Herne. Auch wenn am Wochenende ein paar Tropfen herunter gekommen sind: Förster sorgen sich um Bäume, Landwirte befürchten Einbußen beim Ertrag.
Der April war viel zu trocken. Das freut uns Menschen, aber die Pflanzen haben es schwer. Die Auswirkungen der Trockenheit seien bereits jetzt spürbar, sagen Experten.
„Es ist das dritte Jahr in Folge, in dem wir ein viel zu trockenes Frühjahr haben“, sagt Matthias Klar, RVR-Revierförster. Der Jahresbeginn sei sehr nass gewesen. „Das nutzt aber nichts, wir brauchen gleichmäßige Niederschlagsmengen vor allem in der Vegetationszeit.“ Klar hofft, dass es nun endlich etwas Regen gibt. Ideal wäre ein mehrtägiger Landregen. Platzregen hingegen hilft den Pflanzen nicht, da das Wasser nicht vom Boden aufgenommen werden kann und zu schnell abläuft.
Sorgen um die Pflanzungen im Constantiner Wald
„Ich mache mir Sorgen um die Pflanzungen in Constantin vom Herbst, weil der Oberboden durch den Ostwind und die Sonneneinstrahlung stark ausgetrocknet ist“, sagt Matthias Klar. Den Pflanzen zugute komme, dass es sich um einen tiefgründigen Boden handelt. Bäume, die in einer Erde stehen, in der sie nicht tief wurzeln können, haben es noch schwerer. Aufgrund der veränderten Wetterverhältnisse müsse man umdenken. Sei die Pflanzzeit früher bis in den April gegangen, müsse man nun früher setzen: „Damit die Pflanzen noch Kontakt zum Boden und zum Wasser bekommen.“
In den Wäldern sieht man, dass die Bodenvegetation verspätet austreibt, Gräser werden bereits trocken. „Beim Durchforsten müssen wir ebenfalls umdenken – jungen Waldbeständen durch vereinzelte Baumentnahmen (man spricht von der Durchforstung) früh die Chance für eine natürliche Verjüngung schaffen.“ Sterbe ein alter Baum dann ab, sei die nächste Generation bereits vorhanden. Da wo dieses nicht gelingt, muss man Brombeeren und Adlerfarn entfernen und künstlich Jungpflanzen einbringen.
Bauern wünschen sich Landregen
Einen mehrtägigen Landregen wünschen sich auch Herner Bauern. „Alles was im Grünland grade wachsen und sprießen sollte, ist arg gebremst“, erklärt Max Große-Lahr. Die letzten beiden Jahre seien schon sehr trocken gewesen. So sei der Stroh- und Heupreis vor einigen Jahren ordentlich angestiegen, weil das Gras nicht so gut gewachsen ist. Dies könne dieses Jahr erneut passieren.
„Unser Erdbeerfeld braucht ganz dringend Regen.“ Eine Wässerung der Erdbeeren auf den Freiflächen sei nicht möglich. Bereits im vergangenen Jahr war die Selbstpflückersaison eine gute Woche kürzer wegen der Hitzewelle. „Die Trockenheit macht uns in der Landwirtschaft schon ein wenig Bauchschmerzen“, sagt Max Große-Lahr. Beim grünen Spargel merke man die Auswirkungen bereits: „In der Sortierung sieht man, dass der Ertrag nicht so gut ist und wir dünnere Stangen erhalten.“ Wie sich der Bleichspargel entwickelt, müsse man abwarten.
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Getreide reagiert auf Trockenheit
„Wir hoffen, dass der Regen nicht zu spät kommt“, sagt Wilhelm-Heinrich Schulte-Göcking. Bei ihm blühen derzeit die Erdbeeren, in vier Wochen sollten sie bereit zum Pflücken sein. Beim Getreide sehe man schon, dass die Pflanzen das fehlende Wasser kompensieren: „Sie bilden weniger Seitentriebe aus und produzieren weniger Körner. Beim Ertrag wird es auf jeden Fall Einbußen geben.“ Das Getreide zu wässern, sei nicht wirtschaftlich.
Stadt wässert frisch gepflanzte Bäume
„Wir fangen ab nächster Woche mit dem systematischen Wässern an“, erklärt Thilo Sengupta, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Stadtgrün. Von April bis August sei pro Stadtbezirk ein Fahrzeug den ganzen Tag unterwegs. Der Tank fasse ungefähr 800 Liter und müsse bei jeder Tour zwei, bis drei Mal neu aufgefüllt werden. „Vor allem frisch gepflanzte Bäume und Bäume, die in den letzten drei Jahren gepflanzt wurden, werden gewässert, damit sie sich besser verwurzeln können.“
Insgesamt seien dies bis zu 500 Bäume, vornehmlich an Straßen. „Das sind Extremstandorte, wo die Bäume relativ wenig Platz haben und das Wasser länger zum Versickern braucht“, erklärt Sengupta. Bei neuen Pflanzungen erhielten Bäume nun größere Baumscheiben, damit die Bäume sich unterirdisch über Wurzelkanäle verbinden können. „Im letzten Jahr haben wir Unterstützung von der freiwilligen Feuerwehr erhalten und eine Wasserspende von den Stadtwerken. Das wird sicherlich auch dieses Jahr wieder so sein.“