Herne. Im Herner Bahnhof haben sich junge Künstler am Wochenende zum „Art Remix“ getroffen. Ob Musik oder Malen: Hier konnte jeder zeigen, was er kann.
Nur, um etwaige Unklarheiten zu beseitigen: Der „Herbert“ ist ein Jugend-, Kultur- und Förderpreis. Der „Hin & Herbert“ das dazugehörige Forum, um die Künstler zu vernetzen. Und der „Art Remix“ eine der Veranstaltungen, bei denen diese Kontakte geknüpft werden. Zum vierten Mal also belebt der „Art Remix“ am Samstag und Sonntag den Alten Wartesaal und wird zu Treffpunkt, Galerie und Bühne in einem.
Das Publikum ist hier Jung – Anfang, vielleicht Mitte zwanzig – und bewegt sich rein modetechnisch im Zeitgeist, was weiter illustriert durch das Bühnenprogramm aus Rap und Poetry Slam der Reihe seit Tag eins seinen frischen Charakter verleiht. Liegestühle mit lockerem Stoffbezug werden von Freundesgruppen zum Quatschen zusammengeschoben, ankommende Neulinge mit Umarmung begrüßt. An den kahlen Backsteinwänden hängt die bildende Kunst um das Gewusel herum und zeigt tiefe Einblicke in das Seelenleben ihrer Erschaffer.
Preisträger des „Herbert“ sind dabei
Laura Dieckmann etwa hat sich der Landschaften in ihrem Inneren angenommen und zeigt diese in verschwommenen Aquarellen und gelöst von der eigentlichen Präzision, die ihre Kunst sonst ausmacht. Für ihre detailgetreuen Zeichnungen von Insekten ist sie jüngst mit dem dritten Preis der Classic-Jury beim „Herbert“ ausgezeichnet worden, doch dieses Mal geht sie andere Wege: „Durch mein Kunststudium habe ich mich mit Landschaften beschäftigt und war für diese Bilder nicht auf das Ergebnis fokussiert, sondern auf den Prozess“, erzählt die 23-jährige.
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Gegenüber bestimmen viel schwarz-weiß und feine Linienführung die Kunst von Elisa Zimmer. 25 quadratische Bilder zu einem großen angeordnet zeigen träumerisches Terrain, frontale Portraits mit reduzierten Gesichtszügen oder Formspiele in polygonalen Feldern; Art déco und expressiver Ausdruck stehen sich hier sehr nahe.
Von Rap bis Gitarre wird alles geboten
Auf die Ohren gibt es von Rapper Noah Küster, ebenfalls Teilnehmer des letzten „Herberts“, wo er gleich von allen drei Jurys auf das Treppchen gehoben wurde. Sein beeindruckender Wortfluss scheint nicht aufzuhalten zu sein und nimmt zungenbrecherisches Tempo an, in dem die einzelnen Worte so nahe bei einander liegen, dass kein Blatt Papier mehr dazwischen passt.
Hingegen hat Sven Pörsch seine Gitarre mitgebracht und macht auf der Open Stage klar, dass er nen Scheiß muss, zart gehaucht ins Mikrofon und erinnert dabei doch stark an seine Kollegin Nadia Ihjeij und ihre Fuck-Off-Hymne „Ich muss gar nichts“. Sei´s drum, der Song geht ins Ohr und hat Substanz, an der man halten kann.
Eingangs erwähnte Laura Dieckmann bringt sich nicht bloß als Künstlerin, sondern auch in ihrer neuen Rolle als Organisatorin in den „Art Remix“ ein, und hat kurz vor Feierabend mal eine Minute: „Es ist über die Jahre schön zu sehen, dass immer mehr junge Leute kommen, wobei uns auch die älteren, ehemaligen Teilnehmer erhalten bleiben und sich etwa hinter den Kulissen einbringen“, so Laura Dieckmann. Am Ende steht wieder Mal ein buntes Potpourri für etwas mehr, als nur zwischendurch.