Herne. . Zur Eröffnung des Kreativquartiers Wanne diskutierten fünf Gäste über Kultur und Stadtentwicklung. OB Dudda versprach „neuen Pakt für Wanne“.
Am Ende war Entschlossenheit: Es muss ein Ruck durch Wanne gehen, wenn sich die Innenstadt entwickeln soll. Jammern hilft nicht, waren sich alle Podiumsteilnehmer im Wanner Kreativquartier „Hallenbad“ einig. Alle müssten sich an einen Tisch setzen und nach vorne schauen. Dass von einem Kreativquartier, wie es an der Heinestraße entsteht, Impulse ausgehen könnten, war die Hoffnung.
Fünf Gäste entwickeln Visionen
„Baden in Kreativität“ tue Unternehmen gut, hatte Joachim Grollmann, Chef der Wirtschaftsförderung, in seiner Begrüßung gesagt. Die WFG ist Mieterin des kleinen Ladens, der in den letzten Monaten mit großem Engagement renoviert worden war und der Galerie und Treffpunkt für Kreative geworden ist. Zur offiziellen Eröffnung des „Hallenbads“ hatten die Veranstalter fünf Gäste eingeladen, die aufgefordert waren, rund um den Begriff „Freischwimmer“ Visionen zu entwickeln. Einer von ihnen kannte den Laden nur zu gut: Jens Rohlfing hatte dort seinen Weinhandel betrieben, bevor er zur Christuskirche umzog. Er glaubt daran, dass sich Kultur und Stadtentwicklung befruchten können, sieht aber, dass sich in den letzten sieben Jahren immer mehr Betriebe und Filialisten aus Wanne zurückgezogen haben. „Der Abwärtsprozess ist im Gange. Dem müssen wir etwas entgegensetzen.“ Rohlfing wünscht sich, dass das Hallenbad „von innen nach außen strahlt“ und umgekehrt.
Auch Robert Sibbel ist überzeugter Wanne-Eickeler. Der Apotheker und Immobilienbesitzer forderte dazu auf, bei der Diskussion um Leerstände Themen wie Verkehr, die Länge der Fußgängerzone und Parkplätze einzubeziehen. „Viele Eigentümer meinen immer noch, sie könnten astronomisch hohe Mieten erzielen“, kritisierte er. Ihm sei eine Vollvermietung lieber, auch wenn dabei nicht „Renditen wie in Düsseldorf“ zu erzielen seien. Apropos: „Ich würde hier keine Galerie eröffnen“, stellte der Düsseldorfer Künstler André Schnaudt, momentan im Hallenbad zu sehen, fest, „weil hier die Kaufkraft fehlt“. Angebot könnte auch Aufmerksamkeit wecken, hielt Bernd Schroeder (Piraten) dagegen.
Kreativquartier als Experimentierfeld
Chris Wawrzyniak (Der goldene Raum) sah billigen Wohnraum als Chance: Wenn sich das bei Studierenden herumspreche, könne sich nach und nach eine Szene entwickeln. Dies sei auch im Bochumer Ehrenfeld der Fall, wo um einen Eisladen herum ein „Hipster-Quartier“ entstanden sei.
„Wenn sich einige freigeschwommen haben, bieten sie Anknüpfungspunkte für Neue“, sagte Michael Kersting, Projektleiter Kreativquartiere beim „european centre for creative economy“ (ecce). Im Ruhrgebiet gibt es schon 15 Kreativquartiere. Sie seien immer Experimentierfelder, die Eigentümer bewegen könnten umzudenken. Kersting plädierte für Runde Tische mit allen Akteuren vor Ort und wies auf Projektmittel von ecce hin.
„Neu denken und neu handeln“
„Wichtig sind Leute, die anpacken“, zeigte sich auch Oberbürgermeister Frank Dudda entschlossen. Er sprach von einem „neuen Pakt für Wanne“: „Wir müssen neu denken und neu handeln.“ Private und städtische Investitionen müssten sich ergänzen. Schon am 5. März wollen Stadt und Wirtschaftsförderung vier Arbeitsfelder definieren. Am 5. Mai werde das Stadtteilbüro Wanne-Süd eröffnet. Herne sei eine Stadt im Umbruch, und am wenigsten hätten sich die Einstellungen in Wanne gewandelt. „Da muss man sich noch freischwimmen.“
>>> MEHR INFOS ZUR ERÖFFNUNG
Das „Opening-Wochenende“ geht heute weiter mit der Vernissage von Arne Pöhnerts Fotos „Szenen einer vergangenen Badekultur“.
Für Angemeldete laufen die Workshops „Fluid Painting“, „Art & Drums“ und „Vinyl Upcycling“.
Kontakt: WAN 9405901und info@kreativquartier-wanne.de