Herne. Ein aggressives Rabenvogel-Paar verängstigt Anwohner in der Wanner Dürerstraße. Die Vögel greifen immer wieder Menschen und Tiere an.
„Egal wie schön das Wetter ist, ich kann mich nicht mehr auf meiner schönen Terrasse aufhalten“, erzählt Hannelore Vander Stichelen. Der Grund: ein wild gewordenes Rabenvogel-Pärchen.
„Die sind riesig und pechschwarz, wie bei Alfred Hitchcocks ,Die Vögel’“, erzählt die 81-Jährige Wannerin im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Und genauso wie in dem Film-Klassiker aus dem Jahr 1963 attackierten die Raben Mensch und Tier. „Vor allem auf meinen Kater Elvis haben sie es abgesehen und auf Daisy, den Nachbarshund, aber auch auf mich fliegen sie heftig zu“, berichtet die ehemalige Einkäuferin eines Elektrohandels. Die Attacken kämen häufig vor: „Bis zu dreimal täglich fliegen die Vögel Angriffe.“
Aggressivität der Raben ist neu
In dem Haus in Wanne wohne Vander Stichelen seit 24 Jahren, der Vogel-Terror sei aber neu. „Im vergangenen Jahr wurden die Rabenvögel aufdringlicher und lauter, aber die Aggressivität ist neu. Sie haben auch keine Berührungsängste mehr.“ Das bestätigt auch Nachbar Willi Granz: „Die sitzen bei uns auf dem Balkon und lassen sich auch durch wildes Rumfuchteln nicht verscheuchen, man muss die richtig von der Brüstung schubsen, dass muss man sich mal vorstellen!“
Auch der Geräuschpegel sei durch das ständige Krächzen der Vögel ziemlich hoch. Das sei aber nur nervig und nicht das eigentliche Problem, betont Vander Stichelen. „Ich mache mir große Sorgen, dass ich verletzt werde oder dass Elvis ein Auge ausgepickt wird.“ Der Kater könne nämlich sowieso nur noch auf einem Auge gut sehen.
Weiteres aggressives Vogelpaar
Das Wanner Rabenvogelpaar ist zur Zeit nicht das einzige Terror-Pärchen in Herne: Auch am Hölkeskampring kam es am 21. Mai zu einem Zwischenfall: „Ich habe gerade Blumen für den nächsten Tag vorbereitet, da hörte ich wildes Vogel-Krächzen, und mein Rhodesian-Ridgeback Aleeke hat angeschlagen“, berichtet Dino Maylahn. Er sei dann schnell zu seiner Hündin gelaufen, die abwechselnd von zwei Rabenvögeln am Kopf und am Rücken attackiert wurde. „Als ich Aleeke wegzog, sind die auch auf mich losgeflogen, ich habe die Flügel am Kopf gespürt.“ Der Florist ist schockiert: „So etwas hab ich noch nicht erlebt.“ Auch in Wattenscheid gab es einen ähnlichen Fall.
Willi Granz möchte solche Attacken nicht mehr erleben, deshalb „bewaffne“ er sich nun für jedem Gassigang mit Hündin Daisy mit einem Regenschirm. „Unterwegs sehe ich die Raben meist zusammen auf einem Ast oder einer Laterne sitzen und sich ihr Opfer aussuchen“, erzählt er. Das Ziel attackierten die Vögel dann, „ohne Rücksicht auf Verluste“, so Granz. Mit dem Schirm könne er sich und seinen Hund im Notfall schützen. Auch Hannelore Vander Stichelen hat sich für den Notfall einen großen Regenschirm besorgt, der immer griffbereit neben der Terrassentür stehe.
Förster und Naturschutzbund können nicht helfen
Vander Stichelen habe bereits bei der Polizei angerufen, die sich für sie an einen Förster gewandt habe, erzählt sie weiter. „Ich hatte mir einen Ratschlag erhofft, irgendein Rezept, das gegen diese Biester hilft.“ Aber ihre Hoffnung sei enttäuscht worden: „Der Förster hat mitteilen lassen, dass die Vögel unter Naturschutz stehen, da könne man nichts machen.“ Darüber habe sie sich geärgert: „Die Raben stehen unter Schutz und dürfen mich alte Frau und meinen Kater überfallen? Das kann ja wohl nicht sein.“
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Aber auch Norbert Kilimann vom NABU Herne bestätigt es: „Alle Vögel stehen unter Naturschutz.“ Abgesehen davon verteidigten Rabenvögel sicherlich nur ihre Jungen, das sei bekannt: Die flüggen Vogel-Jungen würden noch bis zu drei Wochen lang versorgt. „Angriffe fallen üblicherweise in diese Zeitspanne.“ Kilimann rät, den Bereich, in dem die Attacken stattfinden, so weit es geht zu meiden, im Notfall helfe zudem, einen Hut oder einen aufgespannten Schirm hochzuhalten: „Die Raben greifen nämlich immer den höchsten Punkt an, so kann man sich zumindest vor Verletzungen, beispielsweise durch den Schnabel, schützen.“ Die Attacken seien ja zumindest endlich: „Nach zwei bis drei Wochen ist der Spuk in der Regel vorbei.“