Herne. „Die Feuersteins“ haben beim Kultur-Open-Air in Herne gastiert. Sie präsentierten bei schönem Wetter modernen Folk – und verzauberten die Gäste.

Mit ihren Namensvettern aus der Steinzeit haben „Die Feuersteins“ nichts gemein, mal abgesehen davon, dass auch sie eine Familie sind. Im Gegenteil, liegen der Band aus Bochum doch die Themen der Jetzt-Zeit am Herzen.

Eingeflochten in moderne Folkmusik bringen Die Feuersteins vor den Flottmann-Hallen den richtigen Sound, um am Samstagabend die Seele baumeln zu lassen, der mit einfühlsamen Texten und Können an den Instrumenten gleich doppelt zum genauen Hinhören einlädt. Die Gäste genießen die Sonnenstrahlen und kühlen Brisen, die beim Kultur-Open-Air durch die Reihen vor der kleinen Bühne wehen, wo anfangs noch Schattenspiele von neugierigen Kinder am Absperrzaun stattfanden.

Glasflaschen glänzen in angenehmer Griffnähe

In der Corona-Krise bleiben die Zuschauer vor der Bühne auf Abstand – dafür sorgen Markierungen.
In der Corona-Krise bleiben die Zuschauer vor der Bühne auf Abstand – dafür sorgen Markierungen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Neben eigenen Kompositionen gehört auch der gute alte Bob Dylan in das Repertoire des Trios, das sich aus Vater Guntmar an der Gitarre, Tochter Emily Feuerstein am Piano und Kontrabassist Dirk Neuhoff zusammensetzt, das mit seiner Version von „Wagon Wheel” nicht nur die eigenen Füße zum Mitwippen bringt. Glasflaschen glänzen in angenehmer Griffnähe in der Sonne, auch, wenn im Vergleich zum Vortag die Ärmel am Samstag wieder etwas länger geworden sind.

Lachen sei die beste Medizin, hält Emily Feuerstein einleitend zum nächsten Lied fest, was schon die eigene Mutter damals immer gesagt habe. Die jedoch muss aus dem Publikum heraus dementieren – und sorgt für eben jenes beherzte Lachen, das mit verspieltem Piano als Antwort auf jegliche Schwermut beschworen wird und wie eine Welle zu den verzauberten Zuhörern rauscht. Ein Glück, dass die Maskenpflicht in den Parzellen vor der Bühne aufgehoben ist und so die gute Laune in den Gesichtern klar zum Vorschein kommt, die durch die Lieder dann immer weiter vorangetrieben wird.

„Liebe ist alles, was zählt“

So entsteht der Eindruck eines kleinen Hafens der Postmoderne als Bindeglied zwischen gelebter Industriekulisse auf der einen Seite und weitem Grün auf der anderen, wo Lieder in traditioneller Art den Blick auf Morgen richten. „Liebe ist alles, was zählt“ heißt es da in einem Text voller Hoffnung und reicht der Wehmut eine Hand zum Tanz im Sommerregen. Was zum Tanzen gibt es leider nur auf die Ohren, doch das irische Folkstück zieht ausnahmslos jedes Fußgelenk in seinen Takt, so schwungvoll gibt die Mandoline die Melodie an und kann sich dabei voll und ganz auf den straffen Bass und das rhythmische Piano verlassen.

Familienband startete 2013

Erstmals stand die Familienband „Die Feuersteins“ – bestehend als Trio aus Vater Guntmar sowie den Töchtern Carla und Emily – 2013 auf der Bühne. Ab 2015 kamen Jonna Wilms an der Fiddle und Dirk Neuhoff am Kontrabass hinzu.

Aufgrund der Corona-Krise findet das nächste Konzert der Band voraussichtlich erst am 14. August im Bochumer Kulturrat statt.

Das Kultur-Open-Air an den Flottmann-Hallen findet nun wöchentlich von Donnerstag bis Sonntag statt. Alle Termine unter www.flottmann-hallen.de.

Die Bildsprache der Band ist ebenerdig und doch durchzogen von einem poetischen Ton, der auch ernste Themen in den Liedern mit dem nötigen Respekt erfasst. Was etwa mit einem Lied für den Vater beginnt, spricht plötzlich eine ganze Generation von Kriegsüberlebenden an, die gegen die eigene Überzeugung an der Waffe dient und all das erlebte Grauen fortan mit sich trägt. Die Zeit vergeht wie im Flug, und ehe sich Zuhörer und Band versehen, läuft schon das letzte Stück; doch die Rufe nach einer Zugabe werden wie selbstverständlich erhört, ehe dann die Heimreise folgt.

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