Herne. Das mehrfach geschändete Shoah-Mahnmal in Herne wird wiedereröffnet – nach mehreren Verzögerungen. Auch ein Minister hat sich dazu angekündigt.
Das mehrfach geschändete Shoah-Mahnmal in Herne-Mitte ist restauriert und erweitert worden. Am Montag, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, wird es nach fünfjähriger Verhüllung wiedereröffnet. Vier Bronzetüren sollen das Monument künftig schützen.
Das Shoah-Mahnmal auf dem Willi-Pohlmann-Platz, 2010 eröffnet, bestand bislang aus einer Betonwand mit 400 Okularen; darunter sind die Namen der jüdischen Nazi-Opfer aus Herne zu lesen. Nachdem einige Okulare zerstört und später Farbbeutel gegen Wand und Rampe geworfen wurden sowie die Rampe bekritzel wurde, umhüllte die Stadt das Monument 2014 provisorisch. Nur an Erinnerungstagen wurde die mittlerweile gereinigte Betonwand geöffnet. Die Täter wurden nie gefasst.
Auf den Vordertüren sind die „Nahtstellen“ zu sehen
Nun soll sie wieder dauerhaft gezeigt werden, dazu wurde eine Schutzkonstruktion angebracht. Sie besteht aus vier Toren aus Bronze-Platten, die von einem städtischen Mitarbeiter am Abend vor die Wand mit den Okularen geschoben werden. Wichtig: Die Tore sind aber nicht „nur“ Schutz, sondern zugleich auch eine künstlerische Erweiterung des Monuments. Die tonnenschwere Konstruktion wurde von den Shoah-Mahnmal-Architekten Winfried Venne und Gabriele Graffunder (Wuppertal) mitgestaltet. Auf den beiden Vordertoren sind die „Nahtstellen“ zu sehen – die Orte in Herne, die auf jüdisches Lebens verweisen.
Minister und Regierungspräsident kommen zum Gedenktag
Im Zentrum steht am Montag aber nicht die (Neu-)Eröffnung des Mahnmals, sondern – wie in jedem Jahr an diesem Datum – das Gedenken an die Nazi-Opfer, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Der Ablauf sei derselbe wie in den vergangenen Jahren, gleichwohl seien die Gäste diesmal prominenter. Angesagt hätten sich zu der zentralen Gedenkveranstaltung um 12 Uhr der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen, Stephan Holthoff-Pförtner, und der Regierungspräsident von Arnsberg, Hans-Josef Vogel.
Wieder-Eröffnung musste mehrfach verschoben werden
Dreimal musste die Wieder-Eröffnung des Shoah-Mahnmals auf dem Willi-Pohlmann-Platz in den vergangenen zwei Jahren abgesagt werden. Bereits 2017 hatte der Rat beschlossen, dass das Monument eine Schutzkonstruktion erhält.
Der Baufirma gelang es aber zunächst nicht, eine Schiebe-Konstruktion für Schutztore zu bauen: Mehrfach gab es Pannen, deshalb mussten die Eröffnungstermine immer wieder abgesagt werden. Im Herner Rathaus sprach man deshalb intern schon von „Unserem Berliner Flughafen“.
Die Stadt lädt die Bürger dazu ein, am Montag gemeinsam an die Opfer der Shoah zu erinnern. Die Gedenkveranstaltung beginnt um 12 Uhr im Kulturzentrum am Willi-Pohlmann-Platz. Nach einer Rede von Oberbürgermeister Frank Dudda erinnern Schüler der Gymnasien Wanne und Eickel sowie der Gesamtschule Wanne-Eickel mit der Präsentation „Ein Ort namens Auschwitz“ an die Gräuel in dem Vernichtungslager, teilt die Stadt mit. Umrahmt werde die Veranstaltung durch Musik der Band der Gesamtschule Wanne-Eickel.
Nach dem Festakt wollen sich die Teilnehmer laut Stadt am benachbarten Shoah-Mahnmal treffen. Minister Holthoff-Pförtner und Regierungspräsident Vogel halten Reden, und mit Hanna Schmitz spreche zudem eine Zeitzeugin. Nicht zuletzt: Aaron Naor, Vorbeter der jüdischen Gemeinde Bochum – Herne –Hattingen, Superintendent Rainer Rimkus des Evangelischen Kirchenkreises Herne und der Dechant des Dekanats Emschertal, Norbert-Johannes Walter, sprechen die Gebete.
Noch kleine Restarbeiten nötig
Nach der Zeremonie wird das Mahnmal wieder verhüllt – aber nur für ganz kurze Zeit, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Die Umbauarbeiten seien beendet, nötig seien nur noch „kleine Restarbeiten“. Direkt im Anschluss soll die Betonplatte täglich zu sehen sein. Ab wann genau und zu welchen Uhrzeiten, das stehe noch nicht fest.