Herne. 2019 gab es wieder mehr illegale Müllkippen in Herne. Auch die Verschmutzung von Containern nimmt zu. Entsorgt wird alles – auch Sexpuppen.

Klimaschutz wird derzeit groß geschrieben – trotzdem scheinen sich einige Herner nicht dafür zu interessieren, was mit ihrem Müll passiert und wie dieser fachgerecht entsorgt wird. Das zeigen zumindest die Zahlen der illegal entsorgten Müllkippen. Diese sind im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr von 738 auf 812 angestiegen.

Viele der Müllsünder lassen sich nicht identifizieren. „Das passiert meistens in einer Nacht- und Nebelaktion“, sagt Christoph Hüsken, Sprecher der Stadt Herne. Für die Stadt sei dies ein maßloses Ärgernis, da so zusätzliche Kosten entstehen, erklärt Hüsken. Wie viel genau die Stadt für die Entsorgung der Müllkippen zahlt, kann der Sprecher nicht beziffern. „Da kommt es immer drauf an, an welchen Orten der Müll gefunden wird und welche städtische Abteilung dann dafür zuständig ist.“

Entsorgung Herne setzt Mülldetektive ein

Etwas konkreter kann dahingegen Entsorgung Herne werden, die von der Stadt beauftragt wird und sich um die Entsorgung der Müllkippen kümmert. Seit Mai 2017 sorgen zwei sogenannte „Mülldetektive“ für eine „Standort- und Qualitätsentwicklung“. Dabei prüfen sie unter anderem, wo sich die wilden Müllkippen befinden und leiten wenn nötig ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.

Keine großen Schwankungen

Laut Stadtsprecher Christoph Hüsken bewegten sich die Zahlen der wilden Müllkippen in den letzten fünf Jahren auf einem Niveau mit nur wenigen Schwankungen.

So gab es 2015 722 wilde Müllkippen, 2016 dann schon 851 (der höchste Wert der vergangenen fünf Jahre). Zuletzt sank der Wert 2018 auf 738 Müllkippen.

Am häufigsten fänden ihre beiden Kollegen illegale Müllkippen im Grünen, in Waldgebieten, in Naturschutzgebieten oder auch an Containern, erklärt Barbara Nickel, Sprecherin von Entsorgung Herne. An diesen Orten befänden sich dann Sperrmüll, Bauschutt oder Reifen.

Gerade letzteres beschäftigt die Mülldetektive immer wieder. „Da diese Umweltsünder sich ständig neue Ablageorte ausdenken, ist es für uns sehr schwierig, jemanden auf frischer Tat zu ertappen. Deshalb sind wir dringend auf die Mithilfe der Bürger angewiesen und um jeden Hinweis, den wir erhalten, froh“, sagt einer der Mülldetektive.

Pro Räumung einer Müllkippe fallen bis zu 150 Euro an

Trotzdem sind ihnen im vergangenen Herbst zwei große Erfolge gelungen. Zwei Reifenablagerungen konnten auf ihre Verursacher zurückgeführt werden. Gegen beide laufe nun ein Bußgeldverfahren, so Nickel.

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Doch so viel Glück haben die Mülldetektive nicht jeden Tag. Häufig könnten die Müllsünder unerkannt verschwinden. Dann fielen, je nach Arbeitseinsatz, Menge und Transportweg, etwa 100 bis 150 Euro pro Räumung einer Müllkippe an, erklärt Nickel.

Neben den illegalen Müllkippen sind vor allem auch verschmutzte und beschädigte Containerstandorte den Mitarbeitern von Entsorgung Herne ein Dorn in Auge. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet 249 Standorte mit Glas- oder Papiercontainern. „Während mancher Containerstandplatz immer sauber und gepflegt bleibt, gibt es auch Plätze, die dauernd verunreinigt werden“, so Nickel. Die fünf „Hotspots“ in Herne seien: Steinplatz/Landgrafenstraße, Juliastraße/ Real, Emscherstraße/ Rökenstraße, Rathausstraße/ Franzstraße und Herzogstraße/ Prälat-Schneider-Straße.

Manche Umweltsünder sind nicht „die hellsten Kerzen auf der Torte“

Manchmal seien die Umweltsünder aber nicht „die hellsten Kerzen auf der Torte“, sagt Nickel. So berichtet einer der beiden Mülldetektive: „Ganz oft finden wir Kartonagen an den Standplätzen mit abgerissenen bzw. akkurat ausgeschnittenen Adressaufklebern, damit alle Spuren verwischt werden. Jedoch vergessen sie dann gerne mal, dass sich im Inneren des Kartons der Lieferschein mit allen Daten, die wir benötigen, befindet.“

2019 wurden 2867 verschmutze Containerstandorte ausgemacht – 2017 waren es gerade mal 748, berichtet Nickel. Gegen 161 der knapp 3000 Müllsünder, die ihren Müll an den Containern abladen, wurde im vergangenen Jahr ein Bußgelder verhängt, so Nickel.

Trotz vieler Ärgernisse müsse man den Job auch häufig mit Humor nehmen, sind sich die Detektive einig. Einer von ihnen berichtet von einem Fall, der sich gegen 4 Uhr nachts auf der Rathausstraße zugetragen habe: „Als wir von der Kolpingstraße in die Rathausstraße einbogen, um den dortigen Depotcontainerstandort zu überprüfen, sahen wir im Dunkeln eine Person an den Containern. Als wir immer mehr Einsicht hatten und ich den Auslöseknopf der Kamera schon im Anschlag hatte, bemerkten wir, dass es sich gar nicht um einen Umweltsünder handelt. Am Altpapier-Container lehnte eine lebensgroße, aber kopflose Sexpuppe.“

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