Herne. 116 Opfer von Straftaten haben 2019 Hilfe beim Weissen Ring in Herne gesucht. Es gab auch einen Fall von Körperverletzung mit Todesfolge.

116 Opfer von Straftaten sind im letzten Jahr von den ehrenamtlichen Mitgliedern des Weissen Rings in Herne betreut worden. „Das liegt leicht unter dem Niveau des Vorjahres“, resümiert Brigitte Grüning, Leiterin der Außenstelle Herne. 2018 hatte der Verein 124 Opfer betreut. Das Spektrum der Gewalttaten reiche von häuslicher Gewalt bis zu schwerer Körperverletzung mit Todesfolge, von der es 2019 laut Weissem Ring einen Fall in Herne gab.

Bedrückend findet Grüning die Tatsache, das häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe auf Kinder und Stalking 50 Prozent der Arbeit ausmachten. Das Problem sei, dass sich viele Frauen trotz der Gewalttaten nicht rechtzeitig von ihren Männern trennen. „Meistens kommt es erst nach einigen Jahren Beziehung zur Gewalt“, so die Leiterin. „Oft sind dann schon Kinder im Spiel. Die Frauen wollen ihren Kindern nicht den Vater wegnehmen.“ Sobald allerdings auch die Kinder Opfer der Gewalt würden, zögen die meisten Frauen einen Schlussstrich, erklärt die Expertin.

Weisser Ring bietet finanzielle Soforthilfe

Acht ehrenamtliche Mitarbeiter des Vereins leisten den Opfern Beistand, begleiten sie zu Gerichtsterminen und geben Hilfestellung im Umgang mit Behörden und Institutionen. In 36 Fällen habe der Weisse Ring in Herne Opfer mit Beratungsschecks unterstützt, die die Beratung durch Experten ermöglichen sollen. Denn schließlich seien Bedürftigkeit und eine finanzielle Notlage häufig die Folge einer Straftat: So habe der Verein im vergangenen Jahr den Opfern mit rund 17.000 Euro geholfen.

Kontakt zum Weissen Ring

Den Weg zum Weissen Ring finden die Opfer durch die Polizei, die zentrale Opfernummer 116 006 oder über die Internetseite des Weissen Rings Herne: www.herne-nrw-westfalen-lippe.weisser-ring.de

Das bundesweite Opfer-Telefon ist an sieben Tagen in der Woche von 7 bis 22 Uhr erreichbar.

4660 Euro investierte der Weisse Ring Herne davon in Soforthilfe. Dadurch bekomme das Opfer unverzügliche, unbürokratische und schnelle Hilfe, so Grüning. „Wenn ihnen beispielsweise das Portemonnaie geklaut wird, bekommen sie das Geld, damit sie durch die nächste Woche kommen.“ Bis zu 300 Euro dürfe die Außenstelle ohne eine Beantragung bei der Bundesgeschäftsstelle in Mainz für sofortige Hilfe ausgeben, erklärt die Herner Leiterin.

Zwei bestätigte Fälle von Loverboys in Herne

Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit des Weissen Rings sei zudem die Vorbeugung. Mit Vorträgen zu Themen wie Enkeltrick, Trick- und Taschendiebstahl und das Verhalten an der Wohnungstür werden Senioren fit gemacht. Für Schüler, Jugendliche und junge Erwachsene gebe es Veranstaltungen zu den Themen K.O.-Tropfen, Loverboys und Cybermobbing. In Herne habe es im vergangen Jahr drei Verdachtsfälle und zwei bestätigte Fälle von Loverboys gegeben. Diese spielen Mädchen die große Liebe vor, um sie dann in die Prostitution zu schicken.

Außerdem wurde durch den Weissen Ring die „NoStalk App“ entwickelt, die bisher aber noch nicht Herne genutzt worden sei, berichtet Grüning. Die App diene Stalking-Opfern dazu, Fakten zu sammeln und Protokoll über die Vorfälle zu führen. Das habe einen großen Vorteil, weiß Grüning, „denn aus der App kann nichts gelöscht oder verändert werden.“ So könnten die Daten im Notfall auch vor Gericht verwendet werden.

Weisser Ring hat die Zusammenarbeit mit der Polizei intensiviert

Der Weisse Ring finanziert sich fast ausschließlich über Mitgliederbeiträge, Spenden, Nachlässe und Bußgeldzuweisungen der Gerichte. Rund 30 Prozent gebe der Verein für Prävention und öffentliches Eintreten aus. Rund 15 Prozent betrage der Verwaltungsaufwand. Zudem arbeite der Verein eng mit der Polizei zusammen, so Grüning. So haben die Landesverbände des Weissen Rings in NRW mit Innenminister Jäger einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, der eine intensivere Zusammenarbeit mit der Polizei beinhalte. „Außerdem konnten zwei neue Mitarbeiterinnen gewonnen werden“, sagt Brüning. „Sie befinden sich zurzeit in der Ausbildung.“