Herne. In der Corona-Krise mussten einige Herner Firmen ihr Geschäftsmodell umkrempeln, um zu überleben. Die WAZ hat mit einigen von ihnen gesprochen.
Es ist einer dieser Spontisprüche: Du hast keine Chance, also nutze sie. In der Coronakrise hat er sich für einige Herner Selbstständige und Unternehmen teilweise zum zentralen Motto entwickelt. Sie haben ihre Geschäftsmodelle verändert, um zu überleben. Die WAZ hat mit einigen von ihnen gesprochen.
Die Bewegungsoffensive
Michael Schrick ist durch die Krise quasi wieder auf „Start“ zurückgeworfen worden. Der Diplomsportlehrer bietet seit Jahren mit seiner „Bewegungsoffensive“ Gesundheitsförderung in Unternehmen an. Unter anderem hat er zwei Lieferwagen, die er in kleine Fitness-Studios umgebaut hat, mit denen er Unternehmen angesteuert hat, damit die Mitarbeiter Übungen machen konnten. Das Geschäftsmodell lief so gut, dass Schrick einen Festangestellten, drei 450-Euro-Kräfte sowie vier Freiberufler beschäftigte - er musste alle entlassen, jetzt ist er wieder allein. Zurzeit hat er in diesem Bereich nur zwei Kunden.
Bei seinem anderen Standbein - Präventionskurse für Jedermann - hat er umgesteuert. Statt sie bei sich in einem geschlossenen Raum anzubieten, ist er an die frische Luft gegangen. Im Strünkeder Schlosspark bietet Schrick nun Qi-Gong an. „Ich habe mehr Teilnehmer als erwartet. Zwei Kurse sind fast voll. Die Leute wollen sich wieder draußen bewegen.“ Das reicht momentan zum Überleben, die Frage bleibt, wie es mittelfristig weitergeht.
Pottzeuch
Weitgehend zusammengebrochen war auch das Geschäft von Dirk Hannausek. Er bietet unter dem Label „Pottzeuch“ vom T-Shirt bis zur Kaffeetasse verschiedenste Dinge mit Ruhrpottmotiven an - vorwiegend bei Veranstaltungen und für Firmen. Sein persönliches Corona-Hilfsprojekt: Mund-Nase-Masken. Dafür zeichnete er ein fröhliches Kirmes-Motiv mit dem Satz „Crange ist Sehnsucht“, in Anspielung auf die ausgefallene Kirmes. Auch eine Wanne-Eickel-Maske gestaltete er. Das habe dazu beigetragen, seine Existenz zu sichern, sagt er im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Einige hundert Exemplare habe er schon verkauft. Eine Sättigung bei der Masken-Nachfrage spürt er noch nicht.
B.M. Company
Auf Masken war auch B.M. Company umgestiegen. Eigentlich entwirft und näht der Familienbetrieb hochwertige Damenblusen. Geschäftsführer Stephan Bisping hatte sich Hoffnungen gemacht, einen Landesauftrag für die Produktion von FFP2-Masken zu bekommen, doch das habe sich leider zerschlagen, berichtet er nun. Deshalb produzierte sein Unternehmen weiter eigene Masken aus dem Stoff, aus dem eigentlich Blusen hätten entstehen sollen. Gemeinsam mit der Näherei in Polen seien so weit über 100.000 Stück entstanden, erzählt Bisping. Das Unternehmen habe Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit zwar angezeigt, sie jedoch nicht mehr in Anspruch nehmen müssen. Inzwischen laufe auch wieder das Geschäft mit den Blusen an. Die Kunden seien treu, inzwischen würden die Aufträge für den Herbst und den Winter bearbeitet.
Hairstylist Maximilian Dammann
Maximilian Dammann reist eigentlich als Hairstylist, Make-up-Artist und Model durch Europa und wirkt an prominenten Bühnen und Fernsehproduktionen mit. Doch mit dem Lockdown seien die Aufträge, die er hatte, storniert worden. Inzwischen hat er zwei weitere Geschäftsfelder. So bietet er mit seiner Agentur „studiodammann“ Konzeption, Planung und Umsetzung verschiedenster Produktionen (zum Beispiel im Foto- und Videobereich) sowie Social Media Management an. Kunden könnten verschiedene „Artisten“ wie Fotografen, Haar- und Modestylisten buchen, für Unternehmen manage er zum Beispiel Instagram-Accounts. Und unter der Marke „Festgesteckt“ bietet er mit seinem Partner Trockenblumensträuße an.