Herne. Ihren Auschwitz-Besuch haben Schüler des Gymnasiums Wanne im Film festgehalten. Für die Vorstellung des Videos gibt es ein besonderes Datum.
Ihre Eindrücke in Worte zu fassen, fällt der Schülergruppe des Gymnasiums Wanne nicht leicht. Die Jugendlichen haben die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz besucht und zwei Tage dort verbracht. Doch sie möchten von ihren Gedanken und Gefühlen während des Aufenthaltes berichten und haben sich entschlossen, einen Film zusammenzustellen.
„In heutiger Zeit scheint es wichtiger denn je zu sein, an die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern“, sagt Claudia Rickert, die wie die gesamte Gruppe der Jahrgangsstufe Q2 angehört. Der überwiegende Teil nimmt am Leistungskurs Geschichte teil. Das Video wollen die Schüler bei der Gedenkfeier der Stadt anlässlich die Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar vorstellen.
Filmemacher unterstützte die Jugendlichen
Das Gymnasium Wanne hat zum vierten Mal einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz organisiert. In diesem Jahr fand sie mit der Sparda-Bank einen Sponsor, der die Fahrt mit 1000 Euro gefördert hat.
Während des Aufenthaltes in Auschwitz waren die Schüler in der Kunstausstellung des Überlebenden Marian Kolodziej zu Gast.
Zum Programm der Fahrt nach Polen ein Besuch der Stadt Krakau.
Für die Videoproduktion haben die Jugendlichen vorher an einem Workshop mit dem Filmemacher Julian de Manos teilgenommen.
Als die Schüler mit den Vorbereitungen für die Fahrt begannen, war es das eine, sich inhaltlich mit dem Nazi-Regime auseinanderzusetzen, einschließlich des Systems der Konzentrationslager. „Die Lehrpläne sehen diese Themen ohnehin vor“, ergänzt Sebastian Heinichen. Der stellvertretende Schulleiter hat die Jugendlichen begleitet. Um die andere wichtige Frage zu erörtern, kam die Gruppe zu einem gesonderten Treffen zusammen. „Wir haben uns vorher darüber ausgetauscht, was uns bei dem Besuch erwartet und wie wir mit dem eigenen Erleben umgehen“, sagt Lara Nikolaiski (17). Doch sicherlich habe man nicht alles im Vorhinein wissen können, gibt Ezgi Celik (18) zu verstehen. Während des Gesprächs mit der Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz fiel es Schülern schwer, Tränen zurückzuhalten.
„Erinnerungen der Zeitzeugen dürfen nicht verloren gehen“
Sie hatten sich zu dem Zeitpunkt zwar schon viele Stunden in der Gedenkstätte aufgehalten, doch durch persönliche Begegnung mit der 96-Jährigen Polin sei das Ausmaß an Leid und Qualen überdeutlich geworden, erklärt Linda Gudaqi (17).
Die Zusammenkunft hat bei den Jugendlichen angesichts des Alters der Überlebenden noch einen weiteren Gedanken angestoßen: „Die Zahl der Zeitzeugen wird immer weniger. Ihre Erinnerungen dürfen aber nicht verloren gehen“, sagt Fabian Mowinski (18). Diesen Menschen zuzuhören und sich mit ihren Berichten zu befassen, müsse einen besonderen Stellenwert haben.
Sorge um rechtsextremistische Entwicklungen
Durch den Besuch sehen sich die Schüler erst recht veranlasst, Rechtsextremismus zu verurteilen. Ohnehin stellen sie Frage, wie Leute in heutiger Zeit nach den Schrecken des NS-Terrors, rechtsradikale oder auch populistische Positionen einnehmen können.
„Die jüngsten Wahlergebnisse in einigen Bundesländern sind doch schockierend“, betont Fabian Mowinski. Er ist nicht der einzige in der Runde, der angesichts aktueller Entwicklungen in Sorge ist. „Es hat doch gezeigt, wie schnell sich Teile der Bevölkerung radikalisieren“. Einige Schüler bekennen ganz offen, dass sie eine gewisse Angst um die Zukunft haben, wenn solche rechtsgerichteten Strömungen in recht kurzer Zeit starken Zulauf finden.
Aufnahmen mit eigenen Texten unterlegen
Das Filmprojekt verstehen die Jugendlichen als ein klares Zeichen, das sie angesichts der politischen Lage setzen wollen. Ihre Aufnahmen aus Auschwitz unterlegen die Schüler mit eigenen Texten, in denen sie den Besuch aufarbeiten. Dem Vorschlag, der gelegentlich zu hören ist, Klassen zu Besuchen von KZ-Gedenkstätten zu verpflichten, steht die Gruppe indes skeptisch gegenüber. Dann bestehe die Gefahr, dass Schüler sich nicht ernsthaft genug mit dem Besuch befassen und es an Respekt gegenüber dem Ort missen lassen, geben die Jugendlichen zu verstehen.