Herne. Der Herner EV hat wegen des Coronavirus den Karten-Vorverkauf gestoppt. Und die Epidemie hat weitere Auswirkungen in Herne - ein Überblick.

Auch wenn es in Herne nach wie vor keinen Fall gibt: Die Auswirkungen der Corona-Epidemie werden in der Stadt immer spürbarer. Ein Überblick.

Hotellerie und Gastronomie

Wenn die IHK Mittleres Ruhrgebiet am Freitag, 13. März, Gastronomen und Hoteliers zu einer Informationsveranstaltung empfängt, könnte der Saal ziemlich voll werden. Bereits am Montagmorgen lagen 46 Anmeldungen vor. Denn sie spüren bereits eine schwindende Nachfrage. Beispiel Parkhotel: Betreiber Jan-Hendrik van Dillen berichtet von Stornierungen im Hotel, weil Messen abgesagt worden sind oder Dienstreisen gestrichen wurden. Hinzu kämen Nichtbuchungen. Darüber hinaus hätten Unternehmen Tagungsräume wieder abgesagt. Die Delle mache sich bemerkbar, existenziell bedrohlich sei sie allerdings noch nicht. Mit Sonderaktionen versuche er, zumindest teilweise gegenzusteuern. Die Lage im Restaurant sei noch stabil. Das ist vergleichbar mit dem Meistertrunk in Eickel, der ebenfalls Hotelzimmer anbietet. Dort sinke die Zahl der Buchungen, der Betrieb im Restaurant laufe noch unverändert.

Herner EV

Der Herner EV erwartet zum Playoff-Spiel gegen Füssen ein volles Haus. Doch der Verein hat zunächst den Vorverkauf gestoppt, weil er schon jetzt kurz vor der 1000-Personen-Grenze war.
Der Herner EV erwartet zum Playoff-Spiel gegen Füssen ein volles Haus. Doch der Verein hat zunächst den Vorverkauf gestoppt, weil er schon jetzt kurz vor der 1000-Personen-Grenze war. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen abzusagen, zeigt bereits im Sportbereich Wirkung. Der Eishockeyverein Herner EV hat mitgeteilt, dass er auf Grund der noch nicht final geklärten Situation rund um Großveranstaltungen den Kartenvorverkauf für die Playoff-Spiele gegen den Eissportverein Füssen (Freitag, 13. März, und Dienstag, 17. März) zunächst zu stoppt. „Diese magische Grenze haben wir so langsam erreicht. Aus diesem Grund stoppen wir vorerst den Vorverkauf und warten die Entwicklungen ab“, sagt HEV-Geschäftsführer Jürgen Schubert. Auf WAZ-Anfrage sagte Schubert, dass es noch sehr viele offene Fragen gebe. Wirtschaftlich sei ein Spiel mit rund 1000 Zuschauern in den Playoffs eigentlich nicht. Der HEV müsse jetzt abwarten, wie es weitergeht. Hinzu kommt, dass es im Raum Füssen drei bestätigte Corona-Fälle gibt mit rund 100 Personen in häuslicher Quarantäne. Füssen durfte am Sonntag sein Spiel gegen Memmingen zu Hause nicht austragen.

Kurzarbeitergeld wegen Corona-Virus

Die Agentur für Arbeit teilt mit, dass es möglich ist, Kurzarbeitergeld auf Grund von Lieferengpässen wegen des Corona-Virus zu beantragen.

Der Anspruch auf Kurzarbeitergeld muss auf einem unabwendbaren Ereignis oder wirtschaftlichen Gründen beruhen. Dies trifft etwa dann zu, wenn Lieferungen ausbleiben und die Produktion eingeschränkt werden muss. Ein unabwendbares Ereignis liegt auch dann vor, wenn etwa durch staatliche Schutzmaßnahmen Betriebe geschlossen werden.

