Herne. Vor wenigen Tagen ist die Masern-Impfpflicht in Kraft getreten. Die Stadt Herne kann ein Bußgeld verhängen, wenn Kinder nicht geimpft sind.

In der Aufregung um das Coronavirus ist ein anderes großes Gesundheitsthema in den letzten Tagen ein wenig untergegangen: Seit dem 1. März gilt in Kitas und Schulen die Masern-Impfpflicht. Auch in Herne müssen ab sofort alle Kinder, die in die Schule oder eine Kita kommen, geimpft sein. Sind sie das nicht, droht den Eltern ein Bußgeld.

In Herne werden die Kontrollen, ob ein Kind geimpft ist oder nicht, zunächst von den Kitas durchgeführt, erklärt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Wenn ein Kind nicht geimpft ist, werde das an das Gesundheitsamt weitergeleitet. „Dann werden den Eltern Gespräche und Beratungstermine angeboten.“ Sollten sich die Eltern jedoch beratungsresistent zeigen, könne auch ein Bußgeld verhängt werden, so Hüsken. „Das kann bis zu 2500 Euro kosten.“

Es gilt: Schulpflicht vor Impfpflicht

Allerdings gebe es auch einige Ausnahmen: Hat das Kind nachweislich eine Allergie auf den Masernimpfstoff oder eine andere Krankheit, die das Immunsystem so sehr belastet, dass eine Impfe zu anstrengend für den Körper ist, werde das Kind von der Impfpflicht befreit. Der Stadtsprecher betont zudem, dass die Schulpflicht immer noch über der Impfpflicht stehe. „Kein Kind darf deswegen vom Unterricht ausgeschlossen werden.“

„Keine harmlose Kinderkrankheit“

Europaweit wurden laut Bundesgesundheitsministerium im Jahr 2019 13.207 Masernfälle gemeldet. 2019 wurden in Deutschland bundesweit 514 Fälle registriert. Im Jahr 2018 betrug die landesweite Zahl der gemeldeten Erkrankungen 544 Fälle.

„Masern bringen häufig Komplikationen und Folgeerkrankungen mit sich. Dazu gehört im schlimmsten Fall eine tödlich verlaufende Gehirnentzündung. Eine Masern-Infektion ist damit anders als vielfach angenommen keine ‘harmlose Kinder-Krankheit’“, heißt es vom Bundesgesundheitsministerium.

Während in anderen Städten – wie Duisburg beispielsweise – die Gesundheitsämter durch das neue Gesetz befürchten, an ihre Grenzen zu stoßen, scheint Herne gut aufgestellt zu sein. Denn: „Die Impfquote ist in Herne generell sehr hoch“, weiß Hüsken. Genaue Zahlen dürfe er jedoch nicht nennen. „Die Masern-Impfung ist in der Stadt laufendes Geschäft“, sagt er. Eine Aufstockung des Gesundheitsamt-Personals erachte die Stadt zur Zeit für nicht notwendig. Trotzdem versichert Hüsken, dass „die Kitas von der Stadt nicht alleine gelassen werden.“

Awo-Kitas befürchten „Bürokratiemonster“

Das hoffen auch die Awo-Kitas in Herne. Denn aus deren Sicht sei das Masernschutzgesetz ein weiteres ,Bürokratiemonster‘, das auf die Mitarbeiter und die Träger von Kitas zukomme, erklärt Christopher Becker, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Awo-Unterbezirks Ruhr-Mitte.

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„Die Prüfung des Impfstatus sowie aller dazugehörigen Dinge sollte eigentlich in der Verantwortung der öffentlichen Hand liegen. Trotzdem bereiten wir uns gerade intensiv auf die Umsetzung vor“, so Becker. „Wir passen die Kita-Verträge mit den Eltern entsprechend an und werden ärztliche Bescheinigungen einfordern.“

Die Einrichtungen legen sich die Vorgänge außerdem auf Wiedervorlage, um bei Bedarf die Auffrischung im zweiten Lebensjahr zu kontrollieren. Die Eltern werden in einem Rundschreiben über das gesamte Verfahren informiert, so Becker. „Sofern die Impfpflicht ignoriert wird, sind wir gezwungen, dies dem Gesundheitsamt zu melden.“

Auch Mitarbeiter müssen geimpft sein

Das gelte auch für die nach 1970 geborenen Mitarbeiter, die einen entsprechenden Impfstatus nachweisen müssen oder eine fehlende Impfung über ihren Hausarzt nachholen müssen. Und auch die Kinder, die bereits in der Kita sind und noch nicht geimpft wurden, müssen einen solchen Nachweis vorlegen. Dafür haben aber sowohl die Mitarbeiter als auch die bereits in der Kita angemeldeten Kinder noch bis zum 31. Juli 2021 Zeit.

Auch die Herner Tageseltern sind von dem neuen Gesetz betroffen. Neustarter, sowohl Kinder als auch Mitarbeiter, müssten einen Nachweis erbringen, erklärt Teamleiterin Esther Mattern. „Wir wollen natürlich, dass unsere Kinder bestmöglich geschützt sind“, so Mattern. „Deswegen halten wir uns jetzt natürlich an die gesetzliche Vorgabe.“ Einen Mehraufwand befürchtet sie nicht: „Wir haben uns auch vorher schon immer den Impfausweis zeigen lassen.“