Herne. . Der Weisse Ring zieht Bilanz: 124 Herner haben 2018 Hilfe bei dem Verein gesucht. Vorträge über Loverboys sollen verstärkt werden.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Weissen Rings in Herne haben im vergangenen Jahr 124 Opfer von Straftaten betreut. „Das liegt auf dem Niveau des Vorjahres“, resümiert Brigitte Grüning, Leiterin der Außenstelle Herne. Zum Vergleich: 2017 habe der Verein 120 Opfer betreut. Das Spektrum reiche von häuslicher Gewalt bis zu schwerer Körperverletzung.

„Uns beschäftigen insbesondere Fälle von häuslicher Gewalt, Gewalt gegen Frauen und Kinder, sowie Stalking“, sagt Lothar Schulz, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Außenstelle Herne, der selbst Opfer betreut. 50 Prozent der Arbeit des Weissen Rings mache dieser Bereich aus. Häusliche Gewalt habe viel mit Alkohol zu tun, so Lothar Schulz. „Wenn der Mann dann mit einem Blumenstrauß kommt, kehren die Frauen oft zu ihm zurück und alles beginnt von vorn. Erst wenn die Taten auch die Kinder treffen, kommen viele Frauen zur Einsicht.“

2018 gab es keine Tödungsdelikte

Der Weisse Ring hat eine No- Stalk-App entwickelt, die es in absehbarer Zeit in den Appstores zum kostenlosen Download geben soll. Damit lasse sich Stalking mithilfe von Text-, Foto-, Video- und Audiodateien so dokumentieren und sichern, dass es vor Gericht verwertbar sei. Auch eine Alarmfunktion gebe es in der App.

Besonders schwere Fälle blieben 2018 aus. „Zum Glück hatten wir keinen Tötungsdelikt“, so Schulz. 2017 hatten vier Tötungsdelikte mit sechs betreuten Personen die Mitarbeiter schwer belastet.

Opferfälle der Außenstelle Herne 2018.
Opferfälle der Außenstelle Herne 2018. © Helge Hoffmann

Außenstelle Herne hat acht Mitarbeiter

Acht ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen leisteten in ihrer Freizeit menschlichen Beistand und persönliche Betreuung. Sie begleiteten die Opfer zu Gerichtsterminen und gäben Hilfe im Umgang mit Behörden und Institutionen. In 36 Fällen habe der Weisse Ring vor Ort Opfer mit Beratungsschecks unterstützt, die die Beratung durch Experten ermöglichen sollen. Denn schließlich seien finanzielle Notlagen oft die Folge von Straftaten: So habe der Verein 2018 den Bedürftigen mit rund 17.000 Euro aushelfen können.

Mit 6700 Euro leistete der Verein zudem Soforthilfe. Lothar Schulz: „Wenn beispielsweise die Geldbörse eines Seniors gestohlen wird, in der er den Betrag seiner Rente aufbewahrt hat, können wir schnell und unbürokratisch mit kleinen Summen aushelfen.“

Vorträge über K.o.-Tropfen

Ein wichtiger Teil der Arbeit des Weissen Rings sei die Vorbeugung, so Lothar Schulz. Der ehrenamtliche Mitarbeiter hält regelmäßig Vorträge zu Themen wie Enkeltrick oder Taschendiebstahl. Für Schüler und junge Erwachsene gibt es Veranstaltungen zu den Themen K.o.-Tropfen, Loverboys und Cybermobbing. „Da wir das Gefühl haben, dass das Thema Loverboys aufkommt, werde ich dazu verstärkt Vorträge halten“, so Schulz. Loverboys spielten Mädchen die große Liebe vor, um sie dann in die Prostitution zu schicken.

Der Weisse Ring finanziert sich fast ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Nachlässe und Bußgeldzuweisungen der Gerichte. Rund 30 Prozent gebe der Verein für Prävention und öffentliches Eintreten aus, rund 15 Prozent für Verwaltungsaufwand. Der gemeinnützige Verein arbeite auch stark mit der Polizei vor Ort zusammen, seit 2015 gebe es einen Kooperationsvertrag zwischen den Landesverbänden in NRW und dem Innenministerium des Landes.