Herne. Herner Schulleiter sprechen sich trotz Coronavirus klar für Abiturprüfungen aus. Ihre Sorge: Der Abschluss könnte sonst später weniger Wert sein.

Diesen Montag beginnen die Osterferien, doch besonders für die Abiturienten wird diese Zeit von Unsicherheit begleitet. Wird es nach den Ferien noch einmal Unterricht geben? Werden die Abiturprüfungen ganz normal stattfinden? Oder gibt es am Ende doch eine Durchschnittsnote? Die Herner Schulleiter sind sich derweil einig: Wenn es irgendwie geht, sollen die Abiturprüfungen unbedingt geschrieben werden.

„Ich finde es für die Schüler am besten, wenn sie zu den Abiturprüfungen antreten können“, sagt Heike Bennet, Schulleiterin am Gymnasium Wanne. „Sonst ist das immer der Jahrgang, der ein La-La-Abitur gemacht hat“, bringt sie es auf den Punkt. Ein Durchschnittsabitur habe immer ein gewisses Geschmäckle, das für anschließende Bewerbungen nicht gut sei. „Die Schüler möchten gerne ein gleichwertiges Abitur haben“, davon ist sie überzeugt.

Coronavirus: Abiturprüfungen sollen gleichwertig sein

Genauso sieht es Nicole Nowak, Schulleiterin am Haranni-Gymnasium, und betont: „Wenn es irgendwie gesundheitlich zu verantworten ist, halte ich es für richtig, dass die Prüfungen stattfinden.“ Nur so könne die Gleichwertigkeit des Abiturs mit den vorigen und künftigen Jahrgängen gewährleistet werden. Sie fürchtet auch, dass es sonst zu Klagen kommen könnte, wenn Schüler ihre Abschlussnote durch die Abschlussprüfung noch verbessern wollten.

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Auch an der Gesamtschule Wanne-Eickel streben in diesem Jahr 63 Schüler in der Q2 das Abitur an. Schulleiterin Katharina Rodermund spricht sich wie ihre Kollegen klar gegen ein Durchschnittsabitur und für Prüfungen aus. „Sonst könnten die Abschlüsse später vielleicht weniger Wert sein“, fürchtet auch sie. Größere Probleme durch den Unterrichtsausfall sieht sie nicht. „Für das Abitur müsste der relevante Stoff eigentlich schon erarbeitet worden sein.“ Schließlich seien die Abi-Vorklausuren schon geschrieben worden.

Abiturienten leben mit hoher Unsicherheit

Diese Einschätzung teilt auch Nicole Nowak: „Es sind ja nicht zwei oder drei Monate ausgefallen, sondern maximal 14 Tage Unterrichtszeit“, betont die Sprecherin der Herner Gymnasien. Dies sei eine Wiederholungsphase, in der keine neuen Inhalte erarbeitet würden. „Von daher finde ich schon, dass das Abitur - vielleicht mit leichten Abstrichen - normal durchgeführt werden kann“, so Nowak.

„Die Abiturienten haben es nicht ganz leicht, weil sie in dieser Phase mit hoher Unsicherheit umgehen müssen“, sagt Dennis Robertz, Schulleiter am Otto-Hahn-Gymnasium. Er könne wie die Schüler nur abwarten, wie das Schulministerium am 15. April entscheidet. „Als Schulleiter bin ich weder Virologe noch Politiker“ sagt er. Die Sachlage sei so komplex, wie man es sich noch nie hätte vorstellen können.

Infektionsschutz muss gewährleistet sein

Ob nun die Abiturprüfungen stattfinden können oder nicht, liege nicht in seiner Hand, aber: „Ich setzte sehr auf die Zusage des Ministeriums, dass der Infektionsschutz gewährleistet ist“, so Robertz. Schließlich ginge es um die Gesundheit seiner Schüler und Lehrer. Jeder müsse sich so vorbereiten, als wenn die Prüfungen stattfinden. Das Wichtigste sei für ihn, dass die Schüler im Sommer ihr Abitur haben, das müsse gewährleistet sein.

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Nicole Nowak würde sich wünschen, dass die Abiturprüfungen Vorrang haben vor allem anderen. Dass die große Zahl an Schülern vielleicht noch nicht in die Schule kämen und so ausreichend Platz wäre, um in kleinen Gruppen von vielleicht fünf Schülern das Abitur zu schreiben. Zudem könnte sie sich nach den Osterferien vorstellen, dass nur die Abiturienten nochmal ganz gezielt in kleinen Gruppen in ihren Abiturfächern vorbereitet würden.

Vorschlag: Intensiv-Vorbereitung für Abiturienten

Ein Szenario, das auch Katharina Rodermund befürwortet: „Man könnte die Schüler für ein bis zwei Termine vorher in die Schule bestellen, wenn sonst kein Unterricht stattfindet.“ Vorteile hätte dies auch für manche Schüler, die sich gerade in sozial schwachen Familien, in denen derzeit viele Kinder zu Hause seien, nicht in Ruhe auf die Abiturprüfungen vorbereiten könnten, sagt Heike Bennet, die sich nicht vorstellen kann, wie Infektionsschutz funktionieren könnte, wenn wirklich alle Schüler am 20. April gleichzeitig wieder zur Schule kämen.

„Ich würde den Schülern wünschen, dass sie schwitzen und zittern und ihre Prüfung schreiben“, sagt Heike Bennet. Und auch Nicole Nowak betont die Bedeutung einer solchen Prüfung gerade in dieser Krise. So seien manche Schüler über das abrupte Ende der Schulzeit traurig gewesen. „So eine Prüfung schweißt nochmal zusammen und bietet einen offiziellen Abschluss der langen Schulzeit.“ Und den hätten sich alle Schüler verdient.