Herne. Hans-Joachim Trappe, Direktor der Kardiologie am Marien Hospital Herne, blickt 2019 auf eine 50-jährige Tätigkeit als Organist zurück.
Wenn man bei einem Kardiologen von einer Herzensangelegenheit spricht, liegt die Vermutung doch sehr nahe, dass es sich um seinen Beruf handelt. Bei Prof. Hans-Joachim Trappe, Direktor der Kardiologie und Angiologie, ist es das Orgelspiel. Und das ist nun seit 50 Jahren seine Herzensangelegenheit.
Fragt man Trappe danach, warum es ihm die Orgel angetan hat, so verweist er auf eine „familiäre Vorbelastung“. Er sei in seiner Familie inzwischen in der fünften Generation Organist. „Das scheint offenbar normal zu sein“, sagt er im Gespräch mit der WAZ-Redaktion.
Vielfalt der Register und Klangfarben faszinieren Hans-Joachim Trappe
Allerdings hat seine musikalische Ausbildung mit einem kleineren Instrument begonnen. Im Alter von neun Jahren begann sein Klavierunterricht in seiner Heimatstadt Duderstadt. Seine Faszination für die Orgel packte Trappe, als er erlebte, wie im Eichsfelder Dom die Creutzburg-Orgel restauriert wurde. „Ich fand die große Barockorgel toll“, so Trappe. So begann mit 15 Jahren seine Ausbildung an der Orgel. Das Lernen habe er nie als Belastung empfunden, noch heute sei er begeistert von der Vielfalt der Register und der Klangfarben. Und als Schüler beschränkte er sich längst nicht nur auf den Unterricht beim Kantor. Stunde um Stunde verbrachte er an „seiner“ Orgel, denn er hatte einen Schlüssel. Schnell begleitete er Gottesdienste an der Orgel.
Allerdings: Für ihn stand früh fest, dass das Orgelspiel immer ein Hobby bleiben würde, seit der ersten Herztransplantation 1967 stand für Hans-Joachim Trappe fest, dass er Kardiologe werden will.
Der Kardiologe hat alle Konzerte ehrenamtlich gespielt
Doch Trappe kann wohl guten Gewissens von sich sagen, dass er sein Hobby meisterhaft beherrscht, was sich nicht nur in der Tatsache spiegelt, dass er - gerade während seines Medizinstudiums - an verschiedenen deutschen Kirchen Orgelvertretungen übernommen. 5 Mark habe er damals für eine Messe bekommen, danach habe er nie wieder einen Cent genommen. Alle Konzerte und CD-Produktionen habe er ehrenamtlich gespielt, er habe Hobby und Beruf immer strikt getrennt.
Musik und ihr Einfluss auf Herz und Blutdruck
Seine Passion als Organist und für seinen Beruf als Herzmediziner verbindet Hans-Joachim Trappe für den guten Zweck. Inzwischen hat er drei CDs mit Orgelmusik unter dem Titel „Herztöne“ für die Deutsche Herzstiftung eingespielt.
Er habe schon früh als Organist vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen Musik und Herzgesundheit gibt. In seiner Zeit in Hildesheim habe er nach dem Gottesdienst immer ein kurzes Orgelkonzert gegeben - und festgestellt, dass die Besucher bei manchen Komponisten sitzen blieben und bei anderen schnell gingen.
Im weiteren Verlauf seiner medizinischen Laufbahn hat Trappe die Wirkung von unterschiedlichen Musikstilen unter anderem auf die Herzfrequenz und den Blutdruck untersucht und herausgefunden, dass Musik - je nach Stilrichtung - günstige Effekte haben kann.
Und Konzerte sind im Laufe der Jahrzehnte viele zusammengekommen. Wie viele es bislang waren, kann Trappe nicht mehr nachvollziehen, allerdings habe er an den berühmtesten Orgeln weltweit gesessen. Eine kleine Auswahl: St. Patrick’s Cathedral in New York, Maria Madre della Famiglia im Vatikan, Erlöserkirche in Jerusalem, St. Stephans-Dom in Passau, wo die größte Domorgel der Welt steht, oder St. Sulpice in Paris. Auch wenn er zu diesem Zeitpunkt schon äußerst erfahren war: Das Konzert im Vatikan habe ihn schon ehrfürchtig gemacht, denn bei den Zuhörern handelte es sich auch um Kardinäle. Einen offenen Wunsch habe er übrigens nicht mehr. Er habe an allen berühmten Orgeln gespielt.
Trappe schätzt auch die Orgeln in Herne
Auch wenn er an vielen Kirchenorgeln konzertiert hat: mit den Profis dieses Fachs, von denen er viele kennt, will er sich nicht vergleichen. „Man denkt, man ist ein ganz kleines Licht“, beschreibt er seine Selbsteinschätzung. Interessant: In all den Jahren hat Trappe, Jahrgang 1954, nie eine größere Pause eingelegt, das Orgelspiel habe ihn immer begleitet. Auch weil er zu Hause spielen konnte.
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Bei all den berühmten Kirchenorgeln in aller Welt - er kennt und schätzt auch die Orgeln in Herne. Die Kreuzkirche verfüge über ein schönes Exemplar. Auch in Bonifatius und St. Peter und Paul in Börnig hat er gespielt.
Jede Orgel sei einzigartig, weiß Trappe, jede habe ihren eigenen Charakter, auf den man sich einstellen müsse. Nicht immer gelinge das. „Manche Orgeln sprechen einen nicht an“, so Trappe.
An den Weihnachtsfeiertagen wird Hans-Joachim Trappe nicht an der Orgel sitzen, am 15. Dezember hat er in Kevelaer sein letztes Konzert in diesem Jahr gegeben. Doch im kommenden Jahr werden sich weitere Konzerte folgen.