Herne. Die Zahl der Verkehrsunfälle in Herne ist in 2019 deutlich gestiegen. Die Polizei hat mehrere Stellen im Blick, an denen es besonders oft knallt.
Die Zahl der Verkehrsunfälle ist auch im sechsten Jahr in Folge noch einmal deutlich gestiegen. Das geht aus der Verkehrsunfallstatistik 2019 hervor, die die Polizei am Dienstag vorgestellt hat. Die Zahl der Verletzten ist hingegen rückläufig.
„Seit nunmehr 13 Jahren stehen wir an Platz eins der Unfallstatistik Nordrhein-Westfalens“, sagt Jörg Lukat, Polizeipräsident in Bochum, und damit auch zuständig für Herne und Witten. Nirgendwo verunglückten in NRW weniger Menschen im Straßenverkehr als in diesen drei Städten. Und dieser positive Trend zeigt sich auch bei der Zahl der Menschen, die in Herne im vergangenen Jahr durch einen Verkehrsunfall verletzt wurden. Denn diese ist rückläufig: Insgesamt verunglückten 433 Menschen - 20 weniger als noch im Vorjahr. Davon verletzten sich 370 Personen leicht und 63 schwer.
Ein Mensch starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls
Laut Statistik gab es keinen Verkehrstoten. Ganz richtig sei diese Zahl aber nicht, räumt Uwe Bogumil, Direktionsleiter Verkehr, ein. „In Wirklichkeit ist ein Mensch nach einem Verkehrsunfall gestorben, allerdings erst 34 Tage nach dem Unfall“, erläutert Bogumil, und somit falle er aus der Statistik raus.
Was die Zahlen zeigen, ist ein Anstieg der Unfälle unter Alkoholeinfluss (64 im Vergleich zu 47 im Vorjahr). Unfallursache Nummer eins ist aber das Abbiegen und Wenden, bei dem häufig Fußgänger oder Radfahrer übersehen würden, so Bogumil. Auf Platz zwei kommt die Vorfahrt, die scheinbar häufig nicht richtig beachtet wird, gefolgt vom mangelnden Abstand zum Vorausfahrenden.
Ergebnis sind insgesamt 5940 Verkehrsunfälle in Herne im vergangenen Jahr. Die Zahl machte damit noch einmal einen deutlichen Sprung nach oben - von 5315 in 2017 und 5373 im Jahr 2018.
Polizei beobachtet Stellen mit Unfallhäufung in Herne
Die Polizei wertet dabei seit Jahren die Stellen in Herne aus, die durch eine Unfallhäufung auffallen. So wurden beispielsweise an der Kreuzung Dorstener Straße/Berliner Straße nach mehreren Unfällen mit Fahrradfahrern im März zwei Schutzblinker installiert. Seitdem habe sich dort kein weiterer schwerwiegender Unfall mehr ereignet.
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Auch an der Dorstener Straße/Holsterhauser Straße beobachtete die Polizei Bochum über Jahre eine Unfallhäufung. Die Umschaltung der Ampelphasen für Linksabbieger hat laut Jahresbericht den gewünschten Effekt erzielt: Hier wurden keine weiteren identischen Abbiegeunfälle mehr registriert.
Wegen auffällig vieler Unfälle beobachtet die Polizei zudem fünf weitere Stellen in Herne: Wieder aufgenommen werden musste die Hammerschmidtstraße/Am Stöckmannshof/Auffahrt zur A 42 in Wanne. 2017 waren dort Fußgängerschutzblinker installiert worden und in 2018 habe es keine weiteren Unfälle gegeben, sagt Heidi Otte von der Führungsstelle Verkehr. 2019 habe es aber wieder zwei verletzte Fußgänger gegeben. „Wir haben deshalb beschlossen, dass wir dort nochmal einen Ortstermin machen und überlegen, was man an der Stelle noch optimieren könnte“, kündigt Otte an.
Polizei prüft, Radverkehr am Bahnhof anders zu leiten
An der Kreuzung Funkenbergstraße/Bahnhofstraße/Bahnhofsplatz möchte die Polizei nach fünf Unfällen mit Fahrrad- und Pedelecfahrern in den vergangenen Jahren die Grundstücksbreiten prüfen. Bei ausreichender Breite könne der Radverkehr gegebenenfalls außerhalb des Kreisverkehrs geführt werden, heißt es im Bericht der Polizei.
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Zwei Schwerverletzte und einen Leichtverletzten zählten die Beamten 2018 an der Kreuzung Hölkeskampring/Altenhöfener Straße. Da eine Änderung der Ampelschaltung nicht den gewünschten Erfolg brachte, beschloss die Unfallkommission im vergangenen Jahr, die Haltelinien für Linksabbieger jeweils weiter von der Kreuzung entfernt zu versetzen. Die Unfallsituation werde laut Polizei weiter beobachtet.
Neue Ampel am Hölkeskampring soll helfen
Botschaft an Fahrer von E-Scootern
In der Verkehrsunfallstatistik spielen E-Scooter keine nennenswerte Rolle. In Herne habe es nur einen Verkehrsunfall mit Verletzten gegeben, sagt Polizeidirektor Uwe Bogumil. Dennoch verbreiteten die Fahrzeuge „ein schlechtes Gefühl“, etwa bei Familien mit Kindern oder Senioren.
Auffällig sei jedoch, dass behördenweit 44 alkoholisierte E-Scooter-Fahrer von der Polizei gefasst wurden, zwölf weitere standen unter anderen Rauschmitteln. Deshalb betont die Polizei nochmal, dass für die Nutzung eines E-Scooters, was die Promillegrenze betrifft, die gleichen Bedingungen gelten wie beim Fahren eines Autos.
Nur leicht angestiegen sind die Unfälle mit Rad- und Pedelecfahrern (von 115 auf 118). Es wurden weniger Fußgänger verletzt.
Die Zahl der Verkehrsunfallfluchten stieg in 2019 insgesamt an - auf 1250 (davon 29 mit Personenschaden).
Gleiches gilt für die Kreuzung Sodinger Straße/Wiescherstraße/Hermann-Löns-Straße. Drei Unfälle mit Fußgängern in 2018, zwei weitere in 2019 - Grund genug für einen Ortstermin der zuständigen Kommission. Sie stellte jedoch fest, dass das Blinklicht zur Warnung vor querenden Fußgängern für Linksabbieger deutlich wahrnehmbar ist; die Unfälle scheinen laut Polizei ausschließlich aus Fehlverhalten oder mangelnder Aufmerksamkeit der Autofahrer zu resultieren.
Am Hölkeskampring/Castroper Straße gab es wiederholt Auffahrunfälle durch Abbieger vom Hölkeskampring. Die Unfallkommission hat beschlossen, dass eine Ampel installiert werden soll, um den Einmündungsbereich zu entlasten.