Herne. Die Corona-Pause im Mondpalast ist beendet. Zum Neustart gab’s die Premiere „Für uns soll’s wieder Rosen regnen“. So war der Abend.

„Für uns soll’s wieder Rosen regnen“ nennen Christian Stratmann und Mondpalast-Intendant Thomas Rech einen vergnüglichen Live-Talkabend, bei dem Hausautor Sigi Domke erstmals vor Publikum auftritt. Am Freitagabend feierte die von Thomas Rech moderierte Talkrunde Premiere vor 100 Besuchern im Mondpalast.

Die Corona-Pandemie hatte auch den Mondpalast fest im Griff, am 17. März musste das Theater schließen. Seine Komödien darf das Haus immer noch nicht zeigen, da dabei der Sicherheitsabstand zwischen den Darstellern nicht eingehalten werden kann. Sicherheitsabstand war auch im Zuschauerraum bei „Für uns soll’s wieder Rosen regnen“ ein Thema, jede zweite Reihe musste frei bleiben, höchstens zwei Gäste durften nebeneinander sitzen, und zu anderen Besuchern musste ein Abstand von zwei Sitzen gewahrt werden. Doch das störte niemanden, die 100 glücklichen, außerhalb ihrer Sitzplätze korrekt maskentragenden Ticketbesitzer genossen die gute Sicht und die ungewohnte Beinfreiheit.

Zuschauerin ruft in den Saal: Wir sind auf Entzug

Hausautor Sigi Domke präsentierte eine Schlagzeugeinlage.
Hausautor Sigi Domke präsentierte eine Schlagzeugeinlage. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Und natürlich den unverwüstlichen Humor von Moderator Thomas Rech und seinen Gästen – Hausautor Sigi Domke, „Prinzipal“ Christian Stratmann und Schauspieler Axel Schönnenberg. Der empfing die Gäste gleich mit seinem trockenen Humor und der ernüchternden Bemerkung „Ich soll hier für gute Stimmung sorgen, aber ich bin ‘n bisschen schlecht drauf“. Dass dem gar nicht so war, merkte das Publikum schnell. Und glaubte es ihm auch nicht wirklich, sondern begrüßte ihn mit spontanem Applaus. „Ich hab’ doch noch gar nichts gemacht“, kommentierte er überrascht. „Wir sind auf Entzug“, rief ihm eine Frau aus dem Publikum entgegen.

Solche spontanen Reaktionen und Zwischenkommentare prägten den ganzen Abend, nicht nur auf der Bühne unterhielten sich die Akteure prächtig, sondern auch mit dem Publikum entwickelte sich ein Dialog. Ganz wie aus dem Nähkästchen, unmittelbar und locker vom Hocker wirkten die Gespräche zwischen Moderator Thomas Rech und dem auf einem barocken Chefsessel thronenden Christian Stratmann, der bei seiner Vorstellung auf dem Titel „Prinzipal“ bestand, ein Unikum in der Theaterszene. „Es ist eine große Freude, endlich wieder hier stehen zu dürfen“, begrüßte Stratmann im imperialen schwarzen Frack seine Fans.

Alte Songs und Rückblicke auf die Mondpalast-Vergangenheit

Die Corona-Etikette war auch auf der Bühne zu spüren, die Stühle der vier Talkgäste standen in korrektem Abstand voneinander, bei ihren Auf- und Abtritten tänzelten sie korrekt aneinander vorbei. „Das ist wie Ballett“, meinte Autor, Sänger und Komponist Sigi Domke in einem mattgelben, auffallenden Jackett trocken. „Etwas, das wir nicht gut können, aber es hat trotzdem geklappt.“ Neben alten Songs in neuem Gewand standen Rückblicke auf die Geschichte des Mondpalasts auf dem Programm. Falls das Publikum immer schon mal wissen wollte, wie es zu dem Dauerbrennerstück „Ronaldo und Julia“ kam, wurde die Neugier jetzt befriedigt. „Ich brauch’ nen Titel, der sich verkaufen lässt, was mit Shakespeare ist immer gut, und da wir im Ruhrgebiet sind, muss es auch was mit Fußball zu tun haben“, meinte Stratmann ganz unerschütterlich.

Termine & Tickets

„Für uns soll’s wieder Rosen regnen“ im Mondpalast (Wilhelmstraße 26) dauert 90 Minuten. Weitere Vorstellungen: 12., 13. 19., 20., 26., 27. Juni, 3. und 4. Juli, jeweils 20 Uhr.

In der Pause ist die Gastronomie im Foyer des Mondpalasts geöffnet.

Die Tickets kosten auf allen Plätzen 17,90 Euro. Wer zusammen reserviert, sitzt auf Wunsch zusammen.

Karten können nur telefonisch gebucht werden: 02325 588 999 (mo-fr 10-19 Uhr, sa 10-14 Uhr)

Auch über den Sprachgebrauch im Ruhrgebiet diskutierte die Runde und kam zu einem überraschenden Ergebnis: „Dativ und Genitiv gibt es hier durchaus, nur werden sie nach dem Zufallsprinzip angewendet.“ Eine Schlagzeugeinlage von Sigi Domke, der seine Instrumente mit einem leeren Glas für vegetarische Würstchen aufpeppte, sorgte ebenso für Bombenstimmung wie ein Auftritt von Christian Stratmann im divenhaften schwarzen Paillettenkleid und einem auf die Glatze geklebten schicken Hütchen, eine Reminiszenz an Silvester. „Ich lass’ auch Männer in Strapsen durch Herten tapsen – alles auf Ewald“, kommentierte Stratmann den Applaus. „Die Welt sollte sich lachend entfalten und ihren Virus für sich behalten.“

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