Herne. Die Corokrise kommt auf dem Herner Arbeitsmarkt an, auch wenn sich das in den Märzzahlen noch nicht widerspiegelt. Kurzarbeit ist großes Thema.
Die aktuellen Statistikdaten zum Herner Arbeitsmarkt sind quasi ein Muster ohne Wert. Das hat die Agentur für Arbeit mitgeteilt. Die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit angemeldet hätten, sei jedoch dramatisch in die Höhe geschnellt.
Der Grund für die fehlende Aussagekraft der Monatsstatistik: Die monatliche Auswertung hätte zum großen Teil die Auswirkungen der Corona-Krise noch nicht erfasst und seien daher hinfällig. Der Stichtag für die Auswertung war der 12. März - wenige Tage, bevor die Krise mit voller Wucht durchschlug.
Ohne „Corona“ zeigte sich im März in Herne folgende Entwicklung: Die Statistik zählte zum Stichtag 8172 arbeitslose Personen. Gegenüber dem Vormonat waren das 46 weniger als im Februar und mit Blick auf das Vorjahr 306 Personen weniger. Die Arbeitslosenquote blieb gegenüber dem Vormonat konstant, im Vergleich zum Vorjahr fiel sie zum Zeitpunkt der Auswertung um 0,4 Prozentpunkte.
Arbeitslosenmeldungen werden voraussichtlich deutlich ansteigen
„Ohne Corona würden wir eine positive Bilanz ziehen. Die Arbeitslosenzahlen wären, dem Frühjahr entsprechend, rückläufig“, so Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. „Das zeigt, dass Herne auf dem richtigen Weg war. Und die gute Entwicklung hätte sich wohl fortgesetzt“, so Neukirchen-Füsers im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Seit 2014 sei die Zahl der Arbeitslosen in Herne um rund 2500 gesunken.
Doch nun müsse man damit rechnen, dass die Arbeitssuchendmeldungen und Arbeitslosmeldungen deutlich ansteigen werden. Die Betriebe seien vor dem Hintergrund der Krise extrem zurückhaltend mit der Neueinstellungen, zudem würden befristete Verträge nicht verlängert. Die Agentur habe auch schon erste Auflösungsverträge registriert.
Rund 2000 Betriebe im Agenturbezirk haben Kurzarbeit angezeigt
Dramatisch sei die Lage bei der Kurzarbeit: Den ersten Zählungen zufolge seien bis zum 27. März im Agenturbezirk Bochum (Bochum und Herne) rund 2000 Anzeigen von Kurzarbeit bei der Arbeitsagentur in Folge der Coronakrise eingegangen. Grob überschlägig entfallen ein Viertel bis ein Drittel auf Herner Betriebe. 2019, als die Wirtschaft noch auf einer Erfolgswelle ritt, gab es insgesamt 67 Unternehmen, die Kurzarbeit angezeigt haben. Wie dramatisch die Lage sei, zeige ein Vergleich zu 2009: Während der Wirtschafts- und Finanzkrise und dem Höhepunkt der Nutzung von Kurzarbeitergeld, waren es 646 Betriebe.
Kontakte für die schnelle Hilfe
Für schnelle Hilfe steht die Agentur für Arbeit wie folgt zur Verfügung:
Für die Arbeitnehmer wurde eine zusätzliche Service-Nummer 0234 305 5555 geschaltet. Darüber hinaus bleiben die kostenlosen Hotline-Nummern (Arbeitnehmer: 0800 4 5555 00 und Arbeitgeber: 0800 4 5555 20) bestehen.
Neben der Telefonie gibt es die Möglichkeit die eServices zu nutzen. Es empfiehlt sich aber, alle grundsätzlichen Fragen vorab mit einem Mitarbeiter telefonisch zu erörtern.
Darüber hinaus besteht auch während der normalen Dienstzeit die Möglichkeit, via Mailverkehr unter Bochum.Kontakt@arbeitsagentur.de mit der Agentur für Arbeit in Kontakt zu treten.
Schnelle Hilfe auf dem Youtube-Kanal der Bundesagentur für Arbeit unter www.youtube.com/user/Arbeitsagentur
Doch Neukirchen-Füsers ist auch froh, dass die Betriebe das Instrument der Kurzarbeit nutzen. Das gebe ihm Hoffnung, dass die Unternehmen davon ausgehen, dass es nach Bewältigung der Krise wieder aufwärts gehen wird. „Kurzarbeit ist auf jeden Fall die bessere Alternative als Arbeitslosigkeit.“ Und er betont: „Es gibt genügend Geldreserven, und sollten diese zur Neige gehen, tritt der Bund ein. Niemand muss sich um seine Leistung sorgen. Ganz gleich ob Kurzarbeitergeld, Arbeitslosengeld oder Leistungen der Grundsicherung.“
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Deshalb bündele die Agentur alle Kräfte, um die Anträge auf Kurzarbeit zu bearbeiten. „Auch wenn die Agentur für den Publikumsverkehr geschlossen bleibt, hinter den Kulissen arbeiten wir mit Hochdruck. Unsere Mitarbeiter arbeiten zum Teil im Schichtwechsel, mit vollem Einsatz und dem Bewusstsein, dass unsere Hilfe so nötig ist wie nie zuvor.“