Herne. . Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe ist zu Gast in der St. Patrick’s Cathedral. Seine neue Studie belegt: Klassische Musik senkt den Blutdruck.

Sein Herz schlägt nicht nur für die Kardiologie, sondern auch für die Musik: Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe, Klinikdirektor der Medizinischen Klinik II des Marien Hospital, spielte bereits auf der berühmtesten Orgel der Welt in Paris und gab Konzerte im Kölner Dom, in der Erlöserkirche in Jerusalem und im Vatikan. Am kommenden Sonntag ist Trappe in der New Yorker St. Patrick’s Cathedral, dem Sitz des Erzbischofs von New York, zu Gast.

Konzert in der wichtigsten Kathedrale

„Es ist eine große Ehre für mich, dass ich in der für die Amerikaner wichtigsten Kathedrale der USA ein Konzert spielen darf“, sagt Prof. Trappe. Allerdings sei jeder Auftritt für ihn etwas ganz Besonderes. „Ich freue mich, wenn ich mit meiner Musik die Menschen berühren kann.“

Aber auch als Kardiologe interessiert sich Prof. Trappe für die Effekte von Musik. Denn sie habe einen direkten Einfluss auf unser Herz-Kreislauf-System. Studien zeigten, dass objektive Parameter, wie die Herzfrequenz durch sie beeinflusst werden könnten, so Trappe. Der Klinikdirektor sieht hier große Chancen, die Behandlungsmöglichkeiten von Herzkrankheiten weiter zu verbessern. So kommt schon in vielen Herzkatheterlabors Musik zum Einsatz, seit ihr positiver Einfluss während eines Eingriffes nachgewiesen wurde.

Mediziner hat zwei eigene Studien durchgeführt

Jetzt hat der Mediziner zwei eigene Studien in seiner Klinik durchgeführt, um die Bedeutung von Musik unterschiedlicher Komponisten auf das Herz-Kreislauf-System weiter zu erforschen. Dass sich Mozart oder Bach positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkten, sei belegt. Nun habe man wissen wollen, wie es sich mit anderen Musikstilen verhalte. Dafür wurden an der Kardiologischen Klinik des Marien Hospital Herne in zwei Studien 240 Probanden ohne Herzprobleme untersucht. Diese wurden jeweils in eine Studiengruppe „mit Musikhören“ und eine Kontrollgruppe „ohne Musikhören“ unterteilt. In der einen Studie hörten die Teilnehmer entweder die Orchestersuite No. 3 von Bach oder den Song „Indestructible“ der Rockband Disturbed. Die Probanden der zweiten Studie kamen in den Genuss von Mozart, Strauss oder der Popgruppe Abba. Auch Geräusche wie Babygeschrei, der Lärm einer Kettensäge, eines Staubsaugers oder eines Presslufthammers kamen zum Einsatz.

Klassische Musikstücke haben beste Ergebnisse

Auch in der Studie des Herner Kardiologen erzielten die klassischen Musikstücke die besten Effekte. Beim Hören von Bach konnte eine deutliche Senkung des systolischen und diastolischen Blutdrucks nachgewiesen werden und auch eine Senkung der Herzfrequenz. Die deutlichste Senkung der Herzfrequenz bewirkte Mozart. „Besonders günstig für eine therapeutische Anwendung sind ruhig dahinfließende Kompositionen von Bach, Mozart oder italienischen Komponisten. Allerdings sollte man hier auch immer die individuellen musikalischen Vorlieben berücksichtigen“, so Trappe.

Kardiolog im Marien Hospital Herne: Prof. Trappe.
Kardiolog im Marien Hospital Herne: Prof. Trappe. © Ralph Bodemer

„Musik mit vielen abrupten Wechseln und Sprüngen wie Technomusik oder Heavy Metal erzeugen Aufmerksamkeit im Gehirn und dadurch einen kurzen Moment der Alarmbereitschaft. Das ist natürlich kontraproduktiv für Entspannung.“ Jedoch konnten die Mediziner zumindest für das Heavy-Metal-Stück leichte positive Effekte auf den Blutdruck nachweisen. Nur für die Songs von Abba konnten keine oder nur geringe Wirkungen festgestellt werden - möglicherweise weil Abba zum Tanzen anregt und so die Aktivität der Nerven im Gehirn stimuliert.

Trappe glaubt daran, dass die Erkenntnisse der Studie medizinisch nutzbar gemacht werden können. So könnte Musik möglicherweise als eine Behandlungsform eingesetzt werden, zum Beispiel bei Bluthochdruck. Hier bedürfe es allerdings noch weiterer Forschung.

>>> ZUR PERSON

Hans-Joachim Trappe wurde 1954 in Castrop-Rauxel geboren und bekam im Alter von neun Jahren erstmals Klavierunterricht.

Er ist seit 1996 Direktor der Medizinischen Klinik am Marien Hospital Herne.

Als Organist hat er viele Konzerte im In- und Ausland gegeben und etliche CDs an berühmten Orgeln eingespielt.