Herne. . Fahrlehrer sind auch in Herne Mangelware. Ein Grund: Für Jugendliche hat der Führerschein einen anderen Stellenwert als früher.

„Fahrlehrer gesucht. Auch gerne Anwärter.“ So prangt es auf der Internetseite der Fahrschule von Manfred Deffner. Gute Leute zu finden, das sei sehr schwer. Beziehungsweise: überhaupt Leute zu finden für den Job. Da sichere er sich lieber jeden Anwärter, der den Job ausüben möchte.

Und damit ist er nicht allein. Denn auch die Fahrschulen in Herne haben in den vergangenen Jahren mit zwei Phänomenen zu kämpfen: Weniger Schüler und weniger Nachwuchs für den Job des Fahrlehrers. Dadurch wächst der Konkurrenzdruck enorm.

Haben im Jahr 2011 noch 8517 Fahrlehrer in Nordrhein-Westfalen gearbeitet, seien es im Jahr 2014 nur noch 8088 gewesen. Der größte Teil von ihnen ist zwischen 45 und 64 Jahre alt. Das hat einen simplen Grund. Der Beruf eines Fahrschullehrers gilt nach wie vor als klassischer Umschulungsjob. „Es ist kein anerkannter Ausbildungsberuf. Und Umschulungen machen natürlich oft Leute über 40, die in ihrem gelernten Beruf keine Perspektive mehr haben.“ Friedel Thiele vom Fahrlehrerverband Westfalen bekommt immer wieder Anrufe von alteingesessenen Schulen, die Probleme haben, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Denn die Selbstständigkeit lohne sich erst recht kaum noch, bedenke man den hohen Konkurrenzkampf untereinander. „Ich komme vom Land, da geht es noch. Aber gerade im Ruhrgebiet müssen die Fahrschulen Dumping-Preise anbieten, um überhaupt noch auf dem Markt mitmischen zu können.“

Neben den schlechten Arbeitszeiten, die sich durch G 8 noch mehr in die Abendstunden verschoben hätten, seien auch fehlende Schüler einer der Gründe für den Fachkräftemangel. Im Jahr 2007 haben noch über 358 000 Jugendliche in NRW ihre praktische Fahrprüfung abgelegt, 2014 waren es nur noch rund 341 500. Das liegt laut Fahrlehrer Manfred Deffner zum einen an der rückläufigen Geburtenrate, aber es hat noch einen weiteren Grund: Bis 15 oder 16 Uhr seien die Jugendlichen heutzutage in der Schule, anschließend folgten Hausaufgaben und andere Verpflichtungen.

Noch 30 Fahrschulen in Herne

„Die Schüler setzen deshalb andere Prioritäten, und der Führerschein wird geschoben“, erklärt Deffner. Wenn ein Jugendlicher in sechs Monaten – so wie früher – mit dem Schein fertig gewesen sei, so sei das mittlerweile die große Ausnahme. Durchschnittlich brauchten Fahrschüler mindestens ein Jahr bis zur Fahrerlaubnis.

Mittlerweile gibt es noch 30 Fahrschulen in Herne, so das Ordnungsamt. Genaue Zahlen, wie sich die Anzahl verändert hat in den letzten Jahren, gebe es nicht. Aber es werden weniger, bestätigt Stadtsprecher Horst Martens.

Friedel Thiele vom Fahrlehrerverband hat nun allerdings eine neue Hoffnung, dass sich zumindest die Anzahl der Schüler wieder erhöhen könnte. Der politischen Lage wegen.