Herne. Die Krankenhäuser in Herne rechnen mit einem Ansturm an Patienten. Die ersten Stationen wurden für Coronavirus-Patienten komplett freigeräumt.
Die Krankenhäuser in Herne richten sich wegen der Coronavirus-Pandemie auf eine Patientenwelle ein. Die ersten Stationen wurden freigeräumt, Aufnahmen verschoben und Personalpläne überarbeitet.
Im Interview mit der WAZ hatte Oberbürgermeister Frank Dudda gesagt, dass Herne aktuell für 10.000 Infizierte gerüstet sei. Erst bei höheren Zahlen drohe ein medizinisches Versorgungsproblem. 2,5 Prozent der Infizierten müssten intensivmedizinisch betreut werden, davon müsse voraussichtlich weniger als ein Prozentsatz beatmet werden.
EvK-Chefarzt: „Wir haben alle Strukturen vorbereitet“
Das Evangelische Krankenhaus (EvK) hat an seinen beiden Standorten in Herne-Süd und Eickel bereits jeweils eine Station freigeräumt, eine weitere folgt in diesen Tagen. In jeweils einer Station sollen die Corona-Verdachtsfälle untergebracht werden, in der zweiten die bestätigten Fälle, sagt Verwaltungsdirektor Danh Vu zur WAZ. Zunächst jeweils 36 Betten stünden an beiden Standorten zur Verfügung. „Wir haben ein Stufenkonzept erarbeitet, nach dem wir beim überhöhten Bedarf weitere Stationen hinzunehmen werden“, fügt er an. Auf der Intensivstation gebe es insgesamt 23 Betten, acht würden nun für schwer erkrankte Covid-19-Patienten freigehalten.
Für den erwarteten Ansturm an Patienten sei das EvK damit zunächst gerüstet, sagt Prof. Dr. Eckhard Müller, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie am EvK: „Wir sind aufnahmebereit, wir haben alle Strukturen vorbereitet.“ Die Personalpläne seien für die Krisensituation angepasst worden, und soweit möglich seien Termine, zum Beispiel für Operationen, verschoben worden, um die Stationen frei zu ziehen. Er stellt aber klar: „Notfälle und Tumorpatienten werden natürlich vollumfänglich weiterversorgt.“
Aktuell, so Müller, gebe es am EvK weder Patienten noch Mitarbeiter, die infiziert seien. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis Patienten einträfen und auch Mitarbeiter betroffen seien. Letztere seien die Schwachstelle im System. Nicht die Zahl der Betten oder der Intensiv- beziehungsweise Beatmungsplätze sei entscheidend für die Versorgung der erkrankten Herner, sondern die Zahl der zur Verfügung stehenden Mitarbeiter. Die gute Nachricht hierbei: „Es gibt eine große Welle der Hilfsbereitschaft“, so der Chefarzt. Mitarbeiter hätten angeboten, Urlaube zu verschieben, Studenten und ehemalige Praktikanten wollten einspringen.
Elisabeth-Gruppe: Erste Mitarbeiter positiv getestet
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hier gibt es mehr artikel aus herne und wanne-eickelNach Auskunft der St. Elisabeth-Gruppe, die auch das Marien Hospital in Herne-Mitte/-Süd und das St. Anna-Hospital in Wanne betreibt, seien in den Herner Klinken der Gruppe bisher keine Stationen geräumt worden. „Die Zahl der Patienten hat sich in den letzten Tagen reduziert, so dass auf vielen Stationen freie Betten zur Verfügung stehen“, sagt Theo Freitag, Chef der St. Elisabeth-Gruppe, zur WAZ. Dies gelte auch für die Intensivstationen. Er sagt, dass sein Unternehmen die Sachlage täglich neu bewerte und dass es wie sonst auch nach medizinischer Notwendigkeit entscheide, welche Operationen durchgeführt werden. „Für schwerkranke Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind, halten wir genügend Kapazitäten vor“, sagt er zu.
Es gebe derzeit keine stationären Patienten in den Klinken der Gruppe, die an Covid-19 erkrankt sind. Es seien aber „eine Hand voll Mitarbeiter positiv getestet, die leichte Symptome zeigen und sich in häuslicher Quarantäne befinden“.