Herne. Das „Hallenbad“ in Wanne hat im vergangenen Jahr einen großen Schritt nach vorn gemacht - als Kreativtreff und Experimentierfeld für Gründer.

Das Kreativquartier Hallenbad blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück: „Wir hatten über 1200 Menschen hier“, erklärt Stefanie Thomczyk, „und fast 100 Angebote. Das Konzept geht auf.“ Dieses Konzept haben Thomczyk als Netzwerkmanagerin und Evelyn Stober von der Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) entwickelt. Die beiden haben seit 2017 den 70-Quadratmeter-Laden an der Wanner Heinestraße aufgebaut, der sich tatsächlich zu einem Anlaufpunkt für Kreative entwickelt hat.

Die Künstlerin Valerie Aline Seela im „Hallenbad“. Mit ihr bezieht Stefanie Thomczyk (Agentur Go Between) als Bürogemeinschaft demnächst die Räume der Galerie Wurm an der Hauptstraße.
Die Künstlerin Valerie Aline Seela im „Hallenbad“. Mit ihr bezieht Stefanie Thomczyk (Agentur Go Between) als Bürogemeinschaft demnächst die Räume der Galerie Wurm an der Hauptstraße. © Unbekannt | Rainer Raffalski

Viel positive Resonanz

Viel Platz ist nicht in dem kleinen Ladenlokal, aber genug, um immer wieder wieder Neugierige zu begrüßen, die sich für Lesungen und Vorträge, Ausstellungen, Konzerte und Gesprächsrunden interessieren, an Kochabenden und Malworkshops teilnehmen wollen. Vor allem in der Kulturszene habe man sich „einen guten Namen gemacht“, sagt Stefanie Thomczyk. „Wir erleben eine super positive Resonanz.“ Besucher und Nutzer kamen aus 25 Städten.

Für 2020 ist der Kreativort schon jetzt komplett ausgebucht. Momentan verbreitet „Imara Soul Sawartowski“ Wohlfühl-Atmosphäre. Für April hat sich der Herner Musiker Dirk Gerlach angekündigt. Schauspielerin und Coach Anja Balzer zieht im Mai ein, und mit ihr Ausstellung, Improvisationstheater, ein interaktiver Abend mit einer Bestatterin, Sprechtraining und vieles mehr. Social Design-Absolventin Linda Heldt und Poetry-Slammer Björn Benno Janssen kommen im Juni und so geht es munter weiter, mit dem Retro-Roller-Verleih „Ruhrroller“ stellt sich im Sommer auch ein Start-up vor.

Beitrag zu Wanne 2020plus

Serbaz Jajan (Musik) und Arne Pöhnert (Foto) starteten im Hallenbad ihr heimat-Projekt „Wer ist Wanne“.
Serbaz Jajan (Musik) und Arne Pöhnert (Foto) starteten im Hallenbad ihr heimat-Projekt „Wer ist Wanne“. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener


Auch der Herner E-Bassist Patric Siewert hat im Hallenbad einen regelmäßigen Auftrittsort für sich und wechselnde Mitspieler gefunden. Und mit dem Alten Wartesaal plant das Hallenbad eine Kooperationsausstellung. Bisweilen verschränken sich auch die Sparten, etwa, wenn in einer Ausstellung ein Konzert oder ein Vortrag stattfindet. Wichtig ist Evelyn Stober von der Wirtschaftsförderung: „Wir versuchen, als Kreativquartier einen Beitrag zu ,Wanne 2020plus’ zu leisten.“ Das Projekt will die Wanner Innenstadt lebenswerter gestalten.

Über ein offenes Veranstaltungsprogramm hinaus will das „Hallenbad“ aber noch mehr sein: ein Raum, in dem Kreative ihre Idee von einer selbstständigen Existenz ausprobieren können, bevor sie sich ins kalte Wasser stürzen. „Da reicht nicht eine Woche“, sagt Stober. Bis zu zwei Monaten stelle man den potenziellen Gründerinnen und Gründern den Raum kostenlos zur Verfügung, damit diese ein Gefühl dafür bekämen, ob es für ihr Angebot Interesse gebe.

Niedrigschwellige Workshops für Gründungswillige


Den ersten Impuls geben oft die niederschwelligen Gründungsworkshops („Creative Lab“), die Susanne Stegemann vom Startercenter der Wirtschaftsförderung dort seit 2018 jedes Jahr an vier Samstagen für die Kreativszene anbietet. Ideen entwickeln, sich kennenlernen, netzwerken sind die Themen, und am Ende „Ins Handeln kommen“. Dazu kommen monatliche Beratungen. „Obwohl die Gründungszahlen zurückgehen, haben wir in Herne die Beratungszahlen halten können“, sagt sie. Zu ihr kommen „hochqualifizierte Menschen zwischen 40 und 55“, die aus ihrem sicheren Job aussteigen und sich eine eigene Existenz aufbauen wollen, sei es als Kampfsporttrainer für Kinder oder als Requisitenbauer für Filme. Mit dem Schwerpunkt „Urban Production“ will sie auch in diesem Jahr potenzielle Gründerinnen und Gründer fit machen.