Herne. Die Zahl der Einbrüche ist im ersten Halbjahr 2020 stark gesunken. Hauptgrund: die Corona-Krise. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.

In Herne hat es im ersten Halbjahr 2020 deutlich weniger Einbrüche gegeben. Die Polizei ist mit der Entwicklung sehr zufrieden. Hauptgrund sei die Corona-Krise: Wenn Menschen im Homeoffice seien, schrecke das die Einbrecher ab: Sie trauten sich nicht ins Haus, sagt Polizeisprecher Volker Schütte.

Zu den Zahlen: Bis Ende Mai habe die Polizei in Herne 84 Einbrüche aufgenommen, darunter auch Einbruchsversuche. Zahlen für Juni lägen noch nicht vor. Zum Vergleich: Vor einem Jahr habe die Polizei im selben Zeitraum 131 Einbrüche und Einbruchsversuche registriert, im kompletten ersten Halbjahr 154, im gesamten Jahr 263.

Herne: Aufklärungsarbeit ist deutlich verstärkt worden

Zufrieden mit der Entwicklung: Polizeisprecher Volker Schütte.
Zufrieden mit der Entwicklung: Polizeisprecher Volker Schütte. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Und auch die 154 Einbrüche im ersten halben Jahr 2019 entsprächen gegenüber dem Vorjahr bereits einem Rückgang um 23 Prozent. Mit der Entwicklung in den vergangenen Jahren zeigt sich Polizeisprecher Schütte deshalb sehr zufrieden: „Darauf können wir auch ein bisschen stolz sein.“

Unvergessen ist bei der Polizei das Jahr 2015, als Herne plötzlich bundesweit Schlagzeilen machte: Gegenüber dem Vorjahr war die Zahl der Einbrüche um sage und schreibe 57 Prozent gestiegen – von 576 auf 902. Anschließend, erinnert Sprecher Schütte, habe die Polizei alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Zahlen zu drücken: Es habe intern Umstrukturierungen gegeben, die Aufklärungsarbeit sei verstärkt worden, ebenso die Streifen in den Wohngebieten. Mit Erfolg: Die aktuelle Zahl aus dem ersten Halbjahr sei ein weiterer Erfolg und die Polizei in Sachen Einbrüchen „auf einem guten Weg“.

Bürger sollen jetzt nicht sorglos sein

Auch interessant

Das zeige auch die Aufklärungsquote: Im besagten Jahr 2015 habe sie noch unter zehn Prozent gelegen, 2019 habe sie schon bei 30 Prozent gelegen. Und: Immer mehr Einbrüche scheiterten, im vergangenen Jahr fast jeder zweite. Grund sei gerade auch die verstärkte Aufklärungsarbeit.

Plickert: Mehr Betrugsfälle und Internet-Kriminalität

Über die gesunkenen Einbruchszahlen freut sich auch Arnold Plickert, ehemaliger NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GDP). Corona sei natürlich ein Hauptgrund für den weiteren Rückgang, ein anderer sei die Erhöhung des Strafmaßes, so der Wanne-Eickeler. Einbrüche würden nun als Verbrechen geahndet, die Mindeststrafe dafür betrage ein Jahr Gefängnis. Das schrecke viele Einbrecher ab. Tätergruppen wichen deshalb jetzt nach Nordeuropa aus.

Auch wenn es in der Corona-Krise weniger Einbrüche gebe: In anderen Bereichen nähmen sie zu: „Die organisierte Kriminalität stellt sich schnell auf neue Begebenheiten ein“, sagt der Polizeiexperte zur WAZ. So seien die Betrugsfälle gestiegen, auch Internet-Kriminalität nehme während der Pandemie zu: Täter stellten falsche Förderanträge oder böten übers Telefon medizinische Leistungen an, die es nicht gebe.

Gemeint ist etwa die Aktion „Riegel vor!“, mit der die Polizei den Einbrechern den Kampf angesagt hat. Dabei informieren Beamte die Bürger unter anderem in Aktionswochen in der Innenstadt über vernünftigen Einbruchschutz. „Der muss nicht teuer sein“, sagt Polizeisprecher Schütte. Oft reiche schon ein Lichtkonzept, um ungebetene Gäste abzuschrecken. „Wer nicht in zwei Minuten in einer Wohnung ist, bricht die Tat ab“, weiß er.

Bei der Aktion „Riegel vor“ zeigen Experten, wie man sich vor Einbrechern schützen kann.
Bei der Aktion „Riegel vor“ zeigen Experten, wie man sich vor Einbrechern schützen kann. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Außerdem ist die Polizei in Sachen Prävention nun telefonisch für Fragen erreichbar. Und nicht zuletzt: Wer wissen möchte, wo Einbrecher unterwegs waren, kann sich das „Wohnungs-Einbruchs-Radar“ im Internet anschauen, das die Polizei freitags aktualisiert. Dort können Bürger sehen, wann wo in ihrer Stadt eingebrochen wurde.

Schütte mahnt Bürger aber, trotz der sinkenden Zahlen nicht sorglos zu sein: „Ein Fenster auf Kipp zieht Einbrecher an.“ Solch’ ein Angebot nähmen „böse Buben“ gerne an. Ebenso sollten die Menschen nun in der Urlaubszeit aufpassen: Die bekannten Verhaltensregeln, etwa dass die Briefkästen nicht voll sein oder Anrufbeantworter keine Informationen über einen Urlaub erhalten sollten, gölten auch jetzt. Hilfreich sei auch, wenn der Nachbar mal zum Rasenmäher greife und beim Urlauber den Rasen mähe. Auch auf solche vermeintlichen Kleinigkeiten wie ungemähte Gärten achteten Einbrecher bei ihrer Suche nach Betätigungsfeldern.

Auch interessant