Herne. Herne hat eine neue Kinderärztin. Özlem Aksünger fängt in der Praxis an der Kreuzkirche an. Sie erzählt von ihrem Jobeinstieg in Corona-Zeiten.

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten in Corona-Zeiten: Herne hat eine neue Kinderärztin. Özlem Aksünger arbeitet seit dem 1. April in der Gemeinschaftspraxis von Anja Schulenburg und Wolfgang Schrader an der Kreuzkirche. Ein ganz neues Gesicht ist Aksünger für die beiden Kinderärzte, die bereits seit 16 Jahren zusammen in der Praxis arbeiten, aber nicht. Vor einem Jahr hat sie dort eine Weiterbildung gestartet, die sie nun abgeschlossen hat.

„Wir freuen uns natürlich sehr, dass jetzt frische und junge Ideen in die Praxis kommen“, sagt Schrader. Vor elf Jahren ist die 37-jährige Berlinerin der Liebe wegen ins Ruhrgebiet gezogen, arbeitete dort erst in Bochum und nun in Herne. Ob sie das Leben in Berlin vermisst? „Ja, aber für mich ist es keine Frage, ob ich wieder zurückgehe, ich fühle mich hier sehr wohl.“

Genug Platz für dritte Ärztin

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Ein Durchbruch zur Nachbarwohnung habe Platz für eine dritte Ärztin in der Praxis geschaffen. „Dieser war eine Voraussetzung dafür, dass sie bei uns anfangen konnte“, so Schulenburg. Und nicht nur die Ärztin konnte das Team gewinnen, auch zwei Mitarbeiterinnen der Praxis von Willi-Ingo Schmidt, dessen Kinderarzt-Platz Aksünger einnimmt, arbeiten nun an der Kreuzkirche. Das sei besonders wichtig, weiß Schulenburg: „Gerade bei den chronisch kranken Kindern ist es gut, jemanden in der Praxis zu haben, der den Krankheitsverlauf schon kennt.“ Denn auch viele der Patienten von Schmidt, der nun in Rente geht, seien Aksünger in die Praxis gefolgt.

An der Berliner Charité studiert

Özlem Aksünger ist in Berlin geboren und aufgewachsen. An der Berliner Charité hat sie studiert. Im Ruhrgebiet hat sie zunächst in der Bochumer Kinderklinik insgesamt neun Jahre gearbeitet.

Daraufhin entschied sie sich, in eine Praxis für eine Weiterbildungsstelle zu gehen und hat sich in der Praxis an der Kreuzkirche beworben.

Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt Aksünger in Dortmund.

Dass sie gerade jetzt in der Corona-Krise ihre neue Stelle antritt, ist für das Dreierteam spannend. Denn: „So eine Situation haben wir alle noch nie erlebt“, sag Schrader. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, habe die Praxis entschieden, gesunde Kinder, die für eine Impfe oder ähnliches kommen, nur am Vormittag zu empfangen – kranke Kinder sollen am Nachmittag kommen.

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Dass die zwölf Mitarbeiter in zwei Gruppen arbeiten, damit sie im Falle einer Infizierung nicht alle in Quarantäne müssten – so machen es einige andere Praxen in Herne – komme für das neue Dreiergespann noch nicht in Frage. „Wenn die Situation in Herne aber irgendwann noch schlimmer wird, werden auch wir über so eine Lösung nachdenken“, erklärt Schulenburg.

Ärzten fehlt Schutzkleidung

Viele Arztpraxen klagten in den vergangenen Wochen über fehlende Schutzmasken, doch „dieses Problem haben wir zum Glück noch nicht“, sagt Schulenburg. „Was uns aber mittlerweile fehlt, ist Schutzkleidung.“ Trotzdem betont sie: „Es ist wichtig, dass die Kinder weiterhin zu den Vorsorgeuntersuchungen kommen.“ Denn wenn die Krise erst einmal vorbei sei, könne die Praxis nicht alles nachholen. Die meisten Eltern hätten dies aber verstanden. Zudem riefen viele Eltern vor einem Besuch an und kämen nicht einfach in die Praxis.

Außerdem biete die Praxis extra eine Telefonsprechstunde an, in der abgeklärt wird, ob die Ärzte ein Kind sehen müssen oder ob auch eine Ferndiagnose in Frage kommt. „Bis jetzt klappt das sehr gut, das Angebot wird von vielen Eltern in Anspruch genommen.“