Herne. Interview mit Prinzipal Christian Stratmann über den Fortbestand seiner Theater in Zeiten des Coronavirus: “Eine wirtschaftliche Katastrophe“

Der Mondpalast von Wanne-Eickel, mit 500 Plätzen Deutschlands größtes Volkstheater, stellt bis auf Weiteres den Spielbetrieb ein. Auch im RevuePalast Ruhr in Herten bleibt der Vorhang geschlossen. Was das für seine Theaterfamilie bedeutet, erklärt Prinzipal Christian Stratmann im Interview.

Ab sofort müssen alle Kulturstätten und Theater im Land geschlossen bleiben. Wie haben Sie diese Entscheidung aufgenommen?
Christian Stratmann: Wir haben mit diesem „Kulturschock“ gerechnet, nachdem Massenveranstaltungen auf der ganzen Welt verboten wurden. Die Entscheidung der Bundesregierung tragen wir mit. Da kommt es auf das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen an. Unsere Gäste haben Verständnis für die Schließung, das zeigen die ausnahmslos freundlichen und Mut machenden Kommentare in den sozialen Netzwerken und am Kartentelefon.

Sie führen ein Privattheater ohne öffentliche Subventionen. Was bedeutet die Zwangsschließung für Sie?
Für uns ist das Spielverbot eine wirtschaftliche Katastrophe. Sowohl dem Mondpalast als auch dem RevuePalast entsteht ein enormer wirtschaftlicher Schaden. Alle Welt redet über die Bundesliga, die nicht-subventionierten Kulturschaffenden – Privattheater, Kleinkunstbühnen und Galerien – stehen mal wieder im Schatten. Wenn es keine staatlichen Hilfen gibt, wird sich diese Form der Kultur, die unsere Gesellschaft so bunt und lebendig macht, so schnell nicht erholen.

In der Corona-Krise ist viel von der Systemrelevanz ganzer Branchen die Rede. Wie systemrelevant ist der Mondpalast?
Ein Theater ist sicherlich nicht mit einem Krankenhaus oder der Feuerwehr zu vergleichen. Trotzdem ist das, was wir tun, für viele Menschen von großer Bedeutung. Mondpalast und RevuePalast zusammen beschäftigen rund 75 Mitarbeitende. Allein das Mondpalast-Ensemble besteht aus zehn Schauspielerinnen und Schauspielern, alle sind fest angestellt. Seit 2004 steht der Mondpalast und seit 2009 auch der RevuePalast für gute Unterhaltung, für Spaß und Lebensfreude. Ich habe in dieser Zeit nicht einen Euro öffentliche Mittel, Unterstützung oder Steuererleichterungen erhalten. In dieser Zeit haben sich rund eine Million Gäste im Mondpalast und im RevuePalast königlich amüsiert, darunter sogar Altbundespräsident Horst Köhler und viele andere.

Was erwarten Sie von der öffentlichen Hand?
Wir erwarten, dass man uns nicht im Regen stehen lässt. Die Bereitstellung von Krediten für Kulturunternehmen halte ich für nicht zielführend. Wer soll die nach einer solchen Durststrecke denn zurückzahlen? Was wir brauchen, ist ein Rettungsfonds – wie damals bei der Bankenrettung. Persönlich prüfe ich gerade zum ersten Mal die Beantragung von Kurzarbeitergeld für meine Mitarbeitenden. Ich werde alles tun, damit meine Leute nicht in Gefahr geraten. Wir werden gemeinsam durchhalten, denn es wird auch eine Zeit nach Corona geben. Für mich gilt: The Show must go on. Mein fester Wille ist es, beide Theater durch diese Krise zu steuern. ei

Infos für Kartenkäufer

Am Kartentelefon 02325 588 999 kann kostenfrei auf einen anderen Termin der gewählten Komödie oder Show umgebucht werden. Das Telefon-Team wurde massiv aufgestockt. Es arbeitet auch am Wochenende.

Wer sich für keinen neuen Termin entscheiden kann, erhält auf Wunsch einen Gutschein.

Mondpalast und RevuePalast bitten um Geduld, wenn es am Telefon zu Wartezeiten kommt. Parallel versucht das Team, Gäste persönlich zu erreichen.