Herne. Pelze und Leder gibt es bei Wältermann für bis zu 7500 Euro. Die Exklusivität sieht das Fachgeschäft aber nicht im Preis, sondern im Service.
Wenn man hier einkaufen möchte, wartet schon am Eingang eine kleine Überraschung. Ein Kunde muss nämlich erst einmal klingeln. Das passt zu dem exklusiven Charakter des Geschäftes Wältermann, ein Haus für „Mode in Pelz und Leder“, wie sich das Traditionsunternehmen an der Hauptstraße in Wanne nennt. Der Grund für die Schelle ist aber dann doch eher rein praktischer Natur, wie Kürschnermeister Klaus Wältermann, Enkel des Firmengründers, erklärt. „Wir sind die meiste Zeit in der Werkstatt tätig“ und dort bekomme man ansonsten nicht mit, ob ein Besucher das Geschäft betrete.
Wenn der 67-Jährige von „wir“ spricht, ist damit auch der jetzige Inhaber Edward Chrobok gemeint, der inzwischen die Geschicke lenkt. „Ich bin jetzt sein Angestellter“, sagt Wältermann mit einem Augenzwinkern. Er wirke noch immer dann mit, wenn es der Bedarf erfordere. Dabei sind der frühere und jetzige Chef vom Fach, Chrobok hat das Kürschnerhandwerk in seiner Heimat Oberschlesien erlernt, und kam Mitte der 80er Jahre nach Deutschland oder genauer gesagt nach Wanne.
Preise für einige Modelle liegen bei etwa 2000 Euro
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Die Zeiten von damals und die von heute, die lassen sich kaum vergleichen, betonen beide. Früher seien Pelze in einer Zahl verkauft worden, dass man Nachtschichten habe einlegen müssen, um den Bedarf zu decken. Doch das habe sich bekanntlich enorm gewandelt, „wobei man feststellen muss, dass Pelze nicht vollkommen aus der Mode gekommen sind“, erklärt Wältermann.
Mancher, der noch welche besitze oder geerbt habe, wolle durchaus damit noch Geld verdienen. Das Material werde dann aufgekauft und für ein „Upcycling“ verwendet, um daraus Felle, Decken oder auch wieder Mäntel zu fertigen. Die Preise für solche Modelle liegen bei etwa 2000 Euro, bei den Angaben sind aber sowohl Wältermann als auch Chrobok ganz vorsichtig. Es komme immer sehr stark auf die genaue Passform und die Wünsche an.
Verkauf in aller Herren Länder
„Materialien stammen ausschließlich aus Europa“
Der Kürschnermeister Hugo Wältermann gründete 1895 an der damaligen Hindenburgstraße 325 das Fachgeschäft. Von seinen zehn Kindern entschieden sich sieben, in die Fußstapfen des Vaters zu treten und ebenfalls das Kürschnerhandwerk zu erlernen.
Klaus Wältermann übernahm den Laden 1988, Edward Chrobok folgte 2017.
Die gesamten Materialien, die zum Einsatz kommen, stammen aus Europa, betont der heutige Inhaber. „Ware aus China ist nicht darunter“. Nerze beziehe man beispielsweise aus den skandinavischen Ländern.
In der Maßanfertigung liegt der besondere Service des Geschäftes, zu dem Kunden aus dem gesamten Ruhrgebiet anreisen, aber auch aus Norwegen, der Schweiz oder Kalifornien. „Zugegeben handelt es sich hier meist um Leute, die einen verwandtschaftlichen Bezug zur Gegend haben“, schmunzelt Klaus Wältermann. Durch den Online-Shop habe man sich zusätzliche Kundenkreise erschließen können, sagt Chrobok und verkaufe Ware in aller Herren Länder oder finde Interessenten in der Nähe. Neulich habe die Freundin eines Bodybuilders ein Weihnachtsgeschenk für ihren Liebsten gefunden. Auf der Webseite suchte sie sich ein Standardmodell aus, das aber aufgrund des Brustumfanges des Mannes nicht passen konnte. „Bei uns im Laden haben wir dann die genauen Maße ermittelt“.
Zu anderen Zeiten gingen wohl so gut wie alle Unternehmerfamilien von Rang an der Hauptstraße 352 ein und aus. Heute gewinne man aber durchaus auch ein Publikum, das an nachhaltiger Ware Interesse habe und dabei auf wiederverwertete Materialien zurückgreife, betonen die beiden Kürschnermeister.
Dass ein Kunde einen Mantel mit ganz neuem Pelz haben wolle, erlebe man so gut wie gar nicht mehr. Wenn sich jemand dafür entscheiden sollte, dann müsse er mit 5000 oder 6000 Euro rechnen. Persianer, die einst als besonders angesagt galten, finden heute keine Abnehmer mehr, erläutern die Fachleute. Dann sei es noch eher der Nerz, der genommen werde.
Eine Marke, die einst die Zaren trugen
Zu den teuersten Stücken, die Wältermann aufzubieten hat, dürfte ein Zobel gehören. „Hier hat Russland das Markenrecht“, erklärt der Kürschnermeister. Schon die Zaren trugen einst Mäntel der Nobelmarke. Das Modell im heimischen Sortiment ist Second-Hand-Ware, rund 30 Jahre alt und kostet 7500 Euro. Da zeigen dann die beiden Geschäftsleute auch gern auf Mäntel aus echtem Nubukleder mit Winterfell, für knapp ein Fünftel, 1300 Euro, zu haben. Echte Lederjacken gibt’s auch für 400 Euro.
Wer sich im Übrigen im Laden von Wältermann einfindet, dem serviert der Chef auch gern einen Kaffee und dazu gibt’s Schokolade. „Die Leute mit schönen Dingen glücklich machen“, so verstehe er sein Ansinnen, sagt Klaus Wältermann.
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