Herne. Nach langer Pause sind die Kirchen in Herne wieder mit ihren Gottesdiensten gestartet – mit vielen Regeln. So lief die erste Messe ab.
Acht Wochen lang lag in Herne auch das kirchliche Leben lahm. Priester durften keine Gottesdienste gemeinsam mit Gläubigen feiern, Taufen und Hochzeiten wurden abgesagt und Gesprächskreise mussten ausfallen. Vergangene Woche dann die erlösende Nachricht für viele Gläubige: Gottesdienste dürfen unter Auflagen wieder stattfinden.
Schon am Eingang werden die Besucher von Ordnern mit Mundschutz vor der katholischen Laurentius-Kirche in Wanne begrüßt. Dort findet an diesem Abend eine der ersten Vorabendmessen statt. Auf einem Schild vor der Tür sind alle wichtigen Regeln, die während des Gottesdienstes gelten, aufgelistet. Nach und nach betreten die Besucher die Kirche – knapp über zwanzig sind es an diesem Abend in der Laurentiuskirche. An den Tagen zuvor mussten sie sich für den Gottesdienst anmelden, nun werden am Eingang in einer Liste ihre Namen abgehakt. Besucher, die spontan den Gottesdienst besuchen wollen, müssen sich ebenfalls mit Namen registrieren.
Danach werden sie von den Ordnern zu einem Platz geführt. In jeder Bank dürfen maximal zwei Personen sitzen – mit jeweils 1,50 Meter Abstand. Und das ist nur eine der vielen Regeln, die es während des Gottesdienstes zu beachten gilt.
Gläubige dürfen nicht singen
Bevor Pfarrer Burkhard Pepping mit der Messe anfängt, werden sie vorgelesen: Der Mindestabstand muss überall eingehalten werden, es wird nicht gesungen, die Weihwasserbecken wurden geleert, die Kollekte wird nach dem Gottesdienst eingesammelt, wer dringend die Kirche verlassen muss, soll dies den Ordnern anzeigen.
„Ich freue mich, dass wir trotz der Auflagen heute wieder gemeinsam einen Gottesdienst feiern können“, begrüßt Pepping die Gottesdienstbesucher, von denen nur einige einen Mundschutz tragen – eine Pflicht dazu besteht nicht.
Auch bei der Ausgabe des Abendmahles herrschen neue Regeln. In den katholischen Kirchen in Herne wird die Hostie mit einer Zange verteilt, in den Kirchen in Wanne mit der Hand. Zwar wäscht sich Pepping vor dem Verteilen seine Hände mit Seife, einige Besucher bleiben trotzdem auf ihrem Platz sitzen und lehnen die Kommunion ab.
Regeln schrecken einige Besucher ab
„Gewöhnungsbedürftig“, sagt eine Besucherin nach dem Gottesdienst. „Mir hat diese Feier leider nicht so viel gegeben wie sonst, die Regeln sind schon abschreckend.“ Für Doris Preuß, eine der Ordnerinnen, sei diese Art des Gottesdienstes ebenfalls außergewöhnlich. „Natürlich waren wir vorher schon sehr aufgeregt. Aber für das erste Mal hat alles gut geklappt.“ Mit ganz viel Fingerspitzengefühl müsse nun geschaut werden, wie sich die Gottesdienste in den nächsten Wochen entwickelten. „Irgendwann wird es vielleicht normaler und die Besucher gewöhnen sich an die Regeln“, hofft Preuß.
Vor allem vor der Ausgabe der Kommunion hätte Pfarrer Ludger Plümpe, Leiter der Großpfarrei St. Christophorus in Wanne, Sorge gehabt, erzählt er im Anschluss an seine Messen am Sonntagmorgen. Allerdings sei dies absolut problemlos abgelaufen. Daran, dass niemand singen dürfe, müsse er sich jedoch noch gewöhnen. „Das brauchen wir definitiv irgendwann wieder“, so Plümpe. Nur vereinzelt seien zu den Gottesdiensten in den katholischen Gemeinden in Wanne Besucher gekommen, die sich nicht vorher angemeldet hätten.
Für Niels Nieborg, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Bladenhorst-Zion, sei es ein „Gänsehaut-Moment“ gewesen, endlich wieder gemeinsam den Gottesdienst feiern zu können. Auch ohne Anmeldung hätten dort 25 Personen den Gottesdienst besucht, „unter ihnen waren vor allem junge Leute.“ Dass nicht gesungen werden durfte und auch das Abendmahl in den evangelischen Gemeinden fehlte, habe das Wiederzusammensein ausgewogen, so Nieborg.
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