung übernommen werden könne. Bei der Firma Knust stünden die Chancen dafür gut: „Unsere guten Auszubildenden übernehmen wir eigentlich alle“, sagt Geschäftsführer Heinz-Jürgen Weinrich. Denn gute Fachkräfte zu finden, sei sehr schwierig, deswegen „bilden wir unsere Kräfte gerne selbst aus.“ Einige der 100 Mitarbeiter in der Herner Niederlassung seien bereits seit 15 Jahren im Unternehmen.

Viele junge Leute hätten derzeit Schwierigkeiten, einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden, sagt Brimberg. Es gebe in Herne einen Bewerberüberhang. 533 Bewerber seien derzeit noch unversorgt, berichtet er. 293 Stellen seien noch offen. Vor allem Corona habe die Situation verschärft.

Mit der Telefonaktion wolle die Arbeitsagentur jungen Menschen eine Chance geben, unkompliziert den richtigen Arbeitgeber zu finden. Es hätten etwa 25 junge Leute an der Aktion teilgenommen, berichtet er. „Die Gespräche waren sehr konstruktiv, die Jugendlichen haben wirklich unsere Unterstützung gebraucht.“ Es lohne sich immer, hartnäckig zu bleiben und den Mut nicht zu verlieren, betont er.

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