Herne. Die Schulen mussten in der Corona-Krise auf Homeschooling und digitales Lernen setzen. Einige Konzepte werden das Lernen längerfristig ändern.
Die Corona-Krise wird den Unterricht an Herner Schulen wohl auch längerfristig verändern. Beim Shutdown vor drei Monaten standen die meisten Schulleiter ganz plötzlich ohne Kontakt und Konzept da - und mussten improvisieren. „Nach dem Lockdown war es für uns ziemlich kritisch“, gibt Wiltrud Zimmermann, Schulleiterin der Realschule Crange zu. Doch die Krise wurde von ihr und ihren Kollegen genutzt, um neue Konzepte für digitales Lernen zu erarbeiten.
Dabei geht jede Schule in Herne ihren eigenen Weg. Die Realschule Crange hat bereits nach den Osterferien auf die App „Padlet“ als eine Art digitale Pinnwand umgestellt. „Die Möglichkeiten sind so vielfältig, Aufgaben können gestellt, aber auch Fragen beantwortet werden“, erläutert Wiltrud Zimmermann. Einzelne Lehrer hätten Lernvideos eingestellt. „Das ist eine tolle Sache, die wir gerne auch künftig so weiterführen würden.
Herner Gymnasium sorgt sich um Datenschutz
Das Gymnasium Eickel hat hingegen bewusst auf die Möglichkeiten des World Wide Web verzichtet. „Der Punkt ist, dass Zoom, Skype und Ähnliches nicht den Datenschutzbestimmungen genügen“, sagt Schulleiterin Antje Fehrholz. „Die fehlenden Endgeräte in einigen Haushalten verhindern eine Gleichbehandlung und Chancengleichheit wie das Grund- und Schulgesetz sie vorsehen.“
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Die Schule erhebt derzeit anhand eines Fragebogens, wie die digitale Ausstattung in den Haushalten der Schülerschaft ist. Die Auswertung laufe noch, so Fehrholz. Parallel sei die Schule mit Unterstützung der Eltern auf Sponsorensuche zur Finanzierung der fehlenden Endgeräte.
Schüler das digitale Lernen beibringen
Wiltrud Zimmermann plant an der Realschule Crange, die Kinder nach den Ferien im Präsenzunterricht zu schulen, wie sie das Internet fürs digitale Lernen nutzen können. „Die Schüler daddeln viel, aber einen zielgerichteten Einsatz kennen sie nicht“, erläutert die Schulleiterin. Die Corona-Krise habe offenbart, dass Schüler zum Teil nicht in der Lage seien, einen Anhang an eine E-Mail anzufügen. Auch sollen sie beispielsweise lernen, wie man sich in Videokonferenzen einschaltet - schließlich sei sowas in der Arbeitswelt später gefragt.
„Meine Idee ist es, dass wir eine Stunde Homeschooling an einem Nachmittag in der Woche machen“, sagt sie. Schüler sollen dann zu Hause das anwenden, was sie im Unterricht gelernt haben. Schüler, die keine Endgeräte haben, könnten in der Schule bleiben und die schuleigenen Computer nutzen.
Analoger und digitaler Unterricht könnte sich ergänzen
Auch das Otto-Hahn-Gymnasium plant, die Erkenntnisse aus der Homeschooling-Phase nach der Pandemie weiterhin sinnbringend zu nutzen, teilt Schulleiter Dennis Robertz mit. „Klassischer Unterricht wird durch digitale Unterstützung langfristig erweitert werden“, sagt er.
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Robertz sieht viel Potenzial - auch für die Zeit nach Corona: „Unterricht wird nicht mehr nur analog von 8 bis 13.20 Uhr stattfinden“, sagt der Schulleiter des OHG. „Durch das Angebot von Förderung und Aufgaben zur Weiterarbeit in Cloudspeichern werden Schülerinnen und Schüler auch am Nachmittag flexibel lernen können.“ Cloudspeicher ermöglichten es Schülern, rund um die Uhr auf Unterrichtsinhalte wie Texte, Tafelbilder oder Lernvideos zuzugreifen.
Direkten Kontakt per E-Mail zum Lehrer ermöglichen
„Videokonferenzen könnten weiterhin bei Bedarf als Möglichkeit der Kontaktaufnahme genutzt werden“, sagt Dennis Robertz. Auch Tutoriate vor Klassenarbeiten könne er sich vorstellen. Der direkte Draht via E-Mail ermögliche einen schnelleren und unkomplizierteren Kontakt zwischen Lehrkräften, Eltern und Schülerschaft, der bisher über die Sekretariate laufe.
Das Digitale könne den Präsenzunterricht künftig gut ergänzen. Dazu fehle den Schulen in Herne derzeit - neben den ungeklärten Fragen des Datenschutzes - noch eine entscheidende Voraussetzung, da sind sich die Schulleiterinnen und Schulleiter einig: ein schnelles Internet in den Schulen und die nötige Ausstattung mit Hard- und Software.
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