Herne. Die Nachfrage nach Kleingärten ist in Herne gestiegen. Einige Vereine führen wieder eine Warteliste. Die Corona-Krise ist nur ein Grund.
In vielen Städten steigt zur Zeit die Nachfrage nach Kleingärten. Auch in Herne träumen immer mehr Menschen von einer eigenen Parzelle. Doch nicht nur die aktuelle Corona-Krise sei dafür ein Grund, weiß Kornelia Matzat-Filler, Vorsitzende des Stadtverbands der Gartenfreunde Herne-Wanne.
Schon vor der Pandemie habe es vermehrt Nachfragen gegeben, so Matzat-Filler. „Mittlerweile führen einige Vereine wieder Wartelisten – das hatten wir seit Jahren nicht mehr.“ Bereits im letzten Herbst sei die Nachfrage größer gewesen als das Angebot. Vor allem junge Leute legten immer mehr Wert darauf, die Natur zu erhalten und zu erleben, erklärt die Vorsitzende.
Klimawandel ist ein Grund für die erhöhte Nachfrage
Auch das Thema Bienen werde immer wichtiger, „viele wollen dazu beitragen, die Tiere zu schützen.“ Dabei seien vor allem junge Familien an einer Parzelle interessiert. Wer einen Garten haben möchte, muss nun erst einmal warten. Mit wie viel Wartezeit man rechnen müsse, kann Matzat-Filler nicht sagen. „Das ist unterschiedlich. Aber drei bis sieben Jahre, wie es zum Beispiel in Essen der Fall ist, erscheint mir hier doch sehr lange.“
Einen weiteren Grund für das gestiegene Interesse sieht Matzat-Filler darin, dass es in diesem Jahr nun schon den dritten „extrem heißen Sommer“ geben werde. Bei den warmen Temperaturen steige die Sehnsucht nach einem eigenen kühlen Plätzchen.
Bisher habe es sich in Herne immer die Waage gehalten – kaum Leerstand, aber auch keine Warteliste. „Dieses Gleichgewicht kippt langsam.“ Insgesamt gibt es in Herne 40 Kleingartenvereine mit 2500 Parzellen. Mit 116 Parzellen gehört der Kleingartenverein in Horsthausen zu den größten in der Stadt. Auf der Warteliste dort stünden zur Zeit acht Personen. „Das ist schon echt viel.“
Keine Pflicht, sich am Vereinsleben zu beteiligen
Voraussetzungen, um Pächter zu werden, gebe es keine. Es herrsche „absolute Chancengleichheit“, so Matzat-Filler. Lediglich Harz-IV-Empfänger könnten keine Parzelle pachten. Ansonsten hätten die jeweiligen Vereinsvorsitzenden die Entscheidungsgewalt darüber, wer rein darf. In manchen Kleingartenvereinen seien beispielsweise Kinder und Familien sehr gerne gesehen, in anderen wollten die Pächter „lieber ihre Ruhe haben“.
Keine freien Parzellen
Wer sich für eine Parzelle in einem der 40 Herner Kleingärten interessiert, kann sich auf der Website des Stadtverbandes informieren. Zur Zeit gibt es keine freien Parzellen.
Wer einen Kleingarten pachten will, wird Mitglied in einem Kleingärtnerverein. Gezahlt werden muss eine einmalige Aufnahmegebühr und jährlich Pacht und Mitgliedsbeiträge. Wasser und Strom werden nach Verbrauch abgerechnet.
Für die Stadtverband-Vorsitzende steht allerdings fest: „Das Gärtnern steht im Vordergrund.“ Natürlich dürfe auch das Vereinsleben nicht vernachlässigt werden, es bestehe aber aus ihrer Sicht kein Zwang, sich an Aktivitäten des Vereins zu beteiligen. „Es war aber schon immer so, dass einige mitmachen und anderen ist es ganz egal.“
Keine Schwierigkeiten für Pächter durch Corona
Dass durch die Corona-Pandemie die Nachfrage vor allem in Städten wie Essen zusätzlich angestiegen ist, könne sie verstehen. Schließlich zähle eine Parzelle zum privaten Raum und lasse es zu, sich an der frischen Luft mit Freunden und Familien zu treffen. Für die Pächter, die schon einen Garten hatten, sei die Krise kein Problem gewesen. Für die Verwaltung hätte sich hingegen einiges geändert, sagt Matzat-Filler.
So konnten die Vereinsheime nicht mehr für Veranstaltungen oder Mitgliederversammlungen genutzt werden und auch Gemeinschaftsarbeiten, wie etwa das Schneiden einer Hecke auf dem Vereinsgelände, mussten ausfallen. „Da waren manchmal bis zu 30 Personen dabei – das ging natürlich nicht und wird vermutlich auch so schnell noch nicht wieder stattfinden können.“