Herne. Tim Thomczyk (24) studiert an der Kunstakademie in Düsseldorf. Für die Ausstellung „Sichtbar/Nahbar“ kehrt er in seine Heimatstadt zurück
Mit der Ausstellung „Sichtbar/Nahbar“ stellt der Alte Wartesaal ab heute neue Bilder von Tim Thomczyk vor. „Als wir die Ausstellung vor rund acht Monaten geplant haben, war noch keines der Bilder fertig“, stellt er selbst fest. So sind die meisten der Bilder parallel in seinem Atelier in Düsseldorf entstanden.
Formensprache älterer Arbeiten aufgegriffen
Mit dieser aktuellen Serie an Bildern greift Tim Thomczyk die Formensprache einiger älterer Werke auf, um sie neu zu erfinden. Diese Reihe der neuen Bilder sei ganz intuitiv entstanden, erzählt er. „Ich fange an und lasse mich beim Malen auf die sich entwickelnden Formen ein.“ So breiten sich auf den Leinwänden fließende Strukturen aus, die auf den ersten Blick verwirren. Da drehen sich dynamische Formen um einzelne Zentren. Sie umkreisen Flächen, um sie zu betonen. Sie brechen ab, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Andere Flächen und Spuren laufen zu den Bildrändern hin aus.
Manche Formen verbinden sich zu organisch wirkenden Strukturen. Mal erscheinen sie ganz kleinteilig. Sie verdichten sich. Mal wachsen sie zu großen bildbeherrschenden Gebilden zusammen. Diese Bilder kennen weder Anfang noch Ende. Alles scheint in einer dauernden unbestimmten Bewegung zu sein. Da bleiben die einzelnen Formen mal ganz in der Fläche als seien sie rein grafische Gebilde. In anderen Bildern schieben sie sich vor und hintereinander. Sie schaffen eine ganz eigene Perspektive, die in den Bildraum weist. „Ich versuche, immer wieder neue Formen zu finden“, beschreibt Tim Thomczyk seine Arbeitsweise.
Harmonie trotz verwirrender Bilddynamik
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Trotz dieser verwirrenden Bilddynamik scheinen diese Werke harmonisch. Denn Tim Thomczyk reduziert seine Farben auf ganz wenige Töne. Das gibt dem Formenlabyrinth eine ganz eigenartige Ruhe. Bildbestimmend sind Schwarz, Weiß und Grau. Immer wieder tauchen verschiedene Nuancen von Ocker auf. Sie lassen die Bilder nicht so kalt erscheinen. Bei einigen wenigen Werken wird ein Teil der farbigen Untermalungen sichtbar. Da setzen Rottöne ganz eigene, sparsame Akzente.
Zur Ausstellung
Die Ausstellung „sichtbar/nahbar“ vom Tim Thomczyk wird am Freitag, 13. März, um 19 Uhr im Alten Wartesaal eröffnet.
Zur Einführung spricht der Kunsthistoriker Gernot Thiele. Für den musikalischen Rahmen sorgt Felix Osebold am Saxophon.
Die Werke sind bis zum 12. April zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag, 16 bis 20 Uhr, Sonntag und an Feiertagen, 14 bis 18 Uhr.
Am Samstag, 28. März, lädt der Alte Wartesaal ab 16 Uhr zu einem Workshop im Rahmen der Reihe Künstlercafé ein. Hier können eigene Kunsterfahrungen gemacht werden. Ab 18 Uhr steht Tim Thomczyk zu Gesprächen bereit.
Der Betrachter braucht Zeit, um sich in dieser Formenwelt zurechtzufinden. Dann laden die Bilder ein, die ausgelegten Spuren zu verfolgen und ganz eigene Wege durch diese Labyrinthe zu entdecken. Dann werden Formen sichtbar, die vielleicht an Bäume oder Wurzeln erinnern. Es könnten aber auch menschliche Körper sein. Da scheinen immer wieder Augenpaare den Betrachter eindringlich anzublicken. Bei anderen Werken meint man, ein Gesicht zu erkennen. „Diese Formen sind gar nicht von vornherein gewollt“, erklärt Tim Thomczyk. „Sie entfalten sich beim Malen.“
Bilder nehmen Spuren der Architektur auf
Die Präsentation im Alten Wartesaal lässt die Bilder ganz unterschiedlich erscheinen. Vor den maroden unverputzten Wänden scheinen sie die Spuren der vorhandenen Architektur aufzunehmen. Sie werden ein Teil der Umgebung. Ganz anders wirken sie vor den schwarzen Flächen. Hier heben sie sich ab und schaffen einen ganz eigenen Raum. Tim Thomczyk ist es gelungen, sich seit seiner letzten Ausstellung im „Hallenbad“ vor zwei Jahren konsequent künstlerisch weiter zu entwickeln.