Herne. In Herne ziehen nicht nur Kinder als Sternsinger durch die Straßen. Erwachsene Heilige Drei Könige haben Kranken und Babys den Segen gebracht.

Drei Könige, die kommen, um ein Baby zu sehen. Ein Bild mit viel Tradition und Symbolik, das sich gestern nicht an einer Krippe, sondern im Marienhospital irgendwie wiederholte. Denn die Sternsinger bringen an diesem Tag den Patienten ihren Segen – auch dem kleinen Maximilian, der gerade einmal seit zwei Tagen auf der Welt ist. Eine „schöne Geste“, freut sich Mutter Sandra Kolanek über den besonderen Besuch.

Bereits seit vier Jahren besucht Dominik Mutschler, Gemeindereferent in St. Dionysius, mit anderen erwachsenen Sternsingern Menschen, die rund um den 6. Januar nicht zuhause den Segen erhalten können. „Wir hatten nicht genug Kinder, da haben wir Erwachsenen das gemacht und Spaß daran gefunden.“ Und nun ist es schon eine kleine Tradition.

Sternsinger rühren einige Patienten zwischen Onkologie und Geburtsstation

Baby Maximilian ist erst wenige Tage alt, als er den Segen der Heiligen Drei Könige erhält. Auch Cousine Maja (l.) und Schwester Amelia freuen sich.
Baby Maximilian ist erst wenige Tage alt, als er den Segen der Heiligen Drei Könige erhält. Auch Cousine Maja (l.) und Schwester Amelia freuen sich. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Einige Menschen bleiben stehen und zücken ihr Smartphone für ein kleines Video oder Foto als am Montagmorgen zehn erwachsene, verkleidete Könige singend ins Foyer des Krankenhauses laufen. Rainer Schmidners aus Wanne-Eickel greift sofort zum Portemonnaie für eine kleine Spende, die in diesem Jahr in Richtung Libanon geht. „Ich bin zwar von einer anderen Konfession, aber ich finde das trotzdem gut“, sagt der 71-Jährige. Und nun, wo er heute ins Krankenhaus muss, kommt der Segen vielleicht besonders gelegen.

Nicht selten seien Patienten, die sich irgendwo zwischen der Onkologie und Geburtsstation gerade in einer Ausnahmesituation befänden, zu Tränen gerührt, sagt Dominik Mutschler. Auch der seelsorgerische Gedanke spiele dabei eine Rolle. Nach dem Marienhospital sollte es weiter gehen zum Hospiz und ins Evangelische Krankenhaus.

Auch nicht gläubige Patienten freuen sich über den Besuch

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Auf den Stationen teilen sich die Sternsinger auf. Sie klopfen an die Türen der Patienten, wünschen ein frohes neues Jahr und singen „Seht ihr unseren Stern dort stehen“. Rolf Buchwald freut sich über den Besuch: „Das ist eine schöne Tradition“, sagt der Katholik aus Börnig. „Für jeden, der hier liegt, ist das eine tolle Sache.“

Nicht jedem ist der Segen an diesem Morgen wirklich wichtig, nicht alle sind gläubig. „Wir wissen, wie wir mit den Reaktionen umgehen können“, sagt Vikar Christian Schmidtke, wenn vielleicht auch mal eine Tür zu bleibt. Für Kinder wäre es schwieriger. Aber in den meisten Fällen zaubert der Besuch den Patienten ein Lächeln ins Gesicht – Glaube hin oder her.

Erstmals in ökumenischer Zusammenarbeit mit Kreuzkirche

Gleich zehn erwachsene Sternsinger besuchten in Herne Patienten.
Gleich zehn erwachsene Sternsinger besuchten in Herne Patienten. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Die Kirche kommt zu den Menschen – ohne dass man die Tür selbst öffnen muss“, sagt Pfarrerin Katja Lueg von der Kreuzkirchengemeinde, die an diesem Tag ebenfalls mit Krone auf dem Kopf über die Station tigert, was im warmen Gewand eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit ist. Zum ersten Mal ist sie dabei, denn erstmals unterstützt die evangelische Gemeinde die eigentlich katholische Tradition. „Der Segen hat keine Konfession“, davon ist Katja Lueg überzeugt und möchte die Aktion auch in den kommenden Jahren unterstützen.

Dann sollen auch mehr evangelische Kinder in den Gruppen mitlaufen. Dieses Jahr sei die Planung etwas zu kurzfristig gewesen, nur wenige evangelische Kinder haben sich noch gemeldet. Die Konfession scheint auch im Marienhospital keine wirkliche Rolle zu spielen. Es freut sich genauso ein 88-jähriger Patient aus Soest, der nach eigenen Angaben konservativer Katholik ist, wie der 38-jährige Kai Schering aus Herne-Mitte, der „kein religiöser Mensch ist“. Dennoch sagt er: „Es ist eine schöne Tradition und gerade für die Menschen hier, gerade für ältere Leute, ist es was Schönes.“