Herne. OB Frank Dudda spricht von einem „strukturpolitischen Quantensprung“: Die Stadt wird Sitz der Hochschulallianz Ruhrvalley. Was das bedeutet.
Die Hochschulallianz Ruhrvalley öffnet im Sommer ihre Geschäftsstelle in Herne. Die drei Ruhrgebietshochschulen Fachhochschule Dortmund, Hochschule Bochum und Westfälische Hochschule Gelsenkirchen wollen von Herne aus ihre Zusammenarbeit verstärken und gemeinsame Forschungsprojekte auf den Weg bringen. Im neuen „Management Office“ in Herne-Mitte sollen bis zu 40 Menschen arbeiten, darunter Wissenschaftler.
Die Beteiligten stellten ihre Pläne am Freitagnachmittag im Herner Rathaus vor. Oberbürgermeister Frank Dudda, kein Freund von Tiefstapelei, sprach angesichts der Ansiedlung der Hochschulallianz Ruhrvalley von einem „strukturpolitischen Quantensprung“ für Herne, ja „fast schon von einem Mega-Quantensprung“. Herne, so der OB, sei früher eine Forschungswüste gewesen, nun sei die Stadt auf dem Weg, Motor für Entwicklung und Innovationen zu werden.
Schwerpunkt sind Mobilität, Energie, Digitalisierung/Künstliche Intelligenz
Schwerpunkt der Arbeit sollen die Themen Mobilität, Energie, Digitalisierung/Künstliche Intelligenz sein, sagten die Beteiligten. Auf diesen Feldern seien die drei Hochschulen bereits unterwegs, aber mit anderen Schwerpunkten. Nun gehe es darum, die Schwerpunkte zusammenzubringen, sagte Professor Wilhelm Schwick, Rektor der Fachhochschule Dortmund. Man wolle weg vom Kirchturmdenken, interkommunal zusammenarbeiten.
Und zwar langfristig, betonte Professor Bernd Kriegesmann, Rektor der Westfälischen Hochschule: „Wir wollen nicht nur mal schnell ein paar Projekte abwickeln.“ Ziel sei es, die Zusammenarbeit der Hochschulen auszubauen, gemeinsame Förderprojekte an Land zu ziehen und Impulse für die Region zu setzen. Eine große Rolle spiele dabei die regionale Wirtschaft. Sie soll sich einbinden, auch finanziell, und gemeinsam mit den Wissenschaftlern an Technik von morgen feilen. Denkbar seien etwa neue Mobilitätsformen oder neue Energietechnik. Auch spiele die Start-up-Förderung eine große Rolle: Neue Geschäftsideen sollen gefördert werden, hieß es.
OB hofft auf Schub für Internationale Technologiewelt
Oberbürgermeister Frank Dudda hofft durch die Ansiedlung des Management Office auf weitere moderne Arbeitsplätze, ja Forschungseinrichtungen, nicht zuletzt für seine geplante Internationale Technologiewelt auf der Brache General Blumenthal. Er setzt darauf, dass Zukunftsfirmen nach Herne kommen, wenn das Know-how da ist.
Stiftung Mercator zahlt 5,6 Millionen Euro
Der Name „Ruhrvalley“ stehe für den Geist des Silicon Valley bei San Francisco/USA, so die Beteiligten. Dort werden innovative Produkte entwickelt und marktreif gemacht.
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Herne unterstützt die Hochschulallianz. Sie will wissenschaftliches Arbeiten in Herne fördern, um für Herner Unternehmen Anknüpfungspunkte zu finden, sagt WFG-Chef Holger Stoye. Damit werde ein noch attraktiverer Standort für die Ansiedlung von Unternehmen geschaffen.
Die Essener Stiftung Mercator spielt bei der Hochschulallianz eine tragende Rolle: Sie will das Vorhaben mit rund 5,6 Millionen Euro unterstützen.
So, wie zuletzt durch Mosolf: Der Hersteller von Elektrofahrzeugen habe nur deshalb in Herne sein Werk eröffnet, weil vor Ort zuletzt neue Strukturen geschaffen worden seien, etwa durch das Forschungscluster „Ruhr-Valley“, das vor einigen Jahren in der Akademie Mont Cenis aufgebaut wurde. Dort werden, auch mit Hilfe der drei Hochschulen, der Wirtschaft und eines Stiftungsprofessors, Lösungen unter anderem für nachhaltige Energie und Mobilität erarbeitet. Nun folgte quasi der nächste Schritt.
Heimat der Hochschulallianz wird ab Ende August/Anfang September das bisherige Stadtwerkehaus am Berliner Platz. Auf 480 Quadratmetern sollen die Mitarbeiter im bisherigen Stadtwerke-Kundencenter die gemeinsamen Projekte und Forschungsinitiativen managen. Die zentral gelegenen Räume sollen gerade auch den lokalen Unternehmen die Gelegenheit geben, schnell und unbürokratisch Kooperationspartner zu finden. Der Ort, lobt Professor Jürgen Bock, Präsident der Hochschule Bochum, ermögliche durch seine Nähe zum Rathaus und zu den Stadtwerken „sprichwörtlich kurze Wege“. Die Stadtwerke selbst ziehen um – ins benachbarte, ehemalige Immobiliencenter der Herner Sparkasse.
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