Herne/Bochum. Ein Mann ist laut Anklage mehrfach eingebrochen, auch in Herne. Vor Gericht sagte er, dass er Geld für seine Rückkehr in die Heimat brauchte.

Mit einem weitreichenden Geständnis hat am Mittwoch am Bochumer Landgericht ein Prozess um eine Serie von Beutezügen in Einfamilienhäusern in Herne und Umgebung begonnen. Der Angeklagte (25) gab über seinen Verteidiger Martin Gentz nicht nur drei Einbruchscoups zu - auch seine Beteiligung an einem brutalen Raubüberfall nickte er ab.

Es war der 26. März 2019, als der 25-Jährige und ein unbekannter Mittäter laut Anklage gegen 21 Uhr an der Gysenbergstraße in ein Einfamilienhaus einbrechen wollten. Erst soll das Duo versucht haben, die Terrassentür aufzuhebeln. Als das misslang, sollen die Einbrecher kurzerhand ein Loch in die Scheibe geschlagen und so in das Haus eingedrungen sein. Dann soll das Duo die Räume durchkämmt und schließlich mit einer Beute in Höhe von 11.900 Euro (Schmuck, Uhren, Elektro-Artikel und Bargeld) geflüchtet sein. Der entstandene Sachschaden belief sich laut Staatsanwalt Marc Krämer auf 6600 Euro.

Seniorin überrumpelt und mit einem Schraubendreher bedroht

Bereits elf Tage zuvor soll der Angeklagte mit einem Komplizen in ein Einfamilienhaus in Recklinghausen eingedrungen sein. Die 75-jährige Hauseigentümerin lag laut Anklage zur Tagesschau-Zeit bereits im Bett und hatte den Fernseher an, als sie plötzlich überrumpelt und mit einem Schraubendreher bedroht wurde. Angeblich hatten die Täter zuvor einen Tipp bekommen, dass es sich lohnen könnte, bei der älteren Dame abzuräumen.

Nachdem die Frau den Tätern 500 Euro Bargeld aus ihrer Handtasche gegeben hatte, die Einbrecher aber nicht lockerließen, soll sich die Seniorin losgerissen und um Hilfe gerufen haben. Daraufhin wurde sie laut Staatsanwaltschaft brutal zusammengeschlagen, mit Paketklebeband gefesselt und in das Gäste-WC gesperrt. Der Angeklagte und sein Komplize sollen danach mit einer Beute im Wert von 12.000 Euro geflüchtet sein.

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Anwalt: Er war ein kleines Licht

In der Geständniserklärung hieß es, dass der Angeklagte kurz vor der Einbruchserie – es gab auch noch Coups in Gladbeck und Oberhausen – eigentlich aus Albanien eingereist war, um in Deutschland zu arbeiten, um seine in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie zu unterstützen. Als sich die Aussicht auf einen ehrlichen Job jedoch schnell zerschlagen habe, sei der 25-Jährige in die Fänge einer Bande geraten, die ihm angeboten habe, das Geld für die Rückreise nach Albanien mit Straftaten zu begehen.

„Mein Mandant hat dann stets Anweisungen von Hintermännern erhalten“, sagte Verteidiger Martin Gentz. Der 25-Jährige (U-Haft) sei keinesfalls Rädelsführer einer Bande, sondern vielmehr ein kleines Licht gewesen. Für den Prozess vor der 13. Strafkammer sind noch neun weitere Verhandlungstage bis zum 16. Juni anberaumt.