Herne/Bochum. 2019 gab es in Herne weniger Straftaten als 2018, darunter weniger Einbrüche. Was die Polizei wundert: Die Bürger fühlen sich dennoch unsicher.

Die Zahl der Straftaten in Herne ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Ebenfalls auf den Rückmarsch: die Zahl der Einbrüche sowie die Straßenkriminalität und die Gewaltkriminalität. Trotz dieser positiven Entwicklung sei aber auch das Sicherheitsgefühl der Bürger gesunken. „Das können wir nicht nachvollziehen“, sagt Polizeipräsident Jörg Lukat.

Im vergangenen Jahr zählte die Polizei in Herne insgesamt 13.000 Straftaten, 548 weniger als 2018. Das teilte die Polizei am Montagnachmittag im Bochumer Polizeipräsidium bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2019 mit. Das entspricht einem Rückgang von 4 Prozent. Die Aufklärungsquote lag bei 55 Prozent, etwas weniger als 2018.

Einbrüche: Aufklärungsquote sei „sensationell“

„Sensationelle Aufklärungsquote“ bei den Einbrüchen: Kripochef Andreas Dickel.
„Sensationelle Aufklärungsquote“ bei den Einbrüchen: Kripochef Andreas Dickel. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Die Zahl der Einbrüche ging im vierten Jahr in Folge zurück und ist so niedrig wie seit Jahren nicht. Herne sei 2015 mit 902 Einbrüchen bundesweit noch ein „Hotspot“ gewesen, erinnerte Kripochef Andreas Dickel. 2019 verzeichnete die Polizei in Herne „nur“ noch 263 Wohnungseinbrüche – 23 Prozent weniger als 2018. Den Rückgang bei den Einbrüchen im Bereich des Polizeipräsidiums Bochum – dazu gehört neben Bochum und Herne auch Witten – sei „einfach sensationell“, sagte Dickel. „Sensationell“, so der Kripochef, sei auch die Aufklärungsquote in Herne: 30 Prozent der Einbrüche habe die Polizei klären können; 2017 seien es knapp 16 Prozent gewesen.

Grund des Erfolgs: Die Polizei, so Dickel, habe in den vergangenen Jahren viel in die Bekämpfung der Einbruchskriminalität investiert. In der Folge seien viele Täter, darunter ganze Banden, geschnappt worden, die nun nicht mehr auf Beutezug gehen könnten.

Straftaten auf dem geringsten Niveau seit 1992

Polizei will sich nicht auf guten Zahlen ausruhen

Die Polizei, verspricht Polizeipräsident Jörg Lukat, wolle sich „überhaupt nicht“ auf den guten Zahlen ausruhen, verspricht er. Nun würden neue, ebenfalls wichtige Ziele angepackt. So habe die Polizei den kriminellen Clans den Kampf angesagt und sei tiefer in das Dunkelfeld von Kinderpornografie eingedrungen. Außerdem erhelle sie zunehmend den Rauschgifthandel im Darknet.

Stärker in den Blick nehmen will die Polizei aber auch die Opfer. Wer selbst Kriminalität erleben musste, dem nützten auch gute Statistiken nichts Deshalb gehe das Polizeipräsidium verstärkt auf Opfer zu und biete ihnen Hilfe an.

Auch die Straßenkriminalität in Herne ist weiter auf dem Rückmarsch, nun im vierten Jahr: Sie sank diesmal um knapp 6 Prozent von 2952 auf 2783. Dazu gehörten unter anderem Raubüberfälle, Diebstahl von Autos und Fahrrädern sowie Körperverletzungen und Handtaschenraub. Betrachtet man aber die Handtaschendiebstähle allein, so stieg die Zahl aber von 346 auf 392 – der höchste Wert in Herne seit 2011. Hier wolle die Polizei am Ball bleiben. Nicht zuletzt: die Gewaltkriminalität. Auch sie ging im vergangenen Jahr zurück – um 11 Prozent auf 443 Fälle. Dazu gehören Mord und Totschlag, aber auch räuberische Erpressung und Körperverletzung mit Todesfolge. Konkret gab es laut Statistik 2019 in Herne einen Mord, drei Fälle von Totschlag und einmal fahrlässige Tötung. Alle Fälle seien aufgeklärt worden.

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Polizeipräsident Lukat zeigte sich hochzufrieden über den Rückgang der Kriminalität. Im Bereich des Polizeipräsidiums habe es knapp 49.000 Straftaten gegeben - das sei der niedrigste Stand seit 1992. Trotz der fast durchweg positiven Entwicklung fürchteten die Menschen aber immer mehr, Opfer einer Straftat zu werden. Diese Diskrepanz, so Lukat, sei nicht nachvollziehbar. Offenbar, so versuchte Kripochef Dickel eine Erklärung, nähmen die Menschen Straftaten heute anders wahr als früher – nämlicher häufiger, weil heute auch im Internet und in den sozialen Medien darüber berichtet werde.