Herne. Vor 75 Jahren wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit. In einer Gedenkveranstaltung erinnerten Schüler auch an die 400 Herner NS-Opfer.

„Was den Menschen an diesem Ort angetan wurde – das Leid und der Tod durch Gaskammern, mörderische Zwangsarbeit, Erniedrigungen, Hunger, Kälte, Krankheiten und medizinischen Versuche – ist unbegreiflich. Auschwitz ist ein Ort des Unfassbaren. Ein Ort, den es nie hätte geben dürfen.“ Mit diesen Worten eröffnete Oberbürgermeister Frank Dudda am Montag die Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus.

Am 27. Januar vor 75 Jahren wurden Auschwitz und die dazugehörigen Nebenlager von den sowjetischen Truppen befreit. Seit vielen Jahren gedenkt die Stadt Herne an diesem Tag der Opfer, die bei den Verbrechen der Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern ums Leben kamen.

Schüler gestalten die Gedenkveranstaltung

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Gestaltet wurde die Gedenkveranstaltung, an der unter anderem Vertreter der jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen, der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten Stephan Holthoff-Pförtner und Regierungspräsident Hans-Josef Vogel teilnahmen, von Schülern der Gymnasien Eickel und Wanne sowie der Gesamtschule Wanne.

Leise schallte die Melodie des Films „Schindlers Liste“ durch das Kulturzentrum, das fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Extra für diesen Tag übte die Band der Gesamtschule Wanne dieses sowie zwei weitere Lieder, die im Laufe der Veranstaltung vorgetragen wurden.

Oberbürgermeister lobt das Engagement

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Dass sich gerade die jungen Menschen für die Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen einsetzen, lobte Dudda: „Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen und das Gedenken an ihre Opfer ist eine Aufgabe, der wir uns kontinuierlich und in jeder Generation aufs Neue stellen müssen.“ Denn er stelle fest, dass sich Fremdenhass, Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen, die anders denken, anders glauben oder anders aussehen, zunehmend verbreite. „Der heutige Gedenktag ist nicht nur ein Tag, der an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnert, sondern uns auch verdeutlicht, dass diese Verbrechen nicht noch einmal passieren dürfen“, so Dudda.

Stephan Holthoff-Pförtner, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen (vorne, 2.v.r.), und Oberbürgermeister Frank Dudda (v.r.) nahmen an der Gedenkveranstaltung in Herne-Mitte teil.
Stephan Holthoff-Pförtner, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen (vorne, 2.v.r.), und Oberbürgermeister Frank Dudda (v.r.) nahmen an der Gedenkveranstaltung in Herne-Mitte teil. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Das zeigten auch die Schüler in der Präsentation „Ein Ort namens Auschwitz“. Im vergangen Jahr besuchten sie das Vernichtungslager in Polen und hielten ihre Eindrücke in Form eines Videos fest. Auf der Bühne kommentieren sechs von ihnen ihre Gefühle, die sie vor und nach der Reise nach Auschwitz empfanden. „Vor Auschwitz hielt ich mich für einen emphatischen Menschen. Danach fühlte ich mich wie ein unwissender Mensch. Ich empfinde Wut und Konflikt“, sagte eine Schülerin, während die Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dem Lager an der Leinwand erscheinen.

400 Herner Juden wurden im Holocaust getötet

Andere Schüler berichteten auf der Bühne über das Schicksal einiger Herner Juden. Nur wenige von ihnen überlebten den Holocaust. Die Namen der 400 Verstorbenen stehen auf dem wiedereröffneten Mahnmal auf dem Willi-Pohlmann-Platz.

Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, konnte bei der Gedenkveranstaltung in Herne nicht teilnehmen, da er einer Gedenkstunde in Auschwitz beiwohnte, ließ sich aber durch Frank Dudda entschuldigen. Auch Schuster lobte das Engagement der Schulen. Er hoffe, dass sich die Schüler der Stadt weiterhin so aktiv für eine lebendige Erinnerungskultur einsetzen.