Herne. Im Alten Wartesaal im Herner Bahnhof treffen sich Musik, Kunst und Theater. Was im nächsten halben Jahr dort auf dem Programm steht.
Im Alten Wartesaal beginnt das neue Jahr im Februar. Mit 25 Veranstaltungen und „deutlich mehr Gästen als im Vorjahr“ hat der temporär genutzte Kulturort im Herner Bahnhof 2019 weiter an seinem Profil gefeilt. Für das erste Halbjahr 2020 hat Katrin Lieske als Programmverantwortliche des Emschertal-Museums wieder einen Mix aus Ausstellungen, Theater und Konzerten geplant, dazu Führungen, Workshops und Gespräche. Den Aufschlag für die neue Saison macht am 15. und 16. Februar das Team des Herner Jugendkulturpreises mit dem vierten spartenübergreifenden „Hin- & Herbert“.
Tim Thomczyk zeigt „sichtbar/nahbar“
Der Gedanke des „Kulturlabors“ für junge Kunst wird wieder aufgenommen. „Beide Kunstausstellungen des ersten Halbjahres entstehen speziell für den Alten Wartesaal“, berichtet Katrin Lieske. Der in Herne geborene Künstler Tim Thomczyk, heute Studierender an der Kunstakademie Düsseldorf, arbeite bereits seit einigen Monaten an großformatigen Malereien für seine Schau „sichtbar/nahbar“. Thomczyk benutzt Strukturen aus der Natur wie Wurzeln und Rhizome und der menschlichen Anatomie (Organe, Gedärme). Seine Ausstellung ist auch Ausgangspunkt der Sonntagsführung der Kunsthistorikerin Ulrike Most, die Einblicke in die Geschichte des Bahnhofs gewährt.
Unterdessen bereitet Ana Alenso aus Venezuela für das Projekt „Ruhr Ding: Klima“ eine großformatige Installation vor. „Die Mine gibt, die Mine nimmt“ ist Teil eines Ausstellungsprojektes von Urbane Künste Ruhr in Herne und Umgebung. Alensos Thema ist die globale Abhängigkeit von Ressourcen. Oft geht es um die Erdölwirtschaft und ihre Folgen für Mensch und Natur.
Freiraum für Kreativität
Die Termine
Februar: Hin & Herbert – Artremix! Remastered IV, Samstag, 15. Februar, 16-23 Uhr, und Sonntag, 16. Februar, 16-20 Uhr. Rap im Alten Wartesaal – Open Mic, Samstag, 22. Februar, 19 Uhr (5 Euro). Theater Dobstroh, „Das Double“, Freitag, 28. Februar, 20 Uhr, Samstag, 29. Februar, 20 Uhr (12/8 Euro).
März: Tim Thomczyk: „sichtbar/nahbar“, Malerei, Freitag, 13. März, bis Sonntag, 12. April.
April: „N gutes Stündchen“, Sonntagsführung, Sonntag, 12. April, 15 Uhr. Theater Kohlenpott: Glück – Eine Interviewrecherche, Samstag, 18. April, 19 Uhr (Premiere), Sonntag, 19. April, 19 Uhr (10/6 Euro). Apoyando und Kolja Roetzel, World Music Melange, Dienstag, 21. April, 20 Uhr.
Mai: Ana Alenso: „Die Mine gibt, die Mine nimmt“, Installation im Rahmen von „Ruhr Ding: Klima“, Samstag, 9. Mai, bis Sonntag, 28. Juni.
Juli: Wolke, Konzert, Samstag. 11. Juli, 18 Uhr.
Bei allen Veranstaltungen ohne Angabe des Eintritts ist der Eintritt frei.
Überblick auf www.herne.de/alter-wartesaal
Neben den Räumlichkeiten will der Alte Wartesaal jungen Künstlern eine Infrastruktur bieten, die ihnen einen Freiraum für Kreativität schafft. So entstand auch das neue Format „Rap im Alten Wartesaal – Open Mic“. „Jugendliche und junge Erwachsene bekommen hier die Chance, ihre eigenen Texte und Songs aus dem Bereich Hip-Hop vor Publikum zu präsentieren“, berichtet Dozent und Musiker Dennis Kazakis, der den Abend organisiert und die Künstler unterstützt.
Zu einer neuen Generation Pop-Poeten gehört Wolke. Der gebürtigen Hernerin werden „wunderschöne Songs, warmer Gesang und sphärische Texte“ nachgesagt. Live spielt sie ihre Songs mit Bass und Loop Player. Wolke lebt in den Niederlanden. Dort hat auch Patric Siewert studiert. Der Herner E-Bassist tritt mit dem Gitarristen Mark Scheel als Duo Apoyando auf, mit ihnen spielt Kolja Roetzel, Drummer und Percussionist, eine „World Music Melange“.
Dobstroh erzählt deutsch-deutsche Liebeseschichte
Das Theater Kohlenpott gastiert mit einer neuen Performance von Regisseurin Emel Aydoğdu zum Thema Glück. Vier Monate lang forscht und recherchiert die junge Regisseurin und Performancekünstlerin dazu in Herne, gefördert durch ein Nachwuchsstipendium des Kulturministeriums NRW.
Außerdem wird Besuch aus Düsseldorf erwartet, nämlich von Dobstroh mit dem Stück „Das Double“ nach Ernst-Jürgen Dreyer. Es erzählt eine deutsch-deutsche Liebesgeschichte. Als Günter 1964 flieht, lässt er Dorle im Osten zurück. Später will er sie zu sich holen - mit einem Pass einer anderen Frau. Es wird immer unklarer, welchem Leben er treu ist.