Herne. Das Aus für Großveranstaltungen ist ein schwerer Schlag für die Schausteller. Herne will nun versuchen, die Cranger Kirmes zu verschieben.
Das Verbot für Großveranstaltungen bis Ende August wirft viele Schausteller aus der Bahn. In Herne ist vor allem die Cranger Kirmes betroffen, die vom 6. bis 16. August stattfinden sollte. Die lockt jährlich rund vier Millionen Besucher. Oberbürgermeister Frank Dudda will nun versuchen, einen neuen Termin für das größte Volksfest in NRW zu finden.
Die Cranger Kirmes sei untrennbar mit Herne verbunden und ein „fester Bestandteil der Kultur“, ja sie gehöre zum Lebensgefühl der Menschen in der Stadt, begründet OB Dudda seinen Versuch, den Rummel zu retten. Ob das gelingen könne, sei aber noch völlig offen.
Beteiligte setzen sich am Montag zusammen
Am kommenden Montag, sagt er zur WAZ, setzen sich die Beteiligten, darunter Stadt, Stadtmarketing, Schaustellerverband, aber auch Polizei und Feuerwehr zusammen, um über einen Ausweichtermin zu sprechen. Anvisiert wird offenbar ein Termin im Herbst. Ausgelotet werden müsse am Montag auch, ob die Schausteller überhaupt an einem anderen Termin nach Crange kommen können. Der Zeitplan für die Beteiligten ist eng: Die Kommunalwahlen finden am 13. September statt, und auch das Oktoberfest in München (19. September bis 4. Oktober) ist bei vielen Schaustellern (noch) fest eingeplant. Aber auch, wenn ein Termin gefunden werde, stehe eine Cranger Kirmes 2020 in den Sternen: Es sei durchaus möglich, dass Großveranstaltungen auch nach Ende August weiterhin verboten werden könnten.
Wolfgang Lichte, Sprecher der Herner Schausteller, nennt die Situation für die Branche fürchterlich: „Das ist eine Katastrophe für den Berufszweig“, sagt er zur WAZ. Nun stünden viele Schausteller vor der Pleite. Lichte, der mit seinem Fischhaus Lichte durchs Land reist, hofft jetzt, dass Kirmessen nach dem Sommer so schnell wie möglich wieder öffnen können. Großveranstaltungen könnten angesichts der dramatischen Entwicklung der Corona-Pandemie aber auch für das gesamte Jahr ins Wasser fallen, weiß der 70-Jährige. Dann brächen auch noch die Weihnachtsmärkte oder der Cranger Weihnachtszauber weg – mit fatalen Konsequenzen.
Steinmeister: Cranger Kirmes ist das Herz von Unternehmen und Stadt
Ähnlich äußert sich Oskar Steinmeister. Der Schausteller, der mit seinem Vater Bernd seit Jahren einen Bierpavillon auf der Cranger Kirmes betreibt, zeigt Verständnis für die Einschränkungen. Allein: Dringend erforderlich seien nun weitere Hilfen von Bund und Land, damit die Schausteller überleben könnten. Viele kleine Betriebe stünden schon jetzt am Abgrund. „Ohne Konjunktur-Programm ist die Branche tot“, prophezeit er. Eine Cranger Kirmes, wie wir sie gewohnt seien, würde es künftig sonst nicht mehr geben. Überhaupt wäre das Aus für die Cranger Kirmes „ein ganz schwerer Schlag“. „Die Cranger Kirmes ist das Herz des Unternehmens – aber auch für die Stadt.“
Steinmeister selbst habe Kurzarbeit angemeldet, Kosten reduziert und Finanzhilfen in Anspruch genommen. Oskar Steinmeister zeigt sich zuversichtlich, dass der Betrieb deshalb auch ohne Veranstaltungen notfalls durchs gesamte Jahr kommt: „Wir leben nicht auf großem Fuß und haben Rücklagen gebildet.“ Steinmeister würde sich über einen Alternativtermin für die Cranger Kirmes aber freuen: Sein Unternehmen sei bereit dafür.
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