Ob die Voraussetzungen für die Gewährung des Kurzarbeitergeldes vorliegen, entscheidet die Agentur für Arbeit. Betriebe müssen Kurzarbeit vorher bei der Arbeitsagentur anzeigen. Wichtig ist, dass Betriebe im Bedarfsfall bei ihrer zuständigen Agentur für Arbeit Kurzarbeit anzeigen. Arbeitgeber können sich entweder direkt in der Arbeitsagentur oder telefonisch unter 0800 45555 20 informieren.

Reisebüros

Eine „allgemeine Unsicherheit“ spüren auch Reisebüros in Herne. „Wir merken, dass in den Vorjahren stärker gebucht wurde“, sagt Oliver Adamski, Inhaber eines Reisebüros in Herne-Mitte. Zum Glück sei aber ein Großteil des Jahresgeschäfts bereits im November, Dezember und Januar gelaufen. Nun gebe es viele Nachfragen, aber eher wenige Stornierungen. „Italien läuft jetzt natürlich nicht“, sagt Adamski, aber seine Kunden reisten eh eher nach Griechenland oder Spanien. „Wir müssen jetzt die Phase überstehen und hoffen dann auf ein gutes Kurzfristgeschäft“, so der Reisebüro-Inhaber. Einige Veranstalter würden derzeit anbieten, dass Reisen, die nun gebucht werden, je nach Ausbreitung des Coronavirus innerhalb von sechs Wochen kostenlos storniert werden können. Außerdem erwartet der Reisefachmann „Richtung Sommer sicherlich einige Schnäppchen“, um freie Kapazitäten zu schließen.

Agentur für Arbeit

Die Agentur für Arbeit registriert einen erhöhten Beratungsbedarf zu Kurzarbeit. Das könnte auch mit abgesagten Messen zusammenhängen    
Die Agentur für Arbeit registriert einen erhöhten Beratungsbedarf zu Kurzarbeit. Das könnte auch mit abgesagten Messen zusammenhängen     © Rainer Schimm/MESSE ESSEN

Die Agentur für Arbeit registriert seit Montagmorgen einen gestiegenen Beratungsbedarf zum Thema Kurzarbeit. Allerdings müsse man die kommenden Tage abwarten, so Sprecherin Anja Greiter, auf WAZ-Anfrage. Wenn definiert sei, wie der Zugang zur Kurzarbeit erleichtert werde, könnte die Zahl der Anfragen noch einmal steigen.

IHK Mittleres Ruhrgebiet

„Wir müssen das Virus eindämmen. Die Erkenntnis scheint in Deutschland angekommen. Nur: Wenn wir dem Virus erfolgreich trotzen, sollten wir nicht gleichzeitig Existenzen zerstören“, so Stefan Postert, bei der IHK Kompetenzfeldmanager „Unternehmen begleiten“. Eine Unterstützung insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen sei zwingend geboten. Es sei richtig, dass die Politik dies auf dem Schirm hat. Dabei werde entscheidend sein, dass die Fördertöpfe, die aufgelegt werden, nicht von Bürokratie umhüllt werden. Unternehmen, die Unterstützung bräuchten, um überleben zu können, müssten die finanzielle Unterstützung sehr unbürokratisch in Anspruch nehmen können.

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Herner Tafel

Die Herner Tafel ist noch nicht durch Hamsterkäufe betroffen. „Wir haben derzeit keinerlei Engpässe bei der Lebensmittelversorgung, sondern holen ganz regulär bei den Supermärkten Ware ab“, so Sprecher Martin Berswordt auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion. Auch die Zahl der Kunden sei entgegen der Erwartungen nicht zurückgegangen, sondern unterliege höchstens den üblichen Schwankungen von Ausgabetag zu Ausgabetag. Die Ehrenamtler seien ebenfalls engagiert an Bord.

Hygienevorschriften seien für die Tafel als Verein, der mit Lebensmitteln arbeitet, zu jeder Zeit wichtig. „Derzeit weisen wir aber auch die Tafelkunden besonders auf die üblichen Vorsichtsmaßnahmen hin: kein Händeschütteln und häufiges Händewaschen“, so Berswordt.