Herne. Nach dem Lockdown haben die Fahrschulen wieder den Betrieb aufgenommen. Was sich seit Ausbruch der Pandemie bei den Fahrschulen verändert hat.

Auch den Fahrschulen hatte die Corona-Pandemie eine Schließung beschert. Nach wochenlangem Lockdown durften alle Fahrschulen unter Einhaltung der Coronaschutz-Verordnung des Landes ihren Ausbildungsbetrieb Ende April wieder aufnehmen. Fahrlehrer Markus Deffner aus Herne habe die Zeit der Schließungen gut überstanden, sagt er. „Natürlich hat mich der Lockdown getroffen“, so Deffner. „Aber es hätte schlimmer kommen können.“

Sein Betrieb laufe nun wieder normal, allerdings müsse er sich an einige Schutz-Maßnahmen halten. So müssten er und seine Fahrschüler beim Fahren ein Maske tragen, „was schon sehr gewöhnungsbedürftig ist“. Hinzu komme, dass er die Autos und seine Hände nach jedem Fahrschüler desinfizieren müsse.

Herner Fahrlehrer klagt über lange Wartezeiten beim TÜV

Zurückhaltun g bei seinen Fahrschülern merke er nicht. „Seit wir wieder geöffnet haben, haben wir das normale Aufkommen wie sonst auch.“ Lediglich das Anmelden von Prüfungen beim TÜV stelle noch ein Problem dar. Die Wartezeiten für Prüfungen seien zuweilen sehr lang.

Finanziell habe er die erste Welle gut überstanden, „aber wer weiß, ob nicht noch eine zweite Welle auf uns zukommt“. Sein Vorteil sei gewesen, dass er keine angestellten Fahrlehrer hätte bezahlen müssen. „Ich bin schließlich Alleinunterhalter.“ Und Deffner zieht auch etwas Positives aus der Krise: Normalerweise habe er keine Zeit für seinen fünfjährigen Sohn, nun aber habe er sich einige Wochen lang ausschließlich um ihn kümmern können.

Fahrschüler halten sich nicht an die vorgegebenen Schutzmaßnahmen

Offizielle Regeln den Landes

Das sind die offiziellen Regeln, die das Land für Fahrschulen festgelegt hat: „Das Erfordernis eines Mindestabstands von 1,5 Metern zwischen Personen gilt nicht für den praktischen Unterricht von Fahrschulen.“

Es dürften sich nur der Fahrschüler und der Fahrlehrer sowie während der Fahrprüfung zusätzlich eine Prüfungsperson oder im Rahmen der Fahrlehrerausbildung ein Fahrlehreranwärter im Fahrzeug aufhalten. Während der Fahrt bestehe Maskenpflicht.

Nicht ganz so positiv blickt Muhammed Ciftci von der Fahrschule Tura auf die aktuelle Situation. „Es hakt noch an einigen Stellen“, sagt er. Ein großes Problem sei, dass viele seiner Fahrschüler sich nicht an die vorgeschriebenen Maßnahmen hielten. „Die interessiert es nicht, ob es das Virus noch gibt“, so Ciftci. „Die wollen nur möglichst schnell ihren Führerschein machen.“ Alles was sie in der Lockdown-Zeit verpasst hätten, wollten sie nun direkt nachholen.

Zudem würden einige ohne Mundschutz zur Fahrstunde kommen. „Das Problem an dem Virus ist, dass man die Gefahr nicht sieht“, sagt der Fahrlehrer. „Es gibt noch viele Dinge, die nicht rund laufen – aber das wird wahrscheinlich auch erst anders, wenn ein Impfstoff gefunden ist.“

Auch er müsse sich zurzeit an die geltenden Schutzmaßnahmen halten. „Das ist etwas anstrengend, aber nötig.“ Zudem habe sich auch im Ablauf der Fahrstunde etwas geändert. So dürften die Fahrschüler sich nicht mehr untereinander abholen, da nicht mehr als zwei Personen im Auto sitzen dürften, erklärt eine Kollegin von Ciftci. Außer bei Prüfungen, „da sitzt der Prüfer natürlich wie immer hinten und alle drei Beteiligten müssen eine Maske tragen.“

Plexiglasscheiben erhöhen das Unfallrisiko

Nicht erlaubt sei es hingegen, Plexiglasscheiben während der Prüfungen einzusetzen, erklärt Friedel Thiele, erster Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Westfalen. „Plexiglasscheiben zwischen Vorder- und Rücksitz oder auch zwischen dem Lehrer und dem Schüler erhöhen das Unfallrisiko“, so Thiele. Die Scheiben würden zu sehr spiegeln, zudem könne der Fahrlehrer nicht mehr eingreifen. Aus diesem Grund habe unter anderem der TÜV das Einsetzen solche Scheiben verboten, „und ich denke, kaum eine Fahrschule setzt sie im normalen Unterricht ein.“

Auch er stelle fest, dass die Fahrschüler keinerlei Angst vor dem Virus hätten. „Dadurch, dass der Theorie-Unterricht häufig online stattgefunden hat, waren sie damit schnell durch“, so Thiele. Nun wollten sie schnellstmöglich auch die Praxisprüfung hinter sich bringen. Bisher klage keine Fahrschule über zu wenig Schüler, „sondern eher über zu wenig Lehrer.“

Ob und wie viele Fahrschulen durch die Folgen der Corona-Krise ihren Betrieb einstellen müssen, könne man noch nicht vorhersehen, sagt Thiele. „Im nächsten Jahr wird man effektiv sagen könne, wie es weitergehen wird.“

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