Herne. Beim Jugendkulturwettbewerb „Herbert“ hat Noah Küster (17) drei Preise gewonnen. Mit dem Fördergeld will sich der Rapper ein Studio einrichten.

Wenn beim diesjährigen Herbert-Wettbewerb einer richtig abgeräumt hat, dann Noah Küster. Gleich drei Preise gingen an den 17-jährigen Schüler aus Herne. Als letzter Act des zweitägigen Jugendkultur-Marathons warf er mit seinem zornigen Rap die Juroren noch einmal richtig aus der Bahn. Die Jugendjury setzte ihn auf Platz 2, die Classic Jury auf 3. Für Noah aber am wichtigsten: Für das Publikum war der die Nummer 1.

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Noah Küster im „O“. Dort haben die „Herbert“-Teilnehmer auch über das Jahr einen Anlaufpunkt.
Noah Küster im „O“. Dort haben die „Herbert“-Teilnehmer auch über das Jahr einen Anlaufpunkt. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Die Botschaft muss ankommen

Der Publikumspreis bedeute ihm als Rapper am meisten, erklärt Noah beim Gespräch im „O“ einige Wochen nach dem Wettbewerb. „Beim Publikum geht es um Feeling.“ Technisch sei er schon auf einem guten Stand, doch noch etwas anderes sei es, „wenn die Message ankommt“. Und die richtet sich an Leute wie ihn, Jugendliche um die 16 oder etwas älter, „eher nachdenkliche Menschen“, so würde er sie beschreiben.

„Ich war immer ein Bücherwurm“, sagt Noah über die Zeit, bevor er den Rap entdeckte, was jetzt drei, vier Jahre her ist, ein Wortakrobat. „Musik hat mich vorher nie gereizt.“ Mit dem ersten eigenen Text änderte sich das. „Dann bin ich darauf hängen geblieben.“ Ein Musiklehrer am Otto-Hahn-Gymnasium unterstützte ihn mit einem Vocal Coaching, er wies ihn auch auf den „Herbert“-Wettbewerb hin, an dem Noah im vergangenen Jahr zum ersten Mal teilnahm.

Starke Texte über intensive Gefühle

Beim Auftritt auf der „Herbert“-Bühne: Noah Küster.
Beim Auftritt auf der „Herbert“-Bühne: Noah Küster. © Anna-Lisa Konrad

Seine Texte sind stark und verletzlich, bisweilen drastisch in der Wortwahl und radikal. „Hassliebe“ etwa erzählt vom Rausschmiss von zu Hause - Noah wohnt in einer Wohngruppe - und der Zerrissenheit danach. „Ich kann meinen Weg nicht geh’n, weil ich ihn nicht seh’“, heißt es da. „Also wofür steh ich auf? Wofür geh ich Pflichten nach? Mein inn’res Licht ist aus. Und ich weiß nicht, was ich sag, weiß nicht, was ich tu, wann endet dieser Spuk auf meiner Seele, in mei’m Blut?“ Intensive Gefühle in einer schwierigen Familiensituation thematisiert „Ich bitte dich“, in „Einsicht“ geht es um eine verlorene Liebe: „Ich vermisse dich so sehr, und ich wart’ nur auf den Tag, an dem die Scheiße mich zerfetzt. Seit du es beendet hast, bin ich einfach ständig wach, da ich daran denke, was du mir so gegeben hast“.

Eigene Wohnung und Ausbildung im Blick

„Wütend und traurig“: So sei seine Grundstimmung, weit entfernt vom „Feelgood-Scheiß“ der Pop-Musik, die er verachtet. Mal sind die Beats zuerst da und bringen ihn zum Schreiben, mal lässt er raus, was ihn bewegt und schreibt nachher die Beats. Einen großen Schritt in Richtung Professionalisierung erlaubt ihm das beim „Herbert“ gewonnene Fördergeld, insgesamt 2300 Euro. „Damit möchte ich mir ein Homestudio einrichten“, sagt Noah, mit Interface, Mikrofon, Mischpult und mehr. „Mir hat immer das Geld dazu gefehlt.“

„Herbert“ wird seit 2012 verliehen

Mit einem Porträt von Noah Küster (17) geht die Serie über die „Herbert“-Talente weiter. Der Herner Jugendkulturwettbewerb findet seit 2012 jährlich in den Flottmann-Hallen statt.

Die Classic Jury begründete den Preis für Noah unter anderem so: „Silber geht in diesem Jahr an einen leidenschaftlichen Wortverdreher, wer hätte das gedacht, dass Hassliebe so überzeugend sein kann. Der Kapitän seiner Wort-Arche schippert tight auf den Beat zum 2. Platz des diesjährigen Herbert.“

Weitere Porträts von Laura Dieckmann, Rebecca Kresimon und Mara Piel folgen in loser Reihenfolge.

Als Morykz, so sein Künstlername, will er auch mit einem eigenen Konzert an die Öffentlichkeit treten, vielleicht verbunden mit einer Veröffentlichung des Albums, an dem er gerade arbeitet. Und das ist nicht der einzige Plan. Im Februar wird Noah 18 und will in eine eigene Wohnung ziehen, außerdem eine Ausbildung zum Mediengestalter anfangen. „Es passiert viel“, sagt er. „Viel Gutes und viel Schlechtes. Durch alles, was man erlebt, verändert man sich.“