Herne. In den jedem Ausbildungsjahr gehen zahlreiche Herner Jugendliche leer aus bei der Stellensuche. Möglichkeiten bietet ein Programm des Landes.

Die Coronakrise hat auch tiefe Furchen auf dem Ausbildungsmarkt hinterlassen. Viele Betriebe haben Entscheidungen zur Besetzung freier Ausbildungsstellen für den Herbst verschoben. Das wiegt umso schwerer, wenn man weiß, dass in Herne seit Jahren zahlreiche Bewerber am Ende eines Ausbildungsjahres unversorgt bleiben. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte vor wenigen Tagen der WAZ: „Junge Menschen ohne berufliche Qualifikation gehören zur Risikogruppe des Arbeitsmarktes. Wir dürfen es daher nicht zulassen, dass benachteiligte Jugendliche im Herbst 2020 als Verlierer des Ausbildungsjahrgangs dastehen.“ Da ist es gut, dass mit dem „Ausbildungsprogramm NRW“ in diesem Jahr 36 zusätzliche Ausbildungsstellen in Herne entstehen.

Arbeitgeber erhalten monatlichen Zuschuss in Höhe von 300 Euro

Das sind die Rahmendaten des Programms, das auch mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds realisiert wird: Betriebe, die jungen Menschen mit Startschwierigkeiten eine Chance geben, erhalten pro Auszubildendem und Monat über einen Zeitraum von zwei Jahren einen Zuschuss in Höhe von 300 Euro (Teilzeit 174 Euro). Darüber hinaus werden die Auszubildenden durch einen zertifizierten Bildungsträger begleitet – in Herne ist dies das Bildungsinstitut Vogel.

Dr. Lars Hahn hat über das Ausbildungsprogramm NRW drei Azubis gewonnen.
Dr. Lars Hahn hat über das Ausbildungsprogramm NRW drei Azubis gewonnen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Bereits im vergangenen Ausbildungsjahr konnte Vogel hierdurch 24 jungen Menschen in Herne einen Ausbildungsplatz vermitteln. Doch bei der einfachen Vermittlung bleibt es nicht: „Durch die individuelle Betreuung unterstützen wir die persönliche Entwicklung der Auszubildenden und bieten Hilfestellung bei Fragen und Problemen bei der Ausbildung oder im sozialen Umfeld“, so Projektleiterin Birgit Michalowski.

Zu ihren Schützlingen zählt Celina Witt. Sie hat im Dezember ihre Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten in der Praxisklinik von Dr. Lars Hahn begonnen. Es ist Witts zweiter Anlauf in die Berufswelt. Witt hatte zunächst in einem Bochumer Krankenhaus begonnen, doch sie fiel durch die mündliche Probezeitprüfung. Über dieses Scheitern ist sie inzwischen hinweg, in der Praxisklinik von Hahn fühlt sie sich wohl.

Für Dr. Lars Hahn hat die Begleitung eine große Bedeutung

Die Tür zur neuen Ausbildungsstelle hat ihr das Bildungsinstitut Vogel geöffnet, denn es ist nicht das erste Mal, dass es mit der Praxisklinik zusammenarbeitet. Dr. Lars Hahn lässt im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion durchaus durchblicken, dass er bei manchen Bewerbern nicht immer frei von Vorbehalten ist. Manche seien unwillig, andere hätten kein Durchhaltevermögen. Wenn man das Gewusel in der Praxisklinik nur für wenige Minuten beobachtet, offenbart sich, dass die Tätigkeit dort den Mitarbeitern einiges abverlangt. Dieser Tatsache ist sich auch Hahn bewusst.

Es gibt noch freie Plätze

Das Landesprogramm nimmt Jugendliche in den Blick, die aufgrund ihrer Schulnoten, persönlicher Defizite oder einer Behinderung besondere Schwierigkeiten auf dem Ausbildungsmarkt haben.

Von den 36 in Herne verfügbaren Plätzen im Programm sind noch einige frei. Jugendliche und Unternehmen wenden sich an: Bildungsinstitut Vogel, Svenja Planko, 02323-96408-270 oder per Mail apnrw-herne@bildungsinstitut-vogel.de

Dass Witt in ihrer ersten Ausbildungsstelle gescheitert ist, war für ihn kein Hinderungsgrund, er habe ihr gerne eine zweite Chance gegeben. Wichtig für Hahn ist die Begleitung durch das Bildungsinstitut. Die Beschäftigung mit den Auszubildenden koste viel Kraft, da sei diese Hilfe sehr förderlich. Die finanzielle Förderung spielt für Hahn eine untergeordnete Rolle.

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Die Betreuung kann recht engmaschig ausfallen, so Svenja Planko, Projektleiterin in Herne. Einmal pro Monat finde ein Gespräch mit dem Unternehmen und dem Auszubildenden statt, Planko sucht auch den Kontakt zu den Berufsschulen, um Probleme früh zu erkennen - im Fall von Celina Witt läuft es rund. Liefe es nicht rund, würden auch täglich Gespräche geführt, damit der Berg an Problemen nicht zu hoch werde. Die Begleitung gehe sogar bis ins Familiäre, wenn es sein müsse, so Michalowski. „Das ist das Rundum-Sorglos-Paket.“