Herne. „Zwischen-den-Zeiten“ nennt Fotograf Engelbert Gunia den derzeitigen Corona-Zustand. Mit seinen Fotos will er Betroffenen eine Plattform bieten.
Für mehrere Wochen lag das Leben in Deutschland und auch in Herne lahm. Nur langsam kommt mit den ersten Lockerungen wieder etwas Bewegung in den Stillstand. „Zwischen-den-Zeiten“ nennt der Fotograf Engelbert Gunia diesen Zustand. „Also die Zeit zwischen dem absoluten Lockdown und der Wiedereröffnung“, so Gunia.
Auch die Fotografen-Branche sei fast komplett zum Erliegen gekommen. Um trotzdem Beschäftigung zu haben, fotografiert der gebürtige Wanne-Eickeler Menschen aus seiner Heimatstadt, die besonders hart von der Krise betroffen sind: Unternehmer, Gastronomen, Theaterbetreiber. „Ich möchte diesen Menschen eine Plattform bieten und zeigen, wer hinter des Fassade der geschlossenen Betriebe und Läden steckt.“
Viele Unternehmer fürchten um ihre Existenz
Gebürtiger Wanne-Eickeler
Engelbert Gunia kommt gebürtig aus Wanne-Eickel und lebt in Bochum. Auf die Idee für das Projekt ist er durch einen anderen Fotografen gekommen. Nach Rücksprache mit ihm hat Gunia das Projekt in Wanne gestartet.
Er sucht auch weiterhin Menschen, die von der Krise betroffen sind und sich kostenlos fotografieren lassen wollen. Er ist erreichbar unter +49 178 6659 160 oder info@emotionale-fotografie.net.
Die Fotos sind auf seiner Website www.emotionale-fotografie.net zu sehen.
Innerhalb weniger Stunden habe er ein Konzept entwickelt und Wanner Unternehmer kontaktiert. Die Rückmeldungen seien prompt gekommen. Eine der ersten, die sich vor Gunias Linse stellte, war Angela Sulkowski von „Pralinen meiner Stadt“. Von der Idee sei sie direkt überzeugt gewesen, sagt Sulkowski. „Schließlich ist es wichtig, dass wir uns zeigen.“ Auch mit dem Resultat sei sie sehr zufrieden. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in dieser schweren Zeit, denn: „Ich befürchte, dass ich diese Zeit nicht überstehen werde.“ Bereits im März seien ihre großen Kunden weggebrochen, darunter unter anderem Messestände und Hochzeitsgesellschaften.
Und das gerade im wichtigen Monat Mai. „Am Anfang des Jahres ist es eh immer etwas mau, das holen wir dann immer im Mai wieder rein.“ Die ganze Vorbereitung des Winters sei somit umsonst. „Ich weiß echt nicht weiter.“
Ebenso drastisch formuliert es Ivan Kupreskic, Geschäftsführer des Restaurants „Zum Krummen Hund“ in Crange. Auch er stellte sich für das Projekt von Engelbert Gunia vor die Kamera. „Ich bin ehrlich, am Anfang wusste ich nicht so wirklich, wie das werden soll.“ Aber mit dem Endergebnis sei auch er sehr zufrieden. Gerade jetzt sei es für ihn und alle anderen Gastronomen sehr wichtig, sich den Gästen zu zeigen. Denn auch, wenn die Gastronomien ab Montag wieder für Gäste öffnen dürften, müssten diese ja auch erst einmal kommen wollen, so Kupreskic.
Absage der Cranger Kirmes trifft Restaurant „Zum Krummen Hund“
Für ihn sei die derzeitige Situation eine „absolute Katastrophe“. Auch wenn er hofft, dass der „Krumme Hund“ die Krise überstehen werde, habe er schon jetzt massive Verluste einfahren müssen. Die Absage der Cranger Kirmes sei dann erschwerend hinzugekommen. Seine Mitarbeiter habe er in Kurzarbeit schicken können, „die sind also parat und könnten jederzeit wieder voll eingesetzt werden“. Wie die Zeit ab Montag werden soll, sei ihm noch völlig unklar. „Wir brauchen einfach genaue Ansagen. Und da spreche ich wahrscheinlich für alle meine Gastronomie-Kollegen“, sagt Kupreskic. Denn die treffe es schließlich genauso hart wie ihn.
Und auch für Gunia steht fest, dass die Krisen-Zeit noch lange nicht vorbei sei. „Auch wenn es jetzt wieder einige Lockerungen gibt, gibt es weiterhin viele Berufszweige, die noch immer nicht in ihren Alltag zurückkehren können.“ Neben Kupreskic und Sulkowski hat Gunia bereits Christian Stratmann vom Mondpalast, Birgit Treybig von der Monza Indoor Kart GmbH und Fitnesstrainerin Gabriele Otterstein fotografiert.
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