Herne. In vielen Herner Apotheken werden jetzt Plexiglasscheiben auf den Theken installiert. Was die Apotheken sonst noch in Coronazeiten unternehmen.
Zeit und Verständnis sollte aktuell jeder mitbringen, der zur Apotheke muss. Denn um Mitarbeiter und Kunden zu schützen, mussten die Apotheken in Herne einiges am täglichen Ablauf ändern. Eine große Herausforderung sei die Versorgung mit Schutzkleidung.
Kunden mussten sich an Maßnahmen gewöhnen
Vor zwei Wochen haben die Apotheken angefangen, die von der Kammer empfohlenen Schutzmaßnahmen umzusetzen. „Die ersten Tage sind wir noch belächelt worden“, sagt Robert Sibbel, Inhaber der Ruhr-Apotheke und Sprecher der Herner Apotheker. „Die Leute waren sehr undiszipliniert, gerade was das Abstand halten anging.“ Gegen Ende der Woche habe sich dies bereits gebessert. „Letzte Woche hatten wir sehr viele Hamsterkäufe bei frei verkäuflichen Medikamenten.“ Dazu gebe es allerdings keine Veranlassung, die Versorgungslage sei gut.
„Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten, die aus China oder Indien kommen, gab es immer mal Engpässe. Das hat nichts mit Corona zu tun“, betont Robert Sibbel. „Aber bislang haben wir mit den Ärzten zusammen immer eine gute Lösung für die Patienten gefunden.“ Heinz Gockeln, Inhaber der Panda-Apotheke, bestätigt dies: „Dieses Phänomen tritt in den letzten zwei, bis drei Jahren immer wieder auf.“ Ob und welche Probleme es geben wird, werde sich erst zeigen, wenn Vorräte aufgebraucht sein sollten. Er rechne mit einem Vorlauf von vier bis fünf Monaten.
Plexiglasscheiben in Augenhöhe installiert
Sowohl in der Ruhr-Apotheke, als auch in der Panda- und der Pinguin-Apotheke sind mittlerweile Plexiglasscheiben auf Augenhöhe installiert worden, um Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Maximal zwei bis drei Kunden dürfen gleichzeitig die Apotheke betreten. „Wir haben genaue Verhaltensregeln besprochen“, erklärt Zehra Özden, Filialleiterin der Pinguin-Apotheke. „Um den direkten Kontakt zu vermeiden, werden Rezepte und Waren unter die Durchreiche gelegt.“ In den anderen Apotheken werde dies ebenso gehandhabt. Die Mitarbeiter tragen Kittel, Handschuhe, zum Teil Schutzmasken. Die Verkaufsflächen werden häufiger und nach strikten Regeln desinfiziert.
Um den Kontakt noch weiter zu reduzieren, bietet die Panda-Apotheke die Möglichkeit, Rezepte morgens einzuwerfen und nachmittags an einem Extraschalter abzuholen. Auch Lieferungen zählen zum Angebot. „Wir holen Rezepte gesammelt bei den Ärzten ab und bringen die Medikamente zu den Kunden nach Hause“, erklärt Heinz Gockeln. Damit der Botendienst keinen direkten Kontakt hat, wird die Lieferung vor die Tür gestellt, inklusive einer Rechnung, um das Hantieren mit Bargeld zu vermeiden.
Erhöhte Nachfrage nach Botendienst
Die Nachfrage für den Botendienst habe sich auch in der Pinguin Apotheke erhöht: „Unsere Fahrer wurden ebenfalls geschult“, sagt Zehra Özden. Die Boten tragen Mundschutz und Handschuhe, Kunden sollen das Geld im Umschlag bereit legen. „Wir haben die Übergabe an die Boten umgestellt“, erklärt Robert Sibbel. Die Medikamente werden in einer Kiste abgestellt, die der Bote dann mitnimmt und den Kunden vor die Tür stellt. Darin enthalten ist neben der Ware etwas Wechselgeld, falls die Kunden es nicht passend haben. Kunden legen Geld und Rezept hinein und der Bote nimmt alles wieder mit.
„Einige dachten zunächst, unsere Boten seien unhöflich, weil sie nicht wie gewohnt in die Wohnung kommen.“ Nach einigen Telefonaten hat sich rumgesprochen, dass es dem Schutz der Kunden und der Boten dient. „Ich möchte darum bitten, den Lieferdienst nur in Anspruch zu nehmen, wenn man keine Verwandten hat, die das übernehmen können“, sagt Robert Sibbel. Nur so könne weiterhin die Lieferung für die Menschen gewährleistet werden, die alleine sind und Unterstützung benötigen.
Desinfektionsmittel weiter knapp
Für die Mitarbeiter sei die Situation belastend: „Es dauert alles länger, weil nicht so viele gleichzeitig da sind und die Kunden nach und nach kommen. Gleichzeitig klingelt das Telefon viel häufiger“, erläutert Robert Sibbel. Unterbewusst schwinge natürlich auch immer die Frage mit, was ist, wenn sich einer ansteckt. „Das ist schon ein extrem harter Spagat.“ Hinzu kommen die Probleme bei der Beschaffung von Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln. Bei allen reicht es für den Eigenbedarf, aber aktuell nicht zum Verkauf. „Wir warten auf Rohstoffe, um Desinfektionsmittel selber herzustellen“, erklärt Zehra Özden. Dies sei aktuell erlaubt. Heinz Gockeln holt die Handschuhe aktuell bei einem Spezialhersteller ab. Masken gebe es ab und an, aber nur die einfachen ohne richtige Schutzwirkung. Robert Sibbel gibt Desinfektionsmittel aktuell nur an professionelle Gesundheitsanbieter ab.
>>> Um unnötige Kontakte zu vermeiden, werden die Rabattverträge mit den Krankenkassen aktuell etwas gelockert.
>>> So müssen Medikamente nicht zwangsläufig bestellt werden, wenn ein passendes Äquivalent vorrätig ist.