Herne. Wo Menschen den ganzen Tag zusammen sind, steigt das Stresslevel. Das Herner Frauenhaus befürchtet eine Zunahme häuslicher Gewalt.
Lange Zeit gemeinsam auf engem Raum, Ängste um Gesundheit und Existenzsicherung und das Fehlen von Ausweichmöglichkeiten oder Sozialkontakten: In Zeiten des Coronavirus erhöhe sich das Risiko für häusliche und sexuelle Gewalt, sagt Beate Kaupen, Mitarbeiterin im Frauenhaus.
Zurzeit sei die Lage im Frauenhaus zwar noch relativ entspannt, die Anspannung komme aber zeitlich versetzt, vermutet sie. „Mehr denn je appellieren wir deshalb an eine solidarische Nachbarschaft – jetzt genau hinzuschauen und hinzuhören ist besonders wichtig“, sagt Kaupen.
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Kapazitäten könnten aufgestockt werden
Es sei schwierig, eine genaue Prognose zu treffen, aber generell werde erwartet, dass die Lage sich nach der Isolationszeit zuspitzen könnte und die Nachfrage im Frauenhaus steigen werde. Momentan habe das Haus ein Zimmer frei, „es laufen aber bereits Vorgespräche mit der Stadt, wie mögliche Kapazitäten aufgestockt werden könnten.“ Freie Wohnungen oder auch leerstehende Hotels seien mögliche Ausweichstellen, falls die Nachfrage der Frauen die Kapazitäten des Frauenhauses überstiegen.
Die Frauen und ihre Kinder, die sich zurzeit in dem Frauenhaus befinden, gingen umsichtig mit der Situation um. Anfangs seien sie sehr ängstlich gewesen, nun hätten sie sich aber langsam an die Situation gewöhnt, berichtet Kaupen.
Allerdings befänden sie sich zurzeit in Wartehaltung – Gerichtstermine würden verschoben, Einrichtungsläden seien geschlossen und Wohnungsbesichtigungen fänden nicht statt, so Kaupen. „Wir versuchen die Zeit so gut es geht zu überbrücken und trotzdem Stabilität und Nähe zu vermitteln. Wir sind täglich, wenn auch personalreduziert, im Frauenhaus anwesend.“
Frauenhaus ist jederzeit erreichbar
Kaupen betont, dass auch in der Corona-Zeit das Frauenhaus jederzeit erreichbar sei. Täglich von 9 bis 16 Uhr unter 02325/ 49 875, abends und an den Wochenenden unter der Notruf-Handynummer 0171/3 300 167. Alternativ kann das Frauenhaus über frauenhaus-herne@t-online.de kontaktiert werden. „Wir antworten garantiert“, betont Kaupen.
Beratungsstellen weiterhin erreichbar
Die Opferhelfer vom Weissen Ring sind auch in Corona Zeiten erreichbar. Rufnummern, unter denen die Organisation in Herne erreichbar ist: Außenstelle Herne: 02323/944335 Bundesweit :116006 ( Das Opfertelefon ist kostenfrei und anonym). Die Onlineberatung ist auf weisser-ring.de möglich.
Auch die Beratungs- und Kontaktstelle für Frauen und Mädchen Schattenlicht e.V. weist daraufhin, dass sie trotz der aktuellen Corona-Krise jederzeit zu erreichen ist. Telefonisch unter 02323/ 98 11 98 oder per E-Mail: info@beratungsstelle-schattenlicht.de.
Die Beratungsstelle betont, dass sie auch Unterstützungspersonen berät, die unsicher sind, wie sie Betroffenen helfen können.
Auch der Weisse Ring in Herne befürchtet eine Zunahme der Gewalt, allerdings geht Brigitte Grüning, Außenstellenleiterin in Herne, ebenfalls von einem versetzten Anstieg aus. „Viele Frauen, die gerade mehr Gewalt erleben, haben zurzeit keine Möglichkeit, zu entkommen.“ Aufgrund der Enge und Isolation hätten die Frauen keine Chance, sich telefonisch Hilfe zu holen oder Kontaktstellen aufzusuchen, „die Männer würden das momentan ja direkt mitbekommen.“
Weisser Ring bietet Online-Beratung an
Sie betont, dass Frauen sich jedoch trotz Kontaktsperre jederzeit an den Weissen Ring wenden könnten. „Auch wenn zurzeit die Arbeit durch die Kontaktsperre schwierig ist, versuchen wir den Menschen zu helfen, die Opfer einer Straftat geworden sind,“ erläutert Grüning. Telefon, Email und Online-Beratung seien Möglichkeiten, Kontakt zum Weissen Ring aufzunehmen. „In Herne machen Gewalt gegen Frauen und Kindern normalerweise rund vierzig Prozent unserer Arbeit aus“, berichtet Grüning.
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