Auf Antrag Henryk Banskis (SPD) stimmte der Rat der Stadt gestern geheim ab.Auch die Entwürfe Heinrich Brockmeiers und Olaf Thomas' fanden Sympathisanten

Der siegreiche Entwurf: Über eine Rampe (vorn) erreicht der Betrachter des Shoa-Mahnmals eine Wand mit 400 Okularen, in denen die Namen der Opfer und, falls vorhanden, weitere Daten nachzulesen sind. Foto: WAZ, Wolfgang Quickels Foto: Archiv
Der siegreiche Entwurf: Über eine Rampe (vorn) erreicht der Betrachter des Shoa-Mahnmals eine Wand mit 400 Okularen, in denen die Namen der Opfer und, falls vorhanden, weitere Daten nachzulesen sind. Foto: WAZ, Wolfgang Quickels Foto: Archiv © WAZ

DIE ENTSCHEIDUNG ÜBER DAS SHOAH-MAHNMALDer Rat der Stadt hat gestern endgültig den Weg freigemacht für die Errichtung eines Shoah-Mahnmals auf dem vor einer grundlegenden Umgestaltung stehenden Willi-Pohlmann-Platz. Dies geschah freilich in geheimer Abstimmung, wobei sich mit 32 Stimmen der favorisierte Entwurf der Wuppertaler Designer Winfried Venne und Gabriele Graffunder durchsetzte. 18 Stadtverordnete votierten für den des Recklinghäusers Heinrich Brockmeier, sechs für den von Olaf Thomas aus Münster.

Wie mehrfach berichtet, wird das Denkmal, das dauerhaft an die Vernichtung jüdischen Lebens in Herne und Wanne-Eickel durch die Nationalsozialisten erinnern soll, im Wesentlichen aus einer Steinplatte, einer Rampe und 400 Okularen bestehen, in denen die Namen der Opfer nachzulesen sind. Die mit 92 000 Euro veranschlagten Kosten soll die Stiftung Kunst und Kultur der Herner Sparkasse übernehmen.

Der heimische Historiker Ralf Piorr hatte in jüngerer Vergangenheit gemeinsam mit mehr als 300 Herner Schülerinnen und Schülern an zahlreichen Stellen im Stadtgebiet entsprechende Gedenktafeln aufgestellt. Das Shoah-Mahnmal soll dieses Netzwerk bündeln. Oberbürgermeister Horst Schiereck (SPD): "Das ist ein Abschluss eines Weges der Erinnerung, mit dem wir ganz neue Akzente setzen - auch mit Blick auf jüngere Generationen, für die die Ereignisse schon weit entfernt sind."

Dass es schließlich nicht allein auf Venne und Graffunder hinauslief, war dem SPD-Stadtverordneten Henryk Banski (62) zu verdanken. Er begrüße es grundsätzlich, an jene "grausame Entmenschlichung" zu erinnern, sagte der Kommunalpolitiker, um sich freilich gegen den am Ende siegreichen Entwurf auszusprechen. "Ich bin kein Kunstverständiger, sondern ein Mensch mit jüdischem Herzen", bekannte Banski. "In der jüdischen Religion zählt der tiefere Sinn und nicht die äußere Kraft." Damit aber habe die "Verspieltheit" des Entwurfes nichts zu tun, "der möglicherweise keine Nachdenklichkeit, sondern einen Mangel an Pietät auslöst". Henryk Banski beantragte die geheime Abstimmung, um, wie er sagte, die Unvoreingenommenheit aller Ratsmitglieder gewährleistet zu wissen.

Daran beteiligten sich die Republikaner nicht. Ihr Sprecher Wilhelm Elbracht: "Wir sind dagegen, ich bitte darum, das im Protokoll zu vermerken." Als einen "weiteren wichtigen Schritt, würdig und eindrucksvoll an die Vergangenheit zu erinnern", wertete dagegen Günter Nierstenhöfer (Alternative Liste) das Vorhaben. Ähnlich äußerte sich Dorothea Schulte (Grüne Fraktion), die den Einsatz insbesondere Ralf Piorrs lobte und die Verweigerungshaltung der Republikaner als "unverantwortlich" bezeichnete.

Verständnis für die Ausführungen Henryk Banskis zeigten Andreas Ixert (Die Linke) und CDU-Fraktioschef Markus Schlüter, der zu bedenken gab, dass man über Kunst "lange streiten" könne - weshalb die geheime Abstimmung tatsächlich der richtige Weg sei. Sein SPD-Kollege Dr. Frank Dudda vertrat die Ansicht, dass das Venne-Werk "nachfolgenden Generationen ein zeitgemäßes Gedenken" ermögliche und sich "mit Blick auf jüdisches Traditionsleben verantworten" lasse